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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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Hand unter dem Bett«, brummte er mit verstellter Stimme. Er lachte abermals. Als er weitersprach, spürte Ciara Angst. Bisher hatte sie das seltsame Gefühl gehabt, trotz allem mächtiger als er zu sein, jetzt begann sie, daran zu zweifeln.
    »Mich dürstet, ich habe Hunger und brauche Nahrung. Seelennahrung.« Unter der Kapuze leuchteten seine Augen wie glühende Kohlen. »Er sucht dich, das spüre ich, aber du versiegelst deine Gedanken vor mir – und ihm. Nicht wahr? Das kannst du gut.« Er kicherte.
    »Von wem redest du?«
    »Paul«, hauchte er den Namen, und Ciara bildete sich ein, in seiner Atemwolke schwarze sich windende Würmer zu entdecken.
    Ihr Herz schlug schneller und die Furcht schnürte ihr die Kehle zu.
    »Ich brauche ihn. Nur deshalb bist du hier. Glaubst du, all das ist Zufall?« Er lachte sie aus.
    »Warum nimmst du nicht mich?«
    »Später, meine Liebste. Später. Nur Geduld.«
    Ciara versuchte, die in ihr aufsteigende Panik zu verdrängen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Es gab eine Chance, aus all dem hier herauszukommen, aber wo schlummerte die Fähigkeit in ihr, diese auch zu nutzen? Zeit zu schinden, erschien ihr zunächst die einzige Möglichkeit.
    »Was macht Paul zu etwas Besonderem?«
    »Oh, ihm gebührte die Ehre, dein Märchenprinz zu sein, meine Liebste. Ich bin ihm zuvorgekommen. Manchmal macht es Spaß, der Bestimmung in den Arsch zu treten. Findest du nicht?«
    Ciara starrte ihn entsetzt an. Die Worte, die Paul von seiner Aufgabe erwähnt hatte, krochen in ihr Bewusstsein, versteckten sich aber noch hinter einem dichten Nebel.
    »Nun«, erklärte der Unbekannte weiter, »seine Macht öffnet mir weitere Türen.«
    »Und was ist mit mir? Töte mich, dann erhältst du mehr Macht, als er besitzt!«
    »Du willst für ihn sterben? Ach, wie süß!«
    Er beugte sich zu ihr hinunter. Mit einem seiner Finger schob er Ciara eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dabei spürte sie seine Fingerkuppe auf ihrer Haut, deren Struktur der von Paul ähnelte.
    »Du weißt ja so wenig.« Er stellte sich wieder aufrecht hin.
    »Dann erkläre mir doch, was ich wissen muss«, forderte Ciara.
    Er ging auf und ab. Seine Bewegungen nahm Ciara verstärkt wahr. Das Rascheln des Umhangs erschien ihr wie das Kreischen eines Vogelschwarms, seine Schritte klangen, als schlage jemand auf einen Amboss.
    »Hast du die Kette meiner Mutter aus der Urne gestohlen?«
    »Natürlich!«
    »Wann?«, wollte Ciara wissen. Die Wut ließ ihre Stimme tiefer klingen.
    »Oh, du kannst ja auch böse werden. Wie sexy! Das macht mich ja fast noch mehr an als dein Kreischen in unserer gemeinsamen Nacht. Ich habe die Kette an mich genommen, noch bevor der Bestattungsunternehmer die Urne eingrub. Wo hast du sie denn jetzt?«
    »Das geht dich nichts an! Warum hast du mir die Kette gegeben?«
    »Mein Fruchtbarkeitsgeschenk. Edel, nicht wahr?« Er wartete keine Antwort ab. »Ja, so bin ich, ein wahrer Gentleman. Außerdem bist du natürlich ihre Erbin, und somit gehört dir das Auge der Morgane.«
    Ciara hielt den Atem an. Die Wiedergeburt der Morgane – ihre Mutter?! Das waren nur Träume, keine Realität. Oder doch? Sie verdrängte den Gedanken daran. »Warum hast du das Mädchen getötet?«
    »Mädchen? Welches Mädchen?« Er stoppte und schaute in ihre Richtung.
    »Tu doch nicht so scheinheilig!«
    »Ah! Das, mit dem du mich beobachtet hast? Und du glaubst, das war das einzige?« Er lachte grell. Ciara wünschte sich, ihre Ohren zuhalten zu können.
    Er beugte sich zu ihr hinunter und zischte leise: »Können wir unser Handeln stets rechtfertigen oder verstehen?« Und lauter, als er sich aufrichtete: »Es macht Spaß. Reicht dir das als Erklärung?«
    Ciara senkte den Kopf. Als sie diesmal aufblickte, stand er so dicht vor ihr, dass der Dunst in ihre Nase drang, den sie schon während des Überfalls an seinen Händen gerochen hatte.
    »Warum in dieser Nacht …« Ihre Stimme brach.
    »Dein neunzehnter Geburtstag, nicht wahr?«
    Ciara nickte.
    »Die Nacht, in der der Vollmond wie zur Stunde deiner Geburt am Firmament leuchtete.« Theatralisch hob er die Hände gen Decke, als stünde dort der Mond. »Und der Tag, der sich alle neunzehn Jahre wiederholt. Der Tag, an dem du deine Ernennung erhalten hast, um die Fähigkeiten der in dir ruhenden Seelen zu erweitern und das Erbe deiner Mutter anzunehmen.«
    Er lächelte und senkte die Arme. »Gut, dass er das nicht wusste.«
    »Wer?«
    Aber er gab Ciara keine Antwort, sondern säuselte nun wie

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