Cinderella und der Scheich
Flughafen entschuldigte er sich.
„Ich muss weiter“, sagte er, als eine der VIP-Stewardessen erschien, um Diana abzuholen. Er machte eine förmliche kurze Verbeugung. „Deine Familie wird in Kürze hier eintreffen.“
„Du solltest dich besser beeilen“, erwiderte sie und zwang sich, auf die Uhr zu blicken, damit sie ihm nicht ins Gesicht sehen musste. Auch wenn es die letzte Gelegenheit war, ihn zu sehen, versuchte sie, locker zu wirken. „Einen Premierminister lässt man nicht warten.“ Um Himmels willen, sie kannte den Mann kaum. Warum kam ihr der Abschied vor wie das Ende der Welt?
Mit einer weiteren Verbeugung drehte er sich um und ging davon.
„Möchten Sie sich vielleicht ein bisschen frisch machen, während Sie warten, Miss Metcalfe?“ Die VIP-Stewardess hatte sich diskret im Hintergrund gehalten, während Zahir bei Diana stand. Nun brachte sie sie taktvoll in einen luxuriösen Waschraum und reichte ihr eine Schachtel mit Papiertüchern.
„Ich hole Sie, wenn die anderen eingetroffen sind.“
Erst jetzt bemerkte Diana, dass ihr Tränen über das Gesicht liefen, auf ihre Bluse tropften und diese durchnässten. Sie musste sich zusammenreißen und gelassener werden, bevor ihre Mutter erschien.
Ein hoffnungsloses Unterfangen.
Das Packen war anscheinend in Rekordzeit geschehen, denn Diana hantierte noch zitternd mit ihrem Lippenstift herum, als sie schon abgeholt wurde.
Sadies Vater Daniel Redford, der inzwischen die Leitung des Unternehmens seiner Tochter überließ, hatte Dianas Familie mit seinem alten schwarzen Londoner Taxi zum Flughafen gebracht. Das war geschickt eingefädelt, denn ein Taxi fiel wesentlich weniger auf als die weinroten Wagen von Capitol Cars.
„Ich bin Ihnen so dankbar, Mr. Redford …“ Die verdammten Tränen wollten schon wieder sprudeln.
„Keine Ursache. Ist mal was anderes, so ein Versteckspiel. Und keiner hat uns verfolgt.“ Er war reizend. „Machen Sie sich keine Sorgen wegen der Firma“, fuhr er fort und fasste sie beruhigend am Ellbogen. „Das Ganze ist im Nu wieder vergessen. Warten Sie’s nur ab!“
Ganz anders ihre Mutter. Sie war außer sich, und nur Freddys Anwesenheit hielt sie davon ab, ihr die Meinung zu sagen. Ihr Vater konnte ihr nicht in die Augen sehen, was Diana noch viel mehr schmerzte. Und Freddy, sonst der ausgeglichenste Junge der Welt, war zutiefst beleidigt, weil sie den Elternabend in seiner Schule verpasste.
Dabei hatte sie die ganze Zeit nur an sein Wohlergehen gedacht …
Sie kamen spät und bei völliger Dunkelheit in Nadira Creek an. Die Luft war mild, und es roch nach exotischen Blüten. Als Diana aufsah, funkelten die Sterne über ihr wie Diamanten auf schwarzem Samt.
Zahir hatte recht. Es war Ehrfurcht gebietend.
Genauso wie die Villa, die ihnen zur Verfügung gestellt wurde. Das, was sie davon sah, glich einem Traum. Aber sie nahm sich nicht die Zeit, sich in Ruhe umzuschauen. Sie war zu erschöpft nach den Ereignissen des vergangenen Tages, der Hetze und der Anspannung.
Schließlich lag Freddy im Bett, und sie konnte ihre Arbeitskleidung ausziehen und duschen. Das Badezimmer war etwa so groß wie ihr Schlafzimmer zu Hause. Und die bereitliegenden edlen Seifen kannte sie nur aus Zeitschriften.
Als sie fertig war, schlüpfte sie in einen flauschig weichen Bademantel und sah nach ihren Eltern. Beide schliefen schon. Doch sie selbst fand keine Ruhe. Was tat Zahir wohl gerade? Was dachte er?
War er bei seiner Ankunft im Mansion House – dem prächtigen Stadtpalast des Bürgermeisters von London – von Reportern bedrängt worden? Wahrscheinlich nicht. Wenn der Premier und seine Minister anwesend waren, wurden strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Und im Hotel?
Was fühlte er? War er zornig? Auf sich selbst, weil er sich wie ein Narr benommen hatte? Auf sie, weil er glauben musste, dass sie ihn hinters Licht geführt hatte?
Diana spürte Erleichterung, als gegen Morgen ein blasses silbernes Licht durch die Fensterläden vor dem Balkon fiel. Sie schob einen davon auf und warf den ersten Blick auf Nadira Creek, das in hellen Rosatönen im ersten Morgenlicht schimmerte.
Auf der anderen Seite der Bucht hingen noch vereinzelte Dunstwolken über den Klippen. Wie seidene Chiffons lagen sie über den Dattelpalmen und Granatapfelbäumen im Garten, der von der Terrasse zum Meer hin abfiel.
Wenn der gestrige Tag in brutaler Realität geendet hatte, so begann dieser wie ein Traum.
Schnell zog sie sich an und ging zu Freddy
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