Cinderella und der Scheich
sie alles wieder rückgängig gemacht mit ihrem „Aber“.
Und dieses Mal gab es keine Entschuldigung. Sie war nicht mehr achtzehn. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt, hatte ihren Ruf wiederhergestellt, trug Verantwortung …
Sie hatte sich etwas vorgemacht.
Gerade erlebte sie Leidenschaft in ihrer ursprünglichsten Form. Ein Urtrieb, der die Menschheit fortbestehen ließ. Alter, Erfahrung – nichts half, dagegen wurde man nicht immun.
„Aber?“ Zahirs Stimme war samtweich.
Ohne nachzudenken, hatte sie die Hand nach ihm ausgestreckt, als wolle sie ihn anflehen zurückzukommen, dort weiterzumachen, wo sie eben aufgehört hatten.
Er kam einen Schritt auf sie zu.
Vielleicht war es die Bewegung, die den Zauber brach. Vielleicht half die Erfahrung doch, denn sie machte eine rasche Handbewegung zur anderen Seite des Platzes. „Sie gehen in die falsche Richtung“, sagte sie. „Sie müssen die Charles Street hinunter, dann, äh, dann in die Queen Street und dann in die Curzon Street.“
„Das ist aus dem Handbuch für Taxifahrer, stimmt’s?“
„Ja. Nein …“ Sie konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden. „Die Queen Street ist eine Einbahnstraße. Ich … mit dem Taxi müsste man durch die Erfield Street.“
Zahir nahm sie sanft am Arm, öffnete die Fahrertür des Wagens und sagte: „Wir sehen uns morgen früh, Diana. Zehn Uhr.“
Er trat einen Schritt zurück, als sie in die Limousine stieg, umständlich den Schlüssel ins Schloss steckte und nach einer, wie es ihm schien, endlosen Zeit losfuhr. Erst dann ließ er den Atem, den er eine Ewigkeit angehalten hatte, ausströmen.
Obwohl er diese Frau erst vor wenigen Stunden getroffen hatte, kam es ihm vor, als hätte er sein ganzes Leben auf sie gewartet. Sie brachte ihn zum Lachen, zum Tanzen. Neben ihr wollte er singen.
Als er durch die ruhigen Straßen ging, hätte er über seine Zukunft nachdenken sollen, über die Pläne, an denen er ein Jahr lang gearbeitet hatte. Stattdessen war er erfüllt von Diana Metcalfe. Sein Kopf schwirrte, sein Herz glühte, Nachtigallen sangen mitten in London.
Ihr Vater war vor dem Fernseher eingedöst. Er ging nie zu Bett, bis er wusste, dass sein kleines Mädchen sicher zu Hause angekommen war. Als Teenager hatte sie das wahnsinnig gemacht. Das tat es heute auch noch, aber inzwischen war Diana selbst Mutter und konnte verstehen, dass er sich erst entspannen konnte, wenn die ganze Familie daheim war.
„Viel zu tun?“, fragte er.
„Mehr als sonst“, antwortete sie und brachte ein Grinsen zustande, während sie die Jacke auszog. „Wir hatten mehrere Krankmeldungen wegen einer Lebensmittelvergiftung. Deshalb bin ich heute den besten Wagen gefahren und hatte einen Scheich als Kunden.“ Über den sie sich besser ausschwieg. Ihr Vater las in ihr wie in einem offenen Buch. „Hier alles in Ordnung?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln. „War Freddy nicht zu anstrengend für dich?“
„Nein, nein, es macht Spaß mit ihm. Aber jetzt ist er erledigt, unser Goldschatz.“ Langsam kam er auf die Beine, humpelte in die Küche, wo er mit der linken Hand den Wasserhahn aufdrehte und den Kessel darunter hielt. Sie wollte sagen: „Setz dich … lass mich …“, aber sie verstand, dass sein Selbstwertgefühl das nicht zuließ. Außerdem war es ein gutes Training. Aber am besten war es für ihren Vater, dass Freddy ihn brauchte. Die Beschäftigung mit seinem Enkel hatte mehr für seine Gesundheit getan als monatelange Physiotherapie.
„Was möchtest du? Tee, Kakao?“
Am liebsten wäre sie in ihr Zimmer gegangen und hätte die Tür hinter sich geschlossen, um allein zu sein und zu versuchen, das Gefühlschaos, in das sie geraten war, zu ordnen. Aber ihr Vater freute sich darauf, dass sie ihm von ihrem Arbeitstag erzählte. „Kakao, wenn du auch einen trinkst. Ist Mum schon nach oben gegangen?“
„Bereits vor Stunden. Sie war völlig erledigt. Musste heute im Laden die Blumenarrangements für so eine vornehme Hochzeit übernehmen. Sie sah wirklich fertig aus, als sie heimkam.“
„Sie könnte einen Urlaub gebrauchen“, sagte Diana und gab sich Mühe, kein Neidgefühl auf die Journalisten und Reiseveranstalter zu empfinden, die auf Scheich Zahirs fliegendem Teppich in sein Urlaubswunderland entführt wurden. „Vielleicht können wir in den Schulferien zusammen wegfahren.“
„Du solltest Urlaub mit jungen Leuten machen“, erwiderte er und sah dann rasch weg.
„Ich glaube, Freddy würde nicht so gut zu
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