Ciara
seiner Spezies. Er verfügte über ähnliche Gene wie Paul oder Ciara, doch folgte er nicht seinem natürlichen Überlebenstrieb, sondern suchte weltweit nach Menschen seiner Art. Für viel Geld kaufte er seine Artgenossen ein, nicht ausschließlich, um sie zu töten und ihre Macht zu erlangen, sondern insbesondere für Forschungszwecke. All die Menschen, die hier in dem Institut lebten, standen unter Smith’ telepathischer Kontrolle.
Und überall auf der Welt hat er seine Beobachter in nahezu jedem wichtigen Berufszweig postiert, die ihn über mysteriöse Todesfälle unterrichteten oder die Lebensweise von Verdächtigen ausspionierten, um herauszufinden, ob sie zu seiner Spezies gehörten. Paul wollte nicht darüber nachdenken, was das bedeutete. Der Macht des alten Mannes konnte nur eine gewachsen sein: Ciara.
Fear war eines der Versuchskaninchen mit ähnlichen Fähigkeiten, wie Paul sie besaß. Sein Auftrag lautete, Ciara zu töten, ihre Gabe zu übernehmen und ins Institut zurückzukehren. Doch Fear verweigerte die ihm aufgezwungenen Anweisungen.
Seufzend setzte sich Paul auf sein Bett und starrte aus dem Fenster. Er versuchte die Karten, die sich wie ein Memory in seinem Kopf zusammenfanden, wieder zuzudecken, doch es gelang ihm nicht. Die gleichen Bilder, die er erst vor Kurzem in Fears Gehirn gefunden hatte, waren auch in dem von Smith verankert. Die erste Karte klappte gegen seinen Willen auf und zeigte Ciara. Paul schloss die Augen, aber ihr Gesicht verschwand nicht. Es war Fears Gedanke, ein Phantombild, das ihm die Suche nach ihr vereinfachen sollte. Ein Windstoß in seinem Kopf legte die nächste Karte frei, wieder Ciara, diesmal gehörte diese Erinnerung Smith. Er dachte unentwegt an sie, schien besessen von ihren Fähigkeiten zu sein. Paul vermutete, dass Smith auch einen seiner Handlanger im Krankenhaus untergebracht hatte, um mehr über ihn herauszufinden. Vielleicht war es sogar Hendrik – der Chefarzt der Intensivstation. Mit einer Hand rieb sich Paul über die Stirn und hoffte, so nicht mit dem nächsten Bild konfrontiert zu werden, doch es öffnete sich. Wo waren seine Fähigkeiten an diesem Ort? Warum war er nicht einmal mehr in der Lage, grausame Szenen aus seinem Gedächtnis zu verdrängen?
Blut sah er, nur Blut, das von irgendwo auf einen Boden tropfte. Wie von selbst legte sich ein Bild aus dem Kopf Fears daneben, hier war die Blutlache auf dem Boden größer. Das Teil passte nicht exakt, jedoch in die Abfolge hinein.
Ein Skalpell – bei Fear sauber und blinkend, bei Smith blutverschmiert. Ein Schrei untermalte die aus Smith’ Gehirn gesogenen Erinnerungen. Paul zuckte zusammen, er zitterte und wusste, egal, wie er sich verhielt, Smith war in der Lage, seine Kräfte und Fähigkeiten zu erlangen, mit nur einem Ziel: Ciara zu bekommen!
8. Tag
»Das Frettchen hat mir auf die Klamotten gepisst.«
Ciara füllte den Tank der Kaffeemaschine mit frischem Wasser, als er die Küche betrat und das feuchte, stinkende Wäscheknäuel mit ausgestrecktem Arm vor sich her trug und in den Mülleimer beförderte. Das auf dem Tisch sitzende und Cornflakes knabbernde Frettchen strafte er mit einem bösen Blick.
»Ich habe die halbe Nacht darüber nachgedacht. Wir werden die Driving Snakes um Hilfe bitten«, teilte er Ciara mit.
Sie drehte sich zu ihm um und hakte nach: »Die Driving Snakes?«
Mike hatte Ciara gebeten, einige wichtige Sachen einzupacken. Er selbst telefonierte mit vier Brothers der Driving Snakes, auf die er sich auch in solch einer Situation verlassen konnte. Nach einer Stunde hatte Mike alles erledigt, und Ciara wartete bereits mit gepackten Taschen und einem schlafenden Frettchen in Pauls Wagen.
Sie fuhren ohne Umwege zur Eisenbahnbrücke – einem beliebten Treffpunkt der Biker, an dem jedoch um diese Jahreszeit nur selten viel los war. Obwohl Ciara Mike mehrfach darauf hinwies, dass sie verfolgt wurden, fuhr er weder schneller noch nahm er dubiose Abkürzungen. Er parkte den Wagen am Waldrand an der Brücke und sah Body und Cooky auf ihren schweren Maschinen sitzen, Red lehnte lässig über dem Lenker seiner Harley. Er sog an seiner Zigarette und schaute nun zu ihnen hinüber. Als Mike ausstieg, drückte Red die Kippe an seiner dicken Stiefelsohle aus und warf sie fort. Die beiden anderen sprangen von ihren Maschinen und gingen Mike entgegen. Nacheinander begrüßten sie sich, indem sie die rechten Hände in der Luft zusammenklatschten, sich danach umarmten, auf
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