Cinderella und der Scheich
ins Zimmer. Als sie sah, dass er noch fest schlief, lief sie hinunter in ein großes Wohnzimmer, das behaglich eingerichtet war mit Sofas, bunten Kissen und fantastischen Teppichen auf dunkel glänzendem Boden.
Die Flügeltüren zur Terrasse standen offen, und sie ging hinaus in einen Arkadenhof, folgte dem Geräusch von fließendem Wasser, ging Stufen hinunter, die einem kleinen Bachlauf folgten und an einem Teich mit Wasserlilien endeten. Neben dem Teich befand sich, versteckt unter einem riesigen Feigenbaum, ein offener Pavillon.
Wie im Haus gab es auch hier herrliche Teppiche und Seidenkissen, und die Versuchung war groß, sich auf ihnen auszustrecken und zu schlafen, bis die Welt sie vergaß. Doch bevor sie diesem Impuls nachgeben konnte, kam ein leises Summen von einem Telefon, das auf einem niedrigen geschnitzten Tisch lag. Es war der einzige Gegenstand, der nicht in diesen Traum von Tausendundeiner Nacht passte.
Sie sah sich um. Niemand schien in der Nähe zu sein, und als es erneut summte, meldete sie sich. „Hallo?“
Für einen Moment herrschte Stille. Sie wollte wieder auflegen, da hörte sie Zahirs Stimme: „Diana …“
Nur ihren Namen wie ein Seufzer. Ihre Knie gaben nach, und sie fand sich auf den Kissen wieder.
„Zahir …“
„Es ist noch früh“, sagte er. „Konntest du nicht schlafen?“
„Der Sonne nach ist es früh, aber meine innere Uhr sagt mir, dass ich arbeiten sollte“, antwortete sie.
„Also bist du auf Entdeckungstour?“
„Das klingt viel zu anstrengend. Ich genieße einfach den Blick. Es ist wunderschön, Zahir. Was für eine Verschwendung für einen Haufen Journalisten.“ Sie unterbrach sich. Keine sehr kluge Bemerkung. Würde sie nie lernen, nachzudenken, bevor sie den Mund aufmachte?
„Sie können recht nützlich sein“, erwiderte er, und es klang, als würde er lächeln. „Aber ich kann dich beruhigen, kein Journalist wird je den Blick von der Stelle, an der du gerade liegst, genießen.“
„Oh.“
Diana schluckte. Warum verunsicherte es sie, dass er „liegen“ sagte? Und woher wusste er …?
Sie hatte beinahe den Eindruck, als könne er sie sehen und berühren. Als wäre er hier bei ihr zwischen den seidenen Kissen, seine Hand auf ihrer Hüfte, sein Mund …
Sie räusperte sich, kämpfte sich aus den weichen, bequemen Kissen hoch, bis sie aufrecht saß und sich etwas selbstbewusster fühlte. Dann sagte sie: „Soll ich jemanden für dich ans Telefon holen? Ich habe niemanden gesehen, aber die Türen waren offen, also ist bestimmt jemand in der Nähe.“
„Nicht nötig. Ich wollte nur sicher sein, dass du gut angekommen bist. Dass es dir an nichts fehlt.“
„Das ist eine ziemliche Untertreibung. Ich wusste, dass dieser Urlaubsort luxuriös ist, aber mit so etwas habe ich nicht gerechnet.“
„Ach?“ Er klang amüsiert. „Was hast du erwartet?“
„Ich weiß nicht.“ Sie sah hinauf zu dem in die Felsen gebauten wunderbaren Haus. Den kühlen blauen Fliesen des Arkadenhofs, den hölzernen Balkon, den geschnitzten Fensterläden. Darüber ein weiteres Stockwerk. „Ich hatte mir vielleicht ein paar kleinere Häuser, verstreut in einem Garten vorgestellt.“
Jedenfalls nicht diesen märchenhaften Palast, der aussah, als stünde er schon seit Anbeginn der Zeit an diesem Ort.
„Vielleicht habe ich zu viele Reisesendungen im Fernsehen gesehen.“
„Keine Sorge, Diana, deine Vorstellung entspricht in etwa der Wirklichkeit. Die Ferienanlage liegt auf der anderen Seite der Bucht. Dort wird noch gebaut. Es ist zurzeit kein guter Rückzugsort, deshalb dachte ich, du würdest dich in diesem Haus wohler fühlen. Hamid, mein Bediensteter, kann dich mit dem Boot hinüberbringen und dir alles zeigen, wenn es dich interessiert. Geht dein Vater gerne angeln?“
„Ich glaube, er hat es noch nie probiert“, antwortete sie. „Aber er liebt Boote.“
„Deshalb das Buch mit den Seemannsknoten.“
„Oh nein, das war für …“ Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund. Beinahe hätte sie den Namen gesagt.
Wie gedankenlos!
„Ich verstehe.“
Wirklich? War Freddy in der Zeitung erwähnt worden? „Alleinerziehende Mutter und Chauffeurin tanzt mit Scheich auf der Straße …“ Das war eine Überschrift, wie gewisse Boulevardblätter sie liebten.
Das Schweigen dehnte sich immer länger aus, bis sie es nicht mehr aushielt.
„Zahir …“
„Diana …“
Beide sprachen gleichzeitig, konnten die Stille nicht mehr ertragen.
„Was ist los,
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