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Cinderella undercover

Cinderella undercover

Titel: Cinderella undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Wecker klingelte, fühlte ich mich, als sei ich von einem Bus überrollt worden. Jeder Knochen und jede Muskelfaser taten mir weh und mein Kopf dröhnte, als hätte ich die Nacht durchgetrunken. Bei einem Blick in den Spiegel musste ich feststellen, dass ich weiß war wie die Wand. So viel zum Thema Ballkönigin, dachte ich seufzend und hob das Kleid auf, das ich in meiner nächtlichen Panik achtlos auf den Boden geworfen hatte. Daneben lag – einsam und alleine – der linke Schuh.
    Wie sollte ich Leopold nur erklären, dass ich einen Teil seines Meisterwerks verloren hatte?
    Am besten rannte ich vorm Frühstück noch schnell nach unten und schnappte mir den Stiletto, bevor ihn die Stadtreinigung fand.
    Doch das würde gar nicht so einfach werden: Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich nämlich, dass es über Nacht wie verrückt geschneit hatte. Mindestens zwanzig Zentimeter Neuschnee bedeckten die Fleetinsel wie eine weiße Daunendecke. Natürlich hatte ich keinen blassen Schimmer, auf welcher Höhe ich den Schuh verloren hatte, was die Suche nicht unbedingt erleichtern würde. »Ich geh mal eben Brötchen holen«, rief ich Kristen zu, die gerade gähnend aus ihrem Zimmer kam.
    Dann rannte ich die Stufen hinunter und stürmte hektisch auf den Platz, wo die Handwerker gerade dabei waren, das Partyzelt abzubauen. »Hat einer von Ihnen zufällig einen Schuh gefunden?«, rief ich in die Runde, doch meine Frage schien niemanden weiter zu interessieren. »Ich suche einen Pump aus Plexiglas mit einem Absatz, in den goldene Sterne eingelassen sind«, rief ich noch etwas lauter, was bei dem einen Elektriker ein Grinsen auslöste. »Nein, Süße, tut mir leid. Alles, was ich zu bieten habe, ist ein pinkfarbenes Modell mit lila Karos und einer weißen Schleife drauf.« Seine Kumpels fingen an zu lachen und ich spürte, wie Wut in mir hochkroch. »Sehr witzig, ich lach mich tot!«, fauchte ich und setzte die Suche auf eigene Faust fort.
    Leider erfolglos. Nach einer Viertelstunde musste ich die Aktion abbrechen, weil ich sonst zu spät zur Schule kommen würde. Verfolgt von johlendem Gelächter und Gepfeife trat ich mit hängenden Schultern den Rückzug an. Es nützte alles nichts: Ich musste Leopold spätestens heute Nachmittag beichten, was passiert war.
    »Du hast ihn wirklich auf dem Heimweg verloren?«, fragte Louisa zweifelnd, als ich ihr kurz vor Beginn des Unterrichts eine Zusammenfassung des gestrigen Abends gegeben hatte. »Ich werde ja wohl noch merken, wenn mir ein Schuh fehlt«, zischte ich gereizt zurück. Meine Nerven lagen absolut blank.
    »Wir können ja in der Pause beim Fundbüro anrufen und fragen, ob ihn dort jemand abgeliefert hat«, bot Louisa an und ich bereute sofort, so zickig gewesen zu sein. Doch auch im Fundbüro wusste man nichts von einem einzelnen Plexiglas-Schuh. Ebenso wenig beim Organisations-Komitee des CLC-Festivals, wo ich als Nächstes anrief. »Vielleicht taucht er ja wieder auf, wenn der Schnee getaut ist«, versuchte Louisa, mir Mut zu machen, obwohl es draußen gerade schon wieder angefangen hatte zu schneien.
    Da wartete man jahrelang auf weiße Weihnachten, und wenn es dann mal so weit war, verschwanden wertvolle Schuhunikate in der Winterpracht. Die Welt war manchmal wirklich verdammt kompliziert!
    Als ich nach der Mathe-Nachhilfe nach Hause trottete, zerfloss ich beinahe vor Selbstmitleid: Gestern war noch alles wundervoll gewesen (von meinem Liebeskummer wegen Daniel mal abgesehen). GG hatte den Wettbewerb gewonnen, ich hatte die nette Sarah und ihre sieben Zwergen-Freunde kennengelernt, ich war GGs Modenschau gelaufen und hatte trotz meines Sturzes großen Spaß daran gehabt, und gestern Abend war ich das begehrteste Mädchen auf dem ganzen Ball gewesen. Luc hatte mir einen Job als Bühnenbildnerin angeboten, Jojo war so überzeugt von meinem Talent, dass er Fotos von meinen Arbeiten gemacht und an die Presse gegeben hatte, die mich bejubelte. Bald würde Paps wieder zu Hause sein und dann würden wir Weihnachten feiern, mein absolutes Lieblingsfest.
    Heute allerdings sah alles anders aus. Heute war ich eine Street-Art-Künstlerin, die wegen ihrer illegalen Aktionen beinahe von der Polizei verhaftet worden wäre. Ich hatte das eigens für mich angefertigte Kunstwerk eines Designers verloren und zu allem Überfluss hatte ich in Mathe heute wieder einmal nur Bahnhof verstanden. Außerdem fror ich entsetzlich. Da kam mir endlich eine gute Idee: Ich würde mich erst mal in die

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