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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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hatte…

17.
    »Endlich bist du wieder da, Liebchen. Wir haben dich schon vermisst!«, rief GG und strahlte über das ganze Gesicht, als ich Dienstag nach der Schule im Atelier auftauchte. Wir waren übrigens Gernot und Leopold, der Schuhdesigner, der gerade eine ganze Weile in Tokio gewesen war, um sich dort über neue Trends zu informieren und inspirieren zu lassen. »Wow, was ist das denn?«, rief ich begeistert, als mein Blick auf das knallrote Pop-Art-Sofa fiel, das die Form eines Mundes hatte. Das war eindeutig neu und sah ultrascharf aus.
    »Tja, Liebchen, da staunst du, was? Dieses gute Stück heißt Bocca und ist ein absoluter Design-Klassiker der 1970er-Jahre. Es wurde als Hommage an Salvador Dali entworfen. Aber pass auf, wenn du dich draufsetzt, das kleine Miststück ist nämlich abartig teuer!«
    »Okay, dann lass ich es lieber«, antwortete ich und ging sofort auf Abstand. »Keine Angst, es beißt nicht«, amüsierte sich Leopold und verzog sich dann wieder in seine Ecke des Ateliers, wo er an irgendetwas herumwerkelte.
    »Geht es dir denn wieder besser?«, fragte GG besorgt, während ich die neuesten Entwürfe auf seinem Tisch begutachtete. Gernot schien sich nun offenbar mit Hosen und Kappen mit Filzkrempe zu beschäftigen. »Ich denke schon«, antwortete ich und fuhr verträumt mit der Hand über die Stoffe. Es musste einfach wundervoll sein, sich den ganzen Tag mit Dingen beschäftigen zu können, die einen wirklich faszinierten. »Aber ich bin noch ein bisschen schlapp und werde es daher diese Woche noch etwas ruhiger angehen lassen. Aber ich hatte Sehnsucht nach dir, deshalb wollte ich euch ein, zwei Stündchen besuchen, bevor es unser erstes von Stephanie verordnetes Familienabendessen gibt.«
    »Verordnetes Familienessen? Das klingt irgendwie anstrengend«, sagte GG und verzog das Gesicht. »Gewisse Dinge kann man einfach nicht erzwingen und schon gar kein harmonisches Familienleben. Aber anyway, lässt sich ja jetzt nicht ändern. Also mach es dir gemütlich und lass dich von der Muse küssen. Good luck!«
    Ich versuchte, seinen Rat zu befolgen, kritzelte ein bisschen auf meinem Block herum, war aber nicht so ganz bei der Sache. Als dann auch noch Essensdüfte meine Nase kitzelten, gab ich endgültig auf. Ganz offensichtlich war ich noch nicht gesund genug, um mit dem Zeichnen richtig durchzustarten. »Mhm, was riecht denn hier so gut?«, wunderte ich mich und sah GG fragend an. Der zuckte nur mit den Schultern und murmelte: »Leopold hat anscheinend eine Kreativ-Blockade und kocht. Das macht er immer, wenn ihm nichts einfällt.«
    Neugierig ging ich in Richtung der Miniküche, die neben der Unisex-Toilette lag. Und tatsächlich: Leopold stand am Herd, hatte seine Ärmel hochgekrempelt, seine langen Haare zum Zopf gebunden und rührte völlig versunken in einem Topf. Untermalt wurde das Ganze von den coolen Klängen einer dieser Indie-Pop-Bands, auf die GG und er standen. »Das riecht super, was kochst du denn da?«, wollte ich wissen und stellte mich neben Leopold. »Ach, nichts Besonderes, nur ein indisches Linsengericht. Willst du mal probieren?« Das brauchte er mir natürlich nicht zweimal zu sagen. Kaum hatte ich den ersten Löffel im Mund, fühlte ich mich in den Orient versetzt, einfach himmlisch! »Was sind da denn für Gewürze drin?«, fragte ich und nahm mir Nachschub.
    Leopold war ganz offensichtlich geschmeichelt: »Frischer Ingwer, Kurkuma, Kreuzkümmel, Knoblauch, Salz und Pfeffer – mehr eigentlich nicht.«
    »Und wie viele Linsensorten hast du genommen?«, bohrte ich weiter und betrachtete fasziniert die Farbenvielfalt im Topf. Nun lächelte er geheimnisvoll: »Gelbe und rote, schwarze Beluga und grüne du Puy aus Frankreich.«
    Das musste ich mir unbedingt merken. Doch Leopold konnte offenbar Gedanken lesen: »Dieses Gericht ist übrigens ganz einfach zu kochen, ich kann dir gern das Rezept geben. Ich habe es von meiner indischen Freundin Alka, die zusammen mit ihrem Freund JamieTim den ›Veggie-Himmel‹ im Karolinen-Viertel führt.«
    Als ich abends mit Paps und den Grazien beim Essen saß, hatte ich kaum noch Appetit. Restlos begeistert vom Geschmack des indischen Eintopfs, hatte ich schließlich zwei kleine Schüsseln voll verputzt. »Schmeckt es dir etwa nicht?«, fragte Stephanie mit leicht vorwurfsvollem Unterton.
    Ich hatte die Hälfte ihrer Spinat-Lasagne mit Lachs stehen lassen müssen, obwohl ich sie eigentlich mochte. Wenn Stephanie sich Mühe gab, konnte sie

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