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Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt

Titel: Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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gegessen?«
    »Nee. Die Mama sagt, ich muss warten, bis die Nudeln auf dem Teller sind.«
    »Na, wenn Mama das sagt, ist es Gesetz.« Moritz lachte, er setzte Tommy ab und strich ihm über den Kopf.
    Cinderella stand immer noch regungslos da und blickte ihn an.
    »Ist was passiert?«, fragte Moritz.
    »Der Papa ist gekommen«, erklärte Tommy den eigenartigen Gesichtsausdruck seiner Mutter und zeigte zum Wohnzimmer. »Da drin sitzt er. Willst du ihn sehen?« Er griff nach Moritz’ Hand und zerrte ihn hinein. »Guck mal, Papa, das ist Moritz, mein Ersatz-Papa.«
    Mike nickte mit düsterer Miene. »Ersatz-Papa – aha.«
    Cinderella ging wortlos zum Spülbecken. »Hat noch wer Hunger?«, fragte sie, ohne sich umzublicken.
    »Ich, Mama – ich habe ganz großen Hunger«, erwiderte Tommy, der Moritz immer noch an der Hand hielt. »Und Moritz mag auch Omas Soße.«
    »Großmutters Tomatensoße ist und bleibt die beste«, pflichtete Mike grinsend bei. Wie eine Schlange hockte er auf seinem Sessel, die nur darauf wartete, ihr Gift verteilen zu können.
    »Was weißt du schon?«, zischte Cinderella zurück.
    »Dass niemand so gute Tomatensoße macht wie du und Großmama.«
    »Sie war nicht deine Großmama!«
    »Aber sie hat mich gemocht.«
    »Hat sie nicht!«
    »Sie hat meine Hand gehalten und mir gesagt, ich soll auf ihr Mädchen aufpassen.«
    »Auf dem Weg ins Jenseits, Mike! Sie lag im Sterben.« Cinderella knallte den Topf auf die Kochplatte. »Du solltest jetzt gehen.«
    Moritz saß Mike gegenüber und musterte den Eindringling. Tommy hatte er auf seinem Schoß sitzen. »Magst du vorm Essen noch etwas herumtoben?«, fragte Moritz und schaute Tommy an.
    »Weiß nicht«, murrte der.
    »Eine Runde Muschelsuchen. Was hältst du davon?«
    »Au ja. Und wer zuerst drei gefunden hat, bekommt eine doppelte Portion Nudeln«, freute sich Tommy, rutschte von Moritz’ Schoß und rannte zur Tür.
    Cinderellas Augen suchten Moritz. Er zwinkerte ihr zu, verabschiedete sich mit einem Nicken von Mike und folgte Tommy.
    Die Tomatensoße köchelte vor sich hin. Cinderella gab Nudeln hinein und wandte sich Mike zu. »Woher wusstest du, wo ich wohne?«
    »Slowalski hat mir gesagt, es gibt keine Wohnung Preußer mehr in seinem Haus und dass ich verschwinden soll. Dann gab er mir deine Adresse und hat mich wie einen Hund aus dem Haus gejagt.«
    Cinderella schmunzelte.
Weggejagt wie einen räudigen Köter also

eine wunderbare Vorstellung.
»Und was wolltest du da?«
    »Zu Tommy … zu dir … meine Gitarre. Ach ich weiß nicht.« Er schlug seine Hände vor den Kopf. »Ich bin so ein Trottel gewesen.«
    »Da kann ich nicht widersprechen.«
    »Sag mir, was ich tun soll, und ich tue es.«
    »Du sollst gehen, Mike, und nie mehr wiederkehren.«
    »Nein! Das kann ich nicht. Ich liebe dich und den Kleinen. Bitte!«
    Cinderella griff zum Handy. »Wenn du nicht gehst, rufe ich die Polizei.«
    »Das ist doch albern. Ich bin Tommys Vater …«
    »Tommy braucht keinen Vater, der seine Geburtstage vergisst oder seine Zeit in irgendwelchen Clubs verbringt.« Ihre Hand wies zum Ausgang. »Geh bitte, Mike!«
    Mit gesenktem Haupt schlurfte er zur Tür. »Und wo soll ich hin?«, fragte er leise, fast wimmernd.
    »Das weiß ich nicht.« Ihre Augen blickten starr an ihm vorbei, als sie ihm die Tür öffnete.
    »Kannst du mir wenigstens was leihen?«
    Cinderella schüttelte den Kopf. »Auf Wiedersehen, Mike.«
    Im Hausflur ging gegenüber die Tür auf. Zwei Augen linsten durch den Kettenspalt.
    »Guten Tag, Frau Rößler«, grüßte Cinderella laut ihre Nachbarin, die sich sofort ertappt fühlte und die Tür wortlos wieder schloss.
    Mike ging langsam die Stufen herab.
    »Warte«, rief Cinderella. Er blieb stehen und blickte nach oben. »Was brauchst du?«, fragte sie.
    »Weiß nicht. Zweihundert vielleicht?«
    Sie kniff die Lippen zusammen und nickte. »Na schön. Aber das ist das allerletzte Mal.« Sie ging in ihr Apartment zurück.
Dreihundert, Vierhundert, Fünfhundert. Verdammt, die Miete ist noch offen.
Frau Schmiedel würde gewiss schon darauf warten. Cinderella zählte die Geldscheine erneut, aber es wurden nicht mehr. Und bis zum Lohntag waren es noch einige Tage. Zwar standen noch zwei Zahlungen für genähte Kleider aus, aber davon wollte sie Moritz bezahlen. Sie kratzte über ihre Kopfhaut.
Verflucht!
Hin und her gerissen,griff sie drei Scheine und lief zurück ins Treppenhaus. »Dreihundert. Mehr ist nicht drin.«
    Mike grinste verschlagen.

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