Cinderella undercover
Jojos Blicken, wie ich aus den Augenwinkeln feststellen konnte. »Aber jetzt mal etwas ganz anderes: Hättest du zufällig Lust, bei einer meiner nächsten Inszenierungen das Bühnenbild zu machen? Frank ist nämlich für die nächste Spielzeit komplett ausgebucht und ich würde mich darüber freuen, wenn wir zusammenarbeiten würden.« Mein Herz fing schon wieder wie wild an zu klopfen. Das war ja der Wahnsinn! Wenn das so weiterging, würden nach und nach alle meine Wünsche in Erfüllung gehen.
Bis auf den einen, ganz großen, nämlich mit Daniel zusammen zu sein. »Was für eine Frage, natürlich habe ich Lust! Vorausgesetzt, das Ganze lässt sich mit der Schule vereinbaren. Im Moment stehe ich wegen Mathe leider etwas auf der Kippe…«
»So, mein Lieber. Jetzt würde ich gerne mal mit Cynthia tanzen, wenn du nichts dagegen hast«, mischte sich nun Jojo energisch ins Gespräch, der immerhin geduldig das Ende des Stücks abgewartet hatte. »Wohl eher, wenn ICH nichts dagegen habe, oder?«, lachte ich und winkte Luc hinterher, der sich verzog und die Sektbar ansteuerte. Mittlerweile hatte auch Daniel wieder seine Augen geöffnet und sah, dass ich nun in Jojos Armen lag…
Eine Stunde später stellte ich mich komplett erschöpft, aber überglücklich an die Bar und bestellte Mineralwasser. Nach Luc und Jojo hatte ich noch mit Lucs Assistenten Ben und mit dem Fotografen getanzt, der den ersten Platz gemacht hatte. Außerdem mit einigen anderen, deren Namen ich bereits vergessen hatte. Mittlerweile war es Viertel vor zwölf und die ersten Gäste verließen die Party. Schließlich war morgen Montag und alle mussten wieder arbeiten oder – wie ich – zur Schule. »Amüsierst du dich?«, fragte Daniel, gesellte sich zu mir und orderte einen Gin Tonic. »Bis auf meine Füße schon. Ich kann es ehrlich gesagt kaum erwarten, die Dinger endlich in die Ecke zu pfeffern. So schön sie auch sind, auf Dauer sind sie ein echtes Folterwerkzeug.« Daniel lachte, als ich ihm demonstrativ die Höhe meiner Absätze zeigte. »Dafür verdienst du eigentlich einen Orden oder eine Nominierung für die nächste Model-Castingshow. Wer so was überlebt, erträgt auch ein zickiges Jurorenteam, nehme ich mal an.« Wir lachten und quatschten noch eine Weile, bis plötzlich – oh nein, was wollten die denn hier? – zwei Polizisten auftauchten. Sie sahen sich suchend um und gingen dann in den Partyraum. Den Raum, wo immer noch mein Street-Art-Film lief…
33.
Ich rannte und rannte und blieb – verdammter Mist, auch das noch – mit dem Absatz meines rechten Schuhs in einem Spalt des Kopfsteinpflasters stecken. Unter der pudrigen Schneeschicht war es glatt und rutschig, was meine Flucht nicht gerade erleichterte. Bitte lass sie mich nicht erwischen!, war alles, was ich denken konnte, während ich mit zitternden Händen die Haustür aufschloss, den linken Schuh in die Hand nahm und barfuss nach oben rannte, als sei der Teufel persönlich hinter mir her.
Oben angekommen, hörte ich die Mitternachtsglocken läuten.
Bevor ich in die Wohnung ging, musste ich mich unbedingt beruhigen. Wenn Stephanie oder Kristen mich so sahen, würden sie sofort Verdacht schöpfen und fragen, was passiert war. Ich musste erst mal wieder zu Atem kommen und mich darüber freuen, dass die Polizei nicht schnell genug gewesen war, mich zu schnappen und wegen Beschädigung öffentlichen Eigentums zu verhaften.
Fünf Minuten später hatte ich mich so weit unter Kontrolle, dass ich die Wohnungstür aufschließen konnte. Hoffentlich schliefen schon alle.
Im Flur war es zum Glück dunkel, bei Stephanie und Kristen brannte ebenfalls kein Licht, also konnte ich mich unbemerkt in mein Zimmer schleichen. Erschöpft und erleichtert warf ich mich auf mein Bett und zog mir die Decke über den Kopf.
Warum musste dieser schöne Abend nur so brutal enden?
Und wer hatte mich bei der Polizei verpfiffen?
Für so eine miese Nummer kamen im Grunde nur zwei Personen infrage: Daniel und Jojo. Obwohl ich beide sympathisch fand, kannte ich sie ja eigentlich kaum. Was wusste ich schon, wie die beiden wirklich tickten?
Oder ging die Aktion am Ende auf Violettas Konto, der es nicht passte, dass Daniel mich gern mochte?
Jetzt hör endlich auf, du wirst die Antwort sowieso nicht herausfinden, versuchte meine innere Stimme, mich zu beruhigen. Versuch lieber zu schlafen, damit du morgen halbwegs fit für die Schule bist. Tu einfach so, als sei das alles gar nicht passiert…
Als der
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