Cinderella undercover
durchaus kochen.
»Doch, doch, ich habe heute nur keinen besonderen Hunger«, antwortete ich und konnte es kaum erwarten, dass diese Zwangsveranstaltung endlich zu Ende war. Währenddessen plapperte Kristen ununterbrochen und erzählte von den Angeboten unterschiedlicher Firmen, die Augenlaser-Operationen durchführten. Das war aber immer noch besser, als die schweigende Arroganz, mit der Felicia in ihrer Lasagne herumstocherte. Seit unserem Zusammenstoß in der Buchhandlung gingen wir beide uns ganz bewusst aus dem Weg. »Was haltet ihr davon, wenn ab nächster Woche immer reihum einer für die anderen kocht?«, schlug Stephanie vor, woraufhin Paps sich an seinem Rotwein verschluckte. »Wwwiewie meinst du das denn?« Jetzt war auch Felicia aus ihrer Starre erwacht.
»Ich dachte, das könnte vielleicht Spaß machen. Oder noch besser: Wir einigen uns auf ein Gericht und kochen dann zusammen.« Au Mann, die Frau hatte eindeutig zu viele Kochshows und Sendungen wie Promi-Dinner geguckt.
»Dann sollten wir aber darauf achten, dass wir kalorienarm kochen«, meldete sich nun auch Kristen zu Wort. Bei diesem Stichwort kam mir eine Idee: »Mögt ihr indisches Essen? Ich habe da ein tolles Rezept für einen Linseneintopf, das ihr garantiert lieben werdet. Außerdem macht das bestimmt nicht dick.«
»Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen«, erschallte es da wie auf Kommando von La Perla, den ich zuletzt in meinem Zimmer gesehen hatte. Anscheinend hatte ich vergessen, die Türe zu schließen.
Doch anstatt herumzumeckern und auf den Beo zu schimpfen, lächelte Stephanie. »Schon erstaunlich, was der Vogel in dieser kurzen Zeit alles gelernt hat«, sagte sie und erntete mit dieser Bemerkung ein paar verstörte Blicke ihrer Töchter.
Auch ich war verwirrt.
Aus dieser Frau würde ich wirklich nicht mehr schlau werden.
Mittwochnachmittag ging ich mit gemischten Gefühlen in die »Erste Liebe«. Zum einen hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich eine Woche krank gewesen war, zum anderen hatte ich heute überhaupt keine Lust darauf, Daniel zu begegnen.
Die Tatsache, dass er mit Felicia befreundet war, lag mir immer noch schwer im Magen. »Hey, da bist du ja wieder, geht’s dir denn gut?«, begrüßte mich Holly, freundlich wie immer. »Danke, so weit ganz okay. Ich freue mich, wieder hier zu sein.« Zu mehr Geplänkel blieb keine Zeit, denn das Bistro war wieder mal rappelvoll. Jedes Mal wenn die Tür aufging, setzte mein Herz für einen Schlag aus, doch Daniel kam nicht. Als irgendwann klar war, dass er heute nicht mehr auftauchen würde, konnte ich mich endlich entspannen. Hier zu arbeiten, machte echt Spaß. Und ich schien mich auch nicht ganz doof anzustellen, denn ich bekam relativ viel Tip. Um kurz nach acht holte ich meinen Mantel und sah durch die Fenster, dass draußen ein Typ auf und ab ging.
Der will bestimmt Holly abholen, dachte ich und öffnete die Tür.
»Hallo Cynthia, hast du einen Augenblick Zeit?«
»Hi Daniel, was gibt’s?«, fragte ich und war gleichzeitig einem Kollaps nahe.
Was machte der denn hier? Wartete er etwa auf mich?
»Ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich dich neulich wegen Felicia habe stehen lassen. Das war total unhöflich und unprofessionell. Wenn du magst, können wir die misslungene Beratung nachholen.«
»Schon okay, du musst dich nicht entschuldigen. So was kann passieren. Und wie du siehst, habe ich es überlebt.«
»Außerdem tut es mir leid, dass ich dich nicht gleich erkannt habe, als du in die Buchhandlung gekommen bist. Mir ist erst später wieder eingefallen, dass du ja in der ›Ersten Liebe‹ kellnerst.«
Und dass ich schon mal in dich reingerannt bin, dass wir zusammen beim Ballett waren…
»Nett, dass du das sagst, aber alles halb so wild. Ich komme einfach in den nächsten Tagen bei euch vorbei und wühle mich durch euer Street-Art-Angebot, ihr habt ja massig Auswahl.«
»Du könntest auch gleich mitkommen, wenn du magst. Der Laden hat zu und du hättest mich… äh, ich meine die Bücher… ganz für dich allein.«
Mir wurde ganz schwindelig. Himmel, was sollte ich denn jetzt tun? »Tja, wenn du das so nett anbietest, warum nicht?«, hörte ich mich antworten, auch wenn eine andere Stimme in mir gleichzeitig etwas ganz anderes sagte. Was wollte ich mit einem Typen, der mit einer Kuh wie Felicia befreundet war?
Daniel schloss die Tür von Petersen & Lachmann auf, schaltete die Lichter an und ich war sofort wieder hin und weg. Der
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