Ciara

befindet!
     
    »Und bis dahin ist diese Sache erledigt, von der du am Telefon gesprochen hast?« Bill warf Mike einen fragenden Blick zu, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte.
    »Das wird sie«, antwortete Ciara vom Rücksitz.
    Bill schickte ihr einen strafenden Blick durch den Rückspiegel. »Tu mir einen Gefallen, Lady. Quatsch nicht dazwischen, wenn ich mit Doc spreche, klar?«
    »Warum nicht? Bist du das Gesetz? Oder ist es nur dir vorbehalten, den Schnabel zu öffnen«, stichelte Ciara.
    »Das geht dich absolut nichts an.«
    »Sie ist nicht so wie die anderen, Bill.«
    »Du weißt, wie ich zu Weibern stehe – vor allem zu solchen.« Er grummelte etwas vor sich hin, was Mike nicht verstand, Ciara jedoch vernommen zu haben schien.
    »Dir ebenso«, sagte Ciara und schaute schmunzelnd aus dem Seitenfenster.
    Erschrocken zuckte Mike zusammen. Er drehte sich um und bedeutete Ciara mit flehendem Blick, ihre Worte mit Bedacht zu wählen.
    »Ich hasse Weiber, die zu allem ihren Senf dazugeben müssen, sogar zu meinen Gedanken«, sagte Bill.
    »Seit wann werden Gedanken ausgesprochen?« Die Ironie in ihrer Stimme würde Bills Puls weiter in die Höhe schnellen lassen. Mike kannte seinen Kumpel zu gut, um daran zu zweifeln.
    »Sag ihr bitte, dass sie die Klappe halten soll!«
    »Bill, beruhig dich, sie ist in Ordnung.«
    »Weiber sind nie in Ordnung, verräterische Schlampen oder eingebildete, geldgeile Tussis – oder beides!«
    »Mike hatte ja schon ein kleines Problem mit Frauen, aber deines scheint größer zu sein. Musstest du länger auf weibliche Zuwendung verzichten, du Ärmster?«
    Lautstark sog Mike die Luft ein, er schaute zu Bill hinüber, dessen rot verfärbte Ohrmuscheln das Schlimmste befürchten ließen. Bevor er jedoch zurückschlagen konnte, drang das Fiepen eines Tieres an ihre Ohren.
    »Was ist das?« Bill schaute sich hektisch um. »Das kommt von dir!« Mike fühlte sich ertappt, er zog den Reißverschluss seiner Jacke auf und befreite das Frettchen aus seinem engen Gefängnis.
    »Das ist nicht dein Ernst! Doc …«
    »Bestimmt muss es mal«, unterbrach Ciara ihn.
    »Ich hasse Tiere«, stellte Bill fest.
    »Mehr als Frauen?«, fragte Ciara.
    Bill riss den Lenker scharf nach rechts und trat auf dem Seitenstreifen so heftig in die Bremse, dass sie alle nach vorne flogen und die Sicherheitsgurte ruckartig einrasteten.
    »Raus«, Bill sprach mit so leiser, mühsam beherrschter Stimme, dass Ciara begann, eine Entschuldigung zu formulieren, doch er beachtete sie nicht. »Raus!«, rief er jetzt und würdigte dabei weder Mike noch Ciara eines Blickes.
    »Bill, bitte, sie hat das nicht so gemeint«, versuchte Mike ihn zu beschwichtigen.
    »Ich denk, das Vieh muss mal. Also könnt ihr es ja dabei begleiten. Raus jetzt!«
    Argumente würden im Augenblick nichts nützen, darum öffnete Mike die Tür und stieg aus. Ciara folgte ihm. Sie hatte die Tür noch nicht zugeschlagen, da brauste Bill mitsamt ihrem Gepäck davon.
    »Er kommt gleich wieder«, versicherte Mike und setzte das Frettchen auf den Boden, das eilig im kniehohen Gras des Grünstreifens verschwand.
    »Entschuldige«, bat Ciara.
    »Er fährt jetzt eine Runde, reagiert sich ab und kommt zurück«, bekräftigte Mike leise und riet dann lauter: »Zügle deine Zunge! Bill ist extrem empfindlich, was Frauen betrifft. Seine erste Frau hat ihn über Jahre hinweg betrogen, seine zweite ist mit seinem Bruder und seinem Geld abgehauen und eine Kollegin hat eine Falschaussage gegen ihn gemacht – seitdem ist er vom Dienst suspendiert.«
    »Kein Grund, alle Frauen zu hassen, oder?«
    Mike antwortete nicht.
    »Bist du sicher, dass er zurückkommt?«
    Ein kalter Wind wehte über die Autobahn, riss an Ciaras Haaren. Sie klappte den Kragen ihrer Jacke hoch und vergrub Nase und Mund unter dem Rollkragen des dunkelblauen Pullovers. Ihre Hände steckte sie in die Hosentasche. Mit hochgezogenen Schultern stakste sie den Seitenstreifen zehn Meter entlang und zu Mike zurück, wobei sie jeden Meter in die Höhe hüpfte. Mike beobachtete sie und fragte sich wiederholt, was ihn dazu bewegte, ihr zu helfen. War es ihre Ausstrahlung? Die Abenteuerlust? Oder hatte sie ihn doch mit ihren Fähigkeiten hypnotisiert und zu alldem gezwungen, ohne dass er es bewusst wahrnahm?
     
    Die schwarzen Gardinen verschluckten die frühen Sonnenstrahlen. Paul lag auf der Seite, seufzte leise, gähnte ein wenig lauter und drehte sich auf den Rücken. Er zwang sich, die Augen zu