Cinderella und der Scheich
Abendtarif bringen.
„Ich denke, dass wir um halb zwölf fertig sind“, sagte er. „Ansonsten rufe ich Sie an.“
„Jawohl, Sir.“
Das „Sir“ nagte an ihm. Aber es war nicht nur die Anrede. Zum ersten Mal, seit sie ihm vor dem Flughafen das zerbrochene Spielzeug in die Hand gegeben hatte, sah sie ihm nicht in die Augen. Sie blickte haarscharf an ihm vorbei über seine rechte Schulter, und er verstand, was Diana ihm mit bemerkenswertem Takt vermitteln wollte. Sie ging davon aus, dass der Kuss nichts zu bedeuten hatte. Sie gab ihm und sich selbst damit die Chance, einen Schritt zurückzutreten und noch einmal von vorne anzufangen.
Er hatte keine Wahl. Mit einer angedeuteten Verbeugung würdigte er ihren Takt und sagte: „Danke, Metcalfe.“
4. KAPITEL
Für einen winzigen Augenblick begegneten sich ihre Blicke, und er sah etwas in ihren Augen, das ihn die mächtigen Männer, die auf ihn warteten, und die geplante Fluggesellschaft vergessen ließ. Es wollte Diana zurückhalten, neben ihr in den Wagen steigen und mit ihr an einen ruhigen, ungestörten Ort fahren, an dem es keinen Abgrund mehr zwischen seiner und ihrer Welt gab.
Wozu?
Für ihr Lächeln? Um es aufleuchten zu sehen, trotz ihres Vorsatzes, ernst zu bleiben?
Um ihr zuzuhören, um sich mit ihr zwanglos zu unterhalten. Ohne Termindruck.
Sie hatte zwar gelacht, war errötet, hatte seinen Kuss erwidert, doch ihre prompte Rückkehr zum „Sir“ zeigte ihm, dass ihr der Abstand zwischen ihnen bewusst war, auch wenn er sich darüber hinweggesetzt hatte. Sie wusste ebenso wie er, dass es für sie beide nicht mehr als eine kurze Spielerei ohne Zukunft geben konnte. Und sie war so klug gewesen, sich zurückzuziehen, so zu tun, als wäre nie etwas geschehen. Eine berechnendere Frau hätte ihre Chancen genutzt.
Mit dem Verkauf ihrer Romanze an die Boulevardpresse hätte sie sich ihren Traum vom eigenen Taxi zweimal erfüllen können. Es hätte nicht nur für ein leuchtend pinkfarbenes Taxi gereicht, sondern zudem noch für einen spritzigen Wagen fürs Wochenende. Er kannte sich aus mit Träumen …
Sie hatte Rücksicht auf ihn genommen. Warum fiel es ihm schwer, diese Haltung zu akzeptieren? Normalerweise verlor er nicht so schnell den Kopf oder gar sein Herz nur wegen eines Lächelns.
Wenn es um geschäftliche Dinge ging, konnte er durchaus ein Draufgänger sein, der beträchtliche Risiken einging. In seinem Privatleben war er bisher wesentlich vernünftiger gewesen. Er hatte darauf geachtet, dass seine Beziehungen oberflächlich blieben und die Frauen nach denselben Regeln spielten wie er. Sie hatten stets gewusst, dass es nichts Ernsthaftes, schon gar keine gemeinsame Zukunft geben konnte. Es waren zwanglose Flirts gewesen, die niemanden verletzt hatten.
Diana Metcalfe war anders als diese Frauen. Und ihm war nicht nach einem zwanglosen Flirt zumute.
Er wusste, dass er sich nun aufs Geschäftliche konzentrieren musste. Trotzdem wollte er seinen Namen aus ihrem Mund hören, ihr Lächeln und den Duft ihrer Haut mitnehmen.
Heute Abend würde er seinen ganzen Verstand brauchen, wenn er den größten Deal seines Lebens durchziehen wollte. Doch er konnte nur daran denken, dass das Lächeln aus ihren Augen verschwunden war.
Spontan hob er ihre Karte hoch, die er noch immer in der Hand hielt, und nahm einen Hauch ihres Duftes wahr. Nichts aus der Parfümflasche, sondern ein warmer, weiblicher Duft, ganz und gar Diana Metcalfe.
Er steckte die Karte ein und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, um alle quälenden Gedanken zu vertreiben.
Er sollte James anrufen und ihn bitten, beim Chauffeurdienst einen anderen Fahrer zu verlangen. Aus den Augen, aus dem Sinn!
Aber nicht einmal das war möglich.
Es hatte nicht erst mit dem Kuss angefangen. Nein, sein erster Fehler war gewesen, mit ihr zu reden. Wirklich mit ihr zu reden.
Er hatte sich auch mit Jack Lumley unterhalten. Und trotzdem wusste er nach einer Woche in seiner Gesellschaft nichts über ihn.
Diana machte keine höfliche, leere Konversation.
Er hatte sie ein Naturtalent genannt, aber sie war mehr als das. Sie war absolut unaffektiert, redete, ohne lange zu überlegen, machte keine Anstrengungen, anderen zu gefallen. Sie hatte nichts von der antrainierten Höflichkeit, welche die Jack Lumleys dieser Welt bis ins Kleinste beherrschten.
Er konnte und wollte ihr nicht diese große Chance kaputt machen und sie zurück ans Steuer des Schulbusses schicken. Sie hatte nichts falsch
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