Cinderella und der Scheich
fragend an. Statt einer Antwort brachte sie nur ein Stöhnen heraus.
Er musste es erfahren.
Sie musste es ihm sagen.
Sie nahm alle Kraft zusammen, setzte sich gerade hin, rieb sich mit den Fäusten über die Wangen und begann: „Sadie hat versucht, mich zu erreichen. Seit heute Mittag weiß alle Welt über unseren Tanz Bescheid.“ Sie blickte ihn an, wollte sehen, ob er verstand. „Es ist ein Foto von uns im ‚Courier‘.“ Da er nicht sofort reagierte, fuhr sie fort: „Vermutlich hat Mr. Pierce Sie auch längst angerufen.“
„Ja“, sagte er, „wahrscheinlich hat er das. Aber er kann warten. Ich mache mir Sorgen um Sie. Was soll ich tun?“
Sie schüttelte den Kopf. „Keiner von uns kann etwas tun. Wir müssen es durchstehen. So ist es immer. Man muss es aushalten. Und jetzt muss ich nach Hause.“ Als sie seinen zweifelnden Blick sah, sagte sie noch: „Keine Sorge, es ist schon alles organisiert.“ Sie erklärte ihm, welche Maßnahmen Sadie und James ergriffen hatten, aber er wischte alles mit einer Handbewegung beiseite.
„Sie können nicht nach Hause, Diana. Die Paparazzi haben garantiert bereits vor Ihrem Haus Posten bezogen.“
Sie hatte so etwas schon im Fernsehen gesehen. Politiker, die auf frischer Tat ertappt worden waren, wurden von den Medien belagert. So würde es auch bei ihr sein. Ihre Geschichte kam zwar sicher nicht in den Abendnachrichten, aber es war so bereits schlimm genug. Und ihr Vater war allein zu Hause.
Sie sah auf ihre Uhr. Nein, er war nicht mehr allein. Er hatte aus dem Haus gehen müssen, um Freddy von der Schule abzuholen …
„Bitte, bitte, Zahir, steigen Sie ein. Ich muss sofort nach Hause!“
Er bewegte sich nicht von der Stelle. „Es tut mir so leid, Diana.“
„Nicht …“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist meine Schuld. Sie waren einfach glücklich. Wenn ich mich professioneller verhalten hätte …“
„Nimm nicht die ganze Schuld auf dich, ya habibati“, sagte er, nahm ihre Hände und zog sie vorsichtig aus dem Wagen und zu sich hin, bis sie ihn ansehen musste. „Ruf zu Hause an. Sag deiner Familie, dass James kommt und sie abholt. Sie sollen Pässe und ein wenig Gepäck mitnehmen. Ich kann nichts gegen die Reporter unternehmen, aber ich kann dich hier wegbringen, bis alles vergessen ist.“
„Was?“
Wie hatte er sie genannt? Sicher war es so etwas wie ‚Dummkopf‘ gewesen. Und er hatte ja recht. Er hatte es auch nicht unfreundlich, sondern fast zärtlich gesagt. Sie schüttelte den Kopf. Das war jetzt auch schon egal …
„Glaubst du denn, ich laufe weg und lasse meine Familie, die Menschen, die ich so liebe, allein in diesem Tumult zurück?“
„Wenn du nicht in der Stadt bist …“
„Was dann? Dann gehen die Reporter von selbst? Ohne ständig anzurufen, ohne meine Eltern zu belästigen. Die Nachbarn? Freddy …“
Als ihr die ganze Tragweite des Unglücks klar wurde, verlor sie die Fassung. Ihre Knie gaben nach, und Zahir ließ ihre Hand los, um sie aufzufangen und zu stützen. Einen Moment lang lehnte sie sich an ihn, sehnte sich nach seinem Schutz und seiner Stärke, während sie sich die schlimmsten Szenen ausmalte.
Man würde sie nicht in Ruhe lassen. Weder zu Hause noch in der Schule.
Und Freddy? Es ließ sich sicher Geld damit machen, ein paar alte Fotos herauszuziehen und darüber zu spekulieren, wer denn nun sein Vater war.
Diana dachte nicht an sich. Sie hatte Freddy immer beschützt, ein paar Reporter würden sie nicht weich kriegen. Aber sie und Freddy standen nun im Rampenlicht, und alles wurde erneut aufgewühlt.
Nein.
Zahir hatte recht. Sie richtete sich auf und spürte wieder festen Boden unter den Füßen, auch wenn sie zitterte. „Es geht nicht um mich, Zahir. Ich kann meine Familie damit nicht allein lassen. Ich muss meine Eltern und Freddy mitnehmen.“
Freddy.
Da war er wieder. Zahir hatte es gewusst. Er hatte den Namen des Mannes von ihren Lippen gehört und ihr Gesicht dabei gesehen. Doch während sein Kopf verstanden hatte, was sie sagte, konnte sein Herz es nicht glauben.
Aus ganzem Herzen hatte er sie ‚Liebling‘ genannt.
Dass sie seine Gefühle nie erwidern, er nie ihr habibi sein würde, hatte ihn nicht daran gehindert. Sie hatte die Nachtigall für ihn zum Singen gebracht, und ihr Lächeln hatte die Sterne zu seinen Füßen leuchten lassen. Unvergessliche Momente, bis für sie selbst alles zum Albtraum wurde. Das Mindeste, was er nun für sie tun konnte, war, ihr und allen, die sie liebte,
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