City Crime – Vermisst in Florenz
Gegenteil! Sie sah, wie »Muskelshirt« und »Sonnenbrille« Francesco packten, während der Bärtige direkt auf sie zukam.
Joanna hielt vor Schreck erst die Luft an, dann musste sie aufpassen, nicht aufzuschreien. »Sie wollen in dieses Zimmer!«
»Shit!«, fluchte Finn. Es gab nichts, wo man sich verstecken konnte. Das Zimmer stand leer. Komplett leer, verdammt noch mal!
»Hier!« Andrea presste sich rechts neben der Tür an die Wand.
Joanna sprang auf, stellte sich, so dicht es ging, neben ihn und winkte ihren Bruder zu sich. Finn drückte sich fest an seine Schwester. Im selben Augenblick flog schon die Tür auf. Andrea konnte sie gerade noch mit der Fußspitze abfedern, um sie nicht vors Gesicht geknallt zu bekommen. Die drei verharrten hinter der offenen Tür und verhielten sich so still wie möglich. Der kleinste Muckser konnte sie verraten!
Die drei von der Bande hielten sich zum Glück nicht lange in dem Zimmer auf und sahen sich auch nicht weiter um. Sie stießen Francesco nur hinein, beschimpften ihn, schlugen die Tür von außen zu und – schlossen sie ab!
»Oh no!«, formte Joanna stumm mit den Lippen. Ebenso wie Andrea und Finn wartete sie noch ab, bis sie sicher war, dass die drei von der Bande wieder gegangen waren. Dann erst betätigte sie die Türklinke, um sich zu vergewissern. Die Tür war zu.
»Eingeschlossen!«, schimpfte Joanna.
Andrea wandte sich sofort an Francesco und fragte ihn, wie man hier herauskam.
»Er sagt, wenn es einen Ausgang gäbe, hätten sie ihn hier nicht eingesperrt!«, übersetzte Joanna für Finn.
»Weshalb haben sie ihn überhaupt eingesperrt?«, wollte er wissen.
Andrea konnte es ihm erklären. »Das kann er danken uns! Sie haben gesehen den Boden offen und sie denke, Francesco … äh … stiehlt ihnen.«
»Und deshalb kann er nicht mehr zur Bande zurück. Er gilt nun als Verräter!«, sagte Joanna.
Francesco stand unsicher in der Mitte des Raumes, wusste nicht so recht, was er tun sollte. Obwohl er kein Deutsch verstand, bekam er mit, dass über ihn geredet wurde.
Finn betrachtete ihn und ahnte, worauf Andrea’s Erläuterung hinauslief. »Na super!«, stöhnte er. »Du willst damit aber wohl nicht sagen, dass er jetzt mit uns kommen soll?«
»Ohne ihn hätten wir den zweiten Kartenteil nicht gefunden«, ergriff Joanna für ihn Partei.
Doch Finn widersprach vehement: »Ohne ihn wären wir jetzt hier auch nicht gefangen!« Er traute sich nicht, Francesco in die Augen zu schauen. Hatte Francesco keine anderen Freunde als die Diebesbande, an die er sich wenden konnte? Keine Familie? Kein Zuhause? Wieso sollten sie ihn mitnehmen? Sie hatten wahrlich Wichtigeres zu tun. Sie wollten ihren Vater wiederfinden, der sich möglicherweise in Gefahr befand. Ach, was hieß möglicherweise? Der sich ganz sicher in Gefahr befand.
»Immerhin hat er uns nicht verflö… verpfeift, obwohl er sich hätte gerettet damit.«
»Pfft!«, wiegelte Finn ab. »Der hat doch bloß Angst, dass wir ihn bei der Polizei anzeigen!«
Joanna öffnete das Fenster und sah an der Hauswand hinunter, die in einer extrem schmalen Gasse endete. Die Häuser standen so dicht beieinander, dass Joanna für einen Moment ernsthaft überlegte, ob man nicht durchs Fenster zum benachbarten Haus springen konnte. Doch schnell verwarf sie ihren Gedanken. Zu gefährlich. Außerdem war das Fenster im gegenüberliegenden Haus geschlossen und es schien auch niemand in der Wohnung zu sein. Alles war dunkel dort drüben. Sie sah auch keine Möglichkeit, an der Hauswand hinunterzuklettern. Also drehte sie sich wieder um und ging zurück zur verschlossenen Zimmertür.
»Bekommt er sie nicht auf?«, fragte sie Andrea, wies mit einem Kopfnicken aber auf Francesco. »Er ist doch ein Dieb.«
»Sì!«, bestätigte Andrea. »Un Dieb, kein Einbrecher. Außerdem er hat gar nicht Werkzeug dabei. Wir alle nicht.«
Das war ein gutes Stichwort für Finn. »Siehst du!«, raunzte er seine Schwester an. »Andrea und ich haben noch gesagt, wir sollten eine Ausrüstung mitnehmen. Aber du …«
»ICH suche eine Lösung«, unterbrach Joanna ihn scharf. »Wäre schön, wenn du das auch tun würdest, Bruderherz!«
»Pfft!«, machte Finn und verschränkte bockig die Arme vor der Brust.
Über Francescos Gesicht aber huschte plötzlich ein Lächeln, als er Joanna an der Tür herumhantieren sah. Er griff in seine Hosentasche, holte ein undefinierbares Werkzeug heraus, das aussah wie ein Schweizer Taschenmesser. Er klappte etwas
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