Cinderellas letztes Date
versprochen hat. Ich habe als Polizeichef gute Arbeit geleistet. Aber karrieretechnisch stagniere ich. Deshalb …“
„… musste Clarissa sterben.“ Ruby spie die Worte geradezu aus. Sie musste daran denken, dass Owen den Sheriff als den Speichellecker seines Vaters bezeichnet hatte. Nun, es war noch schlimmer!
Warden fuhr sich nervös durch die Haare. „Okay, ich gebe es zu … Ich zweifele auch an dem Selbstmord. Sie schien mir nicht der Typ dafür zu sein. Sie hatte zwar Angst vor mir. Aber ich habe ihr angemerkt, dass sie mich genau beobachtete und überlegte, wie sie heil aus der Sache herauskommt. Als ihr klar wurde, dass ich ihr nichts antue, war sie sichtlich erleichtert. So jemand bringt sich nicht um. Außerdem war sie stocknüchtern. Und Drogen hatte sie auch nicht genommen. Ihre Pupillen besaßen eine normale Größe. Ich habe meinen Augen nicht getraut, als ich im Obduktionsbericht las, dass sie zugedröhnt gestorben ist. Möglicherweise trug sie Drogen in ihrer Handtasche mit sich. Aber für eine Flasche Alkohol oder einen Flachmann war ihr Täschchen zu klein … Am Lake Fulton feiern oft Jugendliche wilde Partys. Vielleicht ist sie auf eine Gruppe getroffen und hat sich den Frust von der Seele getrunken, ein paar Pillen geschmissen und was es sonst noch so gibt. Wehrlose Mädchen gelten bei Jungs als Sonderangebot. Ein Vergewaltigungsversuch … sie hat dem oder den Jungen mit einer Anzeige gedroht … und der oder die haben kurzen Prozess mit ihr gemacht.“
„Vielleicht ist Ihnen und Clarissa aber auch jemand gefolgt, Sheriff.“ Ruby starrte Warden an.
„Möglich. Ich weiß es nicht.“ Der Polizist schüttelte hilflos den Kopf.
„Was ist mit dem Bürgermeister, Jack?“, hakte Billy nach. „Indem er dich beauftragt hat, Clarissa an einen entlegenen Ort zu bringen, hat er dich zum Mittäter gemacht und in der Hand. Findet jemand das tote Mädchen, stehst du unter Verdacht. Obwohl er sie getötet hat.“
„White macht sich nicht die Finger schmutzig. Außerdem besitzt er nicht genug Mumm, um jemanden zu töten oder einen Auftragskiller auf eine Person anzusetzen.“
„Und sein Sohn Owen?“, fragte Billy.
„Er hatte zu dem Zeitpunkt keinen Führerschein“, warf Ruby ein.
„Als ob das jemand hindern würde“, entgegnete Billy spöttisch.
Ruby kam sich dumm und albern vor und schwieg betreten.
„Owen war an dem Abend im Kino“, sagte Warden. „Ich habe ihn, kurz bevor ich Clarissa an der Haltestelle angesprochen habe, ins ‚Rialto‘ gehen sehen.“
„Sicher, dass er es war?“, fragte Billy nach.
Der Sheriff nickte.
„Owen liebt alte Filme“, meinte Ruby. „Und am Wochenende laufen im ‚Rialto‘ Klassiker in der Spätvorstellung.“
„Du weißt ja eine Menge über Owen“, bemerkte Billy mit einem Seitenblick auf sie. Dann wandte er sich wieder dem Sheriff zu. „Jack, ich empfehle dir, die Stadt nicht zu verlassen.“
„Was willst du tun?“, fragte Warden panisch. „Ich habe euch alles gesagt, was ich weiß. An Clarissas Tod bin ich unschuldig. Ich sage jederzeit gegen Bürgermeister White aus. Aber ich will meinen Job nicht verlieren.“
„Das hättest du dir früher überlegen sollen“, entgegnete Billy. „Die CD kannst du behalten, Jack. Als Erinnerung an deinen Kumpel White, der dich die Karriere gekostet hat.“
„Du kannst mich nicht ans Messer liefern.“ Der Sheriff sprang von seinem Stuhl auf. „Ich rolle Clarissas Fall wieder auf. Ich behaupte, ich hätte neue Hinweise auf einen Mord gefunden. Da lässt sich schon irgendwas auftreiben. Es muss ja nicht die CD sein … Ich helfe euch, ihren Mörder aufzuspüren.“
Ruby sah den Sheriff verächtlich an. Wegen so eines armseligen Feiglings musste Clarissa sterben.
„Komm, wir gehen.“ Billy legte ihr die Hand auf die Schulter und führte sie zur Tür. Während der Sheriff noch bettelte und zu verhandeln versuchte, verließen Ruby und Billy sein Büro.
„Wir sind so nahe dran.“ Billy kickte eine leere Coladose auf der Straße vor der Wache vom Bürgersteig. „Egal, was Jack sagt. Ich wette, der Bürgermeister hat Clarissas Tod zu verantworten.“
„Ich weiß nicht“, zögerte Ruby. „Mein Bauchgefühl spricht dagegen. So ungern ich dem Sheriff recht gebe, aber Onkel David fehlt der Mut für so eine Tat. Mir ist eingefallen, dass er schon in früheren Situationen Konkurrenten oder Gegner durch Intrigen oder üble Nachrede aus dem Weg geräumt hat – nie durch direkte
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