Cinderellas letztes Date
Verwicklung in den Fall sie ihre Jobs kosten – wenn Ruby nicht den Mund hielt. Andererseits würden die Männer es nicht wagen, ihr etwas anzutun. Sie besaß Kopien der Aufnahme und einen Zeugen: Billy.
Sollte sie ihn bitten, heimlich mit zu dem Treffen zu kommen, um sie gegebenenfalls zu beschützen? Niemals! Nicht nach der Beleidigung. Lieber rannte sie in ein offenes Messer.
„Nun sag schon!“, drängte Emma und holte Ruby aus ihren Überlegungen. „Ist die Nachricht von einem anderen Verehrer?“
„Ja“, wimmelte Ruby sie ab.
„Wer?“ Emma starrte sie neugierig an.
„Das verrate ich dir, wenn ich zurückkomme.“
Um 16 Uhr bog Ruby auf ihrer Enduro in die Church Street ein. Sie parkte das Motorrad vor „Frank’s Army Shop“ und kaufte ein Springmesser. Zehn Minuten später startete sie in Richtung Bergsee.
Zur gleichen Zeit öffnete Emma Billy die Tür.
„Ist Ruby da?“, fragte er.
„Nein, sie ist unterwegs.“
„Hast du eine Ahnung, wohin?“
Emma schüttelte den Kopf.
„Es ist wichtig“, bat Billy sie eindringlich.
Emma zögerte. Dann meinte sie: „Ruby bringt mich um. Aber ich glaube, sie trifft sich mit einem Verehrer. Hast du eine Ahnung, wer das sein könnte?“
11. KAPITEL
Mit einem Blick auf ihr Handy-Display stellte Ruby genervt fest, dass es halb sieben war. Es kommt keiner mehr, sagte sie sich. Sie schaute hinaus auf den See, der im Dämmerlicht des Abends wunderschön aussah und für eine romantische Verabredung der optimale Ort war. Doch Ruby hatte für die Naturschönheit keinen Sinn. Mist! Was soll das?, dachte sie verärgert. Sie hatte keine Lust, länger zu warten und schlenderte zurück zu ihrem Motorrad, um wieder in die Stadt zu fahren, als sie das satte, dunkle Schnurren eines teuren Sportwagens hörte.
Auf dem Parkplatz unweit von Clarissas Fundort hielt ein Porsche. Owen stieg aus und hob die Hand zum Gruß in ihre Richtung. Er schloss den Wagen und kam lächelnd auf sie zu.
„Sorry, dass ich mich verspätet habe. Ich hatte Streit mit meinem Dad.“ Owen umarmte sie und wollte sie auf den Mund küssen.
Ruby drehte den Kopf weg. Der Kuss landete schief auf ihrer linken Wange. „Was machst du hier?“, fragte sie Owen. „Hast du mir die Nachricht geschickt?“
Owen nickte.
„Ich … versteh … nicht“, stammelte Ruby. „Du weißt, wer Clarissa umgebracht hat?“
„Ja.“
„Wer?“
„Mein Dad.“
„Was?“
„Er hat es mir gestanden.“
„Wann?“
„Am Abend nach unserer Verabredung im ‚Chapeau‘. Als du mir von Clarissas väterlichem Liebhaber erzählt hast, hat es bei mir klick gemacht. Ich musste daran denken, dass mein Dad in den letzten Monaten häufig davon gesprochen hatte, wie schön Clarissa geworden war. Er hat meine Mom schon früher mit jüngeren Frauen betrogen. Und schließlich wusste ich, dass Clarissa auch nicht gerade monogam ist. Allerdings fiel es mir schwer zu glauben, dass sie mich betrog – und dann auch noch mit meinem Vater. Jedenfalls habe ich Dad noch in der gleichen Nacht zur Rede gestellt. Zuerst hat er geleugnet, aber dann hat er zugegeben, sie ermordet zu haben. Er spielte mir die CD mit ihrem Erpressungsversuch vor. Das war der Grund.“
„Dein Dad hat die CD aufgenommen?“
„Ja, er hat Clarissa nicht getraut. Sie hat wegen einer Scheidung wohl richtig Druck gemacht … Er bat mich, ihn nicht zu verraten. Ich wollte es zuerst auch nicht tun. Mein Vater hatte keine Ahnung, dass Clarissa und ich ein Paar waren. Ich hätte sie einfach nur vergessen müssen. Schließlich hat sie mich mit meinem Vater betrogen. Wozu sie rächen? Aber ich hätte mit dem Wissen nicht weiterleben können. Also bin ich mitten in der Nacht aufgestanden, habe die CD aus seinem Schreibtisch in der Bibliothek entwendet und sie dir zukommen lassen. Du suchtest nach dem Grund für Clarissas Tod. Nun weißt du ihn.“
„Wieso bist du mit der CD nicht direkt zu mir gekommen, sondern hast sie anonym geschickt, wenn du dich jetzt als der Überbringer offenbarst?“
„Ich hatte gehofft, die CD-Aufnahme wäre Beweis genug, ihn des Mordes anzuklagen. Ich wollte nicht als Zeuge gegen meinen Vater aussagen. Aber nachdem du und der Polizist ihn mit Clarissas Erpressungsversuch konfrontiert habt, hat er mir gedroht. Natürlich war ihm klar, dass nur ich die CD entwendet haben konnte. Doch er meinte, die Aufnahme würde nicht ausreichen, um ihn wegen Mordes ins Gefängnis zu bringen. Dafür könnte ich mir jedoch sicher sein, dass er
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