Cinema Erotica
Fragen führten.
»Nun, dann müsstest du lange genug im Geschäft sein, um von der Pornomethode zu wissen.«
Maddie schüttelte den Kopf.
»Ah, ein unschuldiges Mädchen«, sagte Finlay, die Stimme voller Ironie. »Ich wusste gar nicht, dass von dieser Sorte noch welche herumlaufen. Wie hast du es geschafft, so lange unbefleckt zu bleiben?«
»Dies ist der erste Dreh, bei dem ich dabei bin«, erklärte Maddie. »Normalerweise bin ich nur für die Suche der geeigneten locations zuständig und für die abzuschließenden Verträge. Sobald der Dreh beginnt, habe ich meine Unterlagen dem Einsatzleiter übergeben, und meine Arbeit ist erledigt.«
»Dann werde ich dich aufklären. Es handelt sich um einen kleinen Anreiz bei ansonsten trüben Aufträgen. Es ist fast normal geworden, dass Techniker und Schauspieler nach der offiziellen Arbeit einen Porno drehen. Natürlich hat der Regisseur nie eine Ahnung davon. Unser Filmen beginnt erst abends, wenn der Dreh des normalen Films abgeschlossen ist. Auf diese Weise haben wir alles frei – Beleuchtung, Kameras, oft sogar die Kulissen. Manchmal auch die Filme, wenn wir Glück haben. Das geschieht alles ohne Wissen der großen Bosse und Geldgeber. Der Film, den wir drehen, wird direkt als Video ausgeliefert und über Sexshops und die entsprechenden Magazine vertrieben. In neunundneunzig Prozent aller Fälle erfahren die Produzenten und Geldgeber des Hauptfilms nichts darüber.«
Maddie hatte immer ungläubiger zugehört. »Die Techniker und Schauspieler hängen da auch mit drin? Willst du damit sagen, dass nicht nur ihr drei beteiligt seid?«
Finlay nickte und lächelte. »Ich bin der einzige Kameramann. Ganz einfach – ich habe die Videokamera, also geht alles von mir aus. Wir brauchen kein zeitraubendes Ausleuchten, brauchen keinen Toningenieur. Nur ich und meine Kamera. Einige der Schauspieler sind dabei, wobei das, was sie tun, mit Schauspielen nicht wirklich was zu tun hat. Wie du gesehen hast, zeigen wir alles, wie es sich gehört. Aber ich kann dir nicht sagen, wer alles dabei ist, das wäre zu gefährlich. Man hat schnell seinen Job verloren.« Er klopfte sich mit einem Zeigefinger gegen einen Nasenflügel, dann wischte er ein paar Brotkrümel vom Hemd. »Zurück an die Arbeit.«
Maddie schaute auf ihre Uhr und folgte Finlay. Sie sah sich unter den Schauspielern und Technikern um und fragte sich, wer sonst noch zum ›anderen‹ Film gehörte.
Maddie hatte eine Zeitlang nichts mehr von Freya gehört. Sie hätte gern gewusst, wie es um die Vorbereitung von D-Day Dawn stand und ob sie noch eine Chance hatte, wenn Hugh Shepherd seine Produktion abgeschlossen hatte. Während einer sich hinziehenden Debatte zwischen Shepherd und Finlay rief sie über ihr Handy das Büro in Cambridge an.
Polly antwortete und quietschte ins Telefon.
»Oh, mein Gott, Maddie, wir vermissen dich! Du wirst nicht glauben, was hier alles läuft!«
Maddie hatte das Gefühl, dass Polly es ihr sagen würde.
»Freya ist krank, die Arme, schon seit einigen Wochen ist sie nicht mehr im Büro gewesen. Miles hat in ihrer Abwesenheit die Geschäfte sozusagen an sich gerissen, und er führt sich unerträglich auf. Greg und ich nennen ihn ›El Presidente‹, aber nur hinter seinem Rücken. Also, wenn du einen kleinen Möchtegern-Diktator erleben willst ...«
Maddie wollte Polly gerade fragen, wie es mit Sam Pascalis Film aussah, als sie das Geräusch einer anderen Leitung hörte, die sich einschaltete.
»Maddie, hier spricht Miles. Falls du wissen willst, wann du als meine Assistentin bei D-Day Dawn einspringen kannst, vergiss es. Ich brauche dich nicht.«
Maddie schätzte, dass da das Großmaul aus ihm sprach, denn schließlich war sie Sam Pascalis erste Wahl gewesen. »Hast du denn mit der Suche nach den geeigneten Drehorten schon begonnen?«
»Nein. Es hat eine weitere Verschiebung nach hinten gegeben. Der Drehbeginn ist verlegt worden, deshalb verspätet sich auch alles, was mit der Vorproduktion zu tun hat.«
»Wann fängst du an?«
Am Ende der anderen Leitung entstand eine Pause, dann wiederholte Miles: »Ich brauche keine Assistentin.«
Maddie ahnte, dass Miles alles andere als die Wahrheit sagte. »Miles, es ist besser, wenn du es mir jetzt sagst, sonst setze ich mich ins Auto und fahre sofort nach Cambridge, um es herauszufinden. Wann fängst du mit der Arbeit an?«
»In zwei Wochen.«
»Ich werde hier in eineinhalb Wochen fertig sein. Das bedeutet, dass ich zurückkommen kann,
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