Cinderellas letztes Date

mir die Hölle auf Erden bereiten würde, weil ich ihn ans Messer liefern wollte. Also habe ich dir ein zweites Mal geschrieben.“
    „Aber warum mussten wir uns ausgerechnet hier treffen? Du hättest dich mit mir in der Stadt verabreden können.“
    „Klar, im Beisein deines Schattens, dieses Cops. Billy?“ Owen stieß den Namen verächtlich hervor. „Der Typ ist mir unsympathisch. Er folgt dir auf Schritt und Tritt. Er wartete sogar vor dem ‚Chapeau‘ auf dich. Wenn wir uns künftig regelmäßig sehen, kapiert er hoffentlich, dass er keine Chance bei dir hat. Und wenn er dich dennoch nicht in Ruhe lässt, unterhalte ich mich mal mit ihm.“ Owen legte den Arm um Rubys Schultern. „Ich war ein Idiot, mich mit Clarissa einzulassen. Du bist nicht nur viel schöner als sie. Du bist im Gegensatz zu ihr auch ein guter Mensch.“ Er zog Ruby in seine Arme, um sie zu küssen.
    „Nicht!“ Sie wand sich, doch er ließ nicht los. „Owen, hör auf! Ich dachte, das Thema wäre zwischen uns geklärt. Ich hab dir nach dem Essen im ‚Chapeau‘ gesagt, dass es mit uns nichts wird.“
    „Du hast gesagt, du hast keine Zeit für einen Freund. Aber jetzt, da der Fall deiner Schwester gelöst ist, hast du wieder mehr Freiraum und wir …“
    „Es gibt kein ‚wir‘. Niemals!“ Ruby schob ihn entschieden von sich weg. „Ich empfinde nichts für dich. Jedenfalls nicht das, was man für einen Mann fühlt, den man liebt.“
    Owen starrte sie an. „Okay, okay … habe verstanden“, murmelte er.
    „Gut. Tut mir leid. Ich wollte nicht gemein zu dir sein.“ Ruby sah ihn an. Doch Owens Blick verlor sich im Nichts. „Bist du okay?“
    Er nickte.
    „Dann lass uns in die Stadt zur Polizei fahren und deinen Vater anzeigen.“ Sie reichte ihm die Hand. Aber er ergriff sie nicht. Ruby zögerte. Was konnte sie sagen, um ihn zu trösten? Sie bezweifelte, dass er sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte. Sie glaubte vielmehr, dass er nach Clarissas Betrug und Tod und Onkel Davids Verrat Halt suchte. Mitleid überkam sie. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und meinte: „Auch, wenn es im Moment nicht so aussieht, aber alles wird gut.“
    Owen nickte und rieb sich die Schläfe.
    „Na, dann komm!“ Ruby ging vor zum Parkplatz. Sie wollte schnellstens zurück nach Ashbury. Sie musste die Polizei informieren, damit sie den Bürgermeister festnahmen, bevor er womöglich floh. Außerdem wurde es dunkel. Und sie fühlte sich allein mit Owen unwohl. „Wo bleibst du denn?“, fragte sie und drehte sich nach ihm um.
    Im gleichen Moment sprang er sie an und riss sie zu Boden.
    „Hilfe!“
    „Halt’s Maul!“ Owen schlug ihr mit der Faust ins Gesicht.
    Von dem Schlag benommen, blieb Ruby liegen. Owen packte sie an ihrer Motorradjacke, riss sie hoch und schleppte sie zum See. Dort legte er sie unter den Baum, an dem Clarissa aufgeknüpft worden war. Breitbeinig stellte er sich über sie und sah auf sie herunter.
    „Miststück!“ Er verpasste ihr einen Tritt in den Unterleib. „Du bist keinen Deut besser als deine verfluchte Schwester. Clarissa war eine Schlampe. Ich habe ihr mein Herz zu Füßen gelegt. Und sie hat mit ihren High Heels darauf herumgetreten. Sie wollte nicht, dass jemand von unserer Beziehung erfährt. Ich habe den Grund dafür erst später kapiert. Es ging weder um eure noch um meine Familie. Sie hat Ausschau nach jemand Besserem als mir gehalten. Und wer ist besser als der Sohn des Bürgermeisters? Der Bürgermeister selbst. Wie konnte sie gleichzeitig mit mir und meinem Vater ins Bett gehen? Und mein Dad, dieser verlogene Heuchler, verbietet mir, mich mit einer Cartwright zu treffen. Nur damit er seine schmutzigen Finger …“ Owen trat gegen den Baumstamm, haarscharf neben Rubys Kopf.
    Die Erschütterung holte sie aus ihrem Trancezustand. Langsam kam sie zu sich. Ihr Gesicht schmerzte, ebenso ihr Bauch. Sie hörte Owen nur gedämpft. Aber sie verstand jedes Wort, das er sagte.
    „Ich weiß nicht, ob Clarissa von Anfang an geplant hatte, mich gegen Dad einzutauschen. Aber spätestens nach ihrem Streit mit eurem Bruder …“
    „Brad?“, murmelte Ruby.
    „Ja, Brad.“ Owen zerrte sie auf die Beine. „Dein Bruder ist ihr durch einen Zufall auf die Schliche gekommen und hat alles über ihre unzähligen Affären herausgefunden. Seths Bruder Thomas ist ein Bekannter von Brads bestem Freund. Thomas hat Brads Kumpel von Clarissa erzählt. Wie sie mit Seth umgesprungen ist und dass sie es mit unzähligen Typen