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Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Titel: Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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drin sein. Ich erwarte einen ganz besonderen Gast. Einen Herrn von der Akademie.«
    »Von der Akademie?«, fragte Cirrus, er war sicher, dieses Wort schon einmal gehört zu haben.
    Mr Leechcraft musterte ihn neugierig. »Richtig«, sagte er und zog eine Augenbraue hoch. »Von der Akademie der Naturwissenschaften. Die führende Organisation der Naturphilosophen des Landes. Überzeuge sie von der Bedeutung unserer Arbeit hier, Abraham, und unser Schicksal ist gesichert.«
    Bottle Top richtete sich auf. »Machen Sie sich keine Gedanken, Sir. Ich werde das Publikum zum Kreischen bringen!«
    »Gut, gut«, sagte Mr Leechcraft und klopfte ihm mit seinem Stock auf die Schulter. »Ich hoffe, du wirst mich nicht enttäuschen.«
    Dann wandte er sich an Cirrus, und sein Gesichtsausdruck änderte sich. »Und du«, sagte er, wobei er seinen Blick über das nicht zu bändigende Haar des Jungen wandern ließ, »sieh dir alles genau an, aber bleibe selbst unsichtbar, verstanden? Ich habe noch nicht endgültig entschieden, was ich mit dir tun werde.«
    »Ja, Sir«, sagte Cirrus.
    »Nun kommt, wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Seinen Stock schwenkend ging er vor den beiden her durch das dunkler werdende Haus mit all seinen düsteren Ausstellungsstücken, bis sie zu einem Vorführraum auf der Rückseite des Museums kamen. Cirrus spürte eine dunkle Beklommenheit, als sie sich dem schwarzen Vorhang näherten, den er schon gesehen hatte. Wieder wehte ihn der Geruch von Verbranntem an, und Gänsehaut kroch ihm den Nacken hinunter.
    »Willkommen in meinem Experimentiersaal«, sagte Mr Leechcraft und zog schwungvoll die Vorhänge auseinander. »Hier präsentiere ich meine Erkenntnisse über das Feuer des Äthers.«
    Sie betraten einen kleinen, rund angelegten Zuschauerraum, in dem Kerzen flackerten. Die Wände waren mit Plüschsamt bespannt, und um die zentrale Bühne, auf der verschiedene Geräte angeordnet waren, standen Reihen goldlackierter Stühle. Cirrus war sofort beeindruckt von einer gefährlich aussehenden Maschine: Zwei runde Glasscheiben, groß wie Wagenräder, waren senkrecht in einem hohen Holzgerüst aufgehängt und mit einem langen Geschützlauf verbunden, der sich wie eine Kanone über die halbe Bühne hinzog.
    Mr Leechcraft nahm einem gerade vorüberkommenden Jungen einen Leuchter aus der Hand und führte Cirrus und Bottle Top zur Bühne.
    »Das ist meine elektrostatische Maschine«, sagte er und strich über den glänzenden Geschützlauf. »Sie mag im Augenblick schlummern, aber ich versichere dir, wenn ich an diesem Griff drehe« – er zeigte auf eine Kurbel hinter den Glasscheiben –, »fliegen Funken vom Feuer des Äthers aus der Rohrmündung. Das ist höchst aufschlussreich.«
    Cirrus’ Aufmerksamkeit galt jedoch mehr einer hölzernen Schaukel, die Micah gerade von der Decke herabließ. Sie war an einem eisernen Flaschenzug hoch über der Bühne befestigt und kam jetzt wenige Zentimeter vor der elektrostatischen Maschine zum Stillstand.
    »Ah, der Höhepunkt der Veranstaltung«, rief Mr Leechcraft und blickte erwartungsvoll auf Bottle Top. »Der Schwebende Junge.«
    Cirrus sah zu, wie Bottle Top jetzt seine Schuhe abstreifte und sich der Länge nach auf das Schaukelbrett schob. Brust und Bauch lagen fest auf dem Brett, Arme und Beine dagegen hingen frei herunter. Es sah aus, als würde er in der Luft schwimmen.
    Mr Leechcraft schnallte ihn mit einem Riemen an der Schaukel fest. »Vergiss nicht, mein Junge, Mr Sidereal wird zusehen – und ich ebenso!« Mit dieser letzten Ermahnung verschwand er im Halbdunkel und ließ die Jungen auf der Bühne allein.
    Kaum war er weg, machte sich Micah an Bottle Top heran.
    »Was der Blutsauger dir heute extra gibt, gehört mir, kapiert?«, sagte er und zog dabei die Riemen, die den Jungen an die Schaukel fesselten, straffer.
    Bottle Top zuckte zusammen. »Vorsicht! Du tust mir weh. Die Gurte sind zu fest, ich kann kaum mehr atmen und mich bewegen!«
    Nachdenklich betrachtete Micah den Flaschenzug, der keinen besonders stabilen Eindruck machte. »Das ist der Sinn«, sagte er. »Soll doch wohl kein schlimmer Unfall passieren, oder? Jetzt sei ruhig und halt still … und denk dran, wer verantwortlich ist für die Seile. Ich rechne jedenfalls mit meiner abendlichen Beteiligung, wenn ich dich nachher runterlasse.«
    Bottle Top schwieg und hörte schließlich zu zappeln auf, als Micah ihn an den Seilen in die Luft zog.
    In wenigen Augenblicken hing Bottle Top hoch über der Bühne,

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