City Crime – Vermisst in Florenz
mia!«, stöhnte Andrea, als hätte er es mit kompletten Dummköpfen zu tun. »Wie heißt das Sprüchewort in Deutschland? Eine Hand badet die andere.«
»Wäscht«, korrigierte Joanna. »Das Sprichwort heißt: Eine Hand wäscht die andere.«
»Genau!«, bestätigte Andrea. »Das meine ich. Wir haben ihn erwischt, verflöten ihn aber nicht.«
»Verpfeifen«, stellte Joanna richtig.
»Sag ich doch«, erklärte Andrea weiter. »Dafür er ist uns was schuldig.« Das Gleiche erklärte er noch mal Francesco auf Italienisch. »Capito?«
Francesco nickte.
Zufrieden ließ Andrea ihn nun in Ruhe. »Na also! Alles bene.«
Das fand Joanna nicht. »Was soll er uns denn nützen?«, fragte sie. »Wozu brauchen wir einen Dieb?«
Andrea zog die Schultern hoch und lächelte. »Das … äh … weiße man nie.«
Er wollte sich gerade zum Gehen abwenden, als Joanna noch einen letzten Blick in den Hohlraum unter den Boden warf – und stutzte.
»Wartet mal!«, rief sie den anderen zu, kniete sich hin und zog ein Portemonnaie aus dem Haufen Diebesgut heraus. »Das ist doch …« Sie klappte es auf und erhielt die Bestätigung: »Das gehört Papa!«
Finn ging auf sie zu. »Bist du sicher?«
Joanna brauchte nicht zu antworten. Sie zeigte ihm die aufgeklappte Geldbörse. Finn sah sofort das Foto von sich und seiner Schwester hinter einer Klarsichtfolie.
»Wann hast du das gestohlen?«, fragte Joanna Francesco scharf. »Und wo?«
»Cosa?«, fragte Francesco.
Joanna musste die Frage auf Italienisch wiederholen. Mit Sicherheit dort, wo er auch Finns Handy geklaut hatte, erzählte Francesco, oder zumindest in der Nähe, denn das wäre das »Revier« der Bande. Aber er wüsste nicht, ob er es überhaupt gestohlen hatte und nicht ein anderer aus der Bande.
Joanna durchsuchte das Portemonnaie. Der Ausweis ihres Vaters lag noch darin, ebenso alle anderen Papiere wie Führerschein, Krankenkassenkarte und vieles mehr. Und …
»Seht mal hier!« Joanna zog einen zusammengefalteten Zettel aus dem Geldscheinfach, entblätterte ihn, und alle sahen, was sie gefunden hatte: den zweiten Kartenteil! Nach dem brauchten sie nun bei den Uffizien nicht mehr zu suchen.
Wenn Joannas Theorie stimmte, dass ihr Vater die Kartenstücke verteilte, um sie sicher zu verwahren, dann musste Francesco die Geldbörse gestohlen haben, kurz bevor ihr Vater dazu gekommen war, es zu verstecken.
Finn und Andrea dachten über diese Frage nach. Francesco wusste gar nicht, wovon die drei sprachen. Aber er hörte, wie unten am Hauseingang die Tür betätigt wurde, und merkte auf.
Andrea, Finn und Joanna reagierten sofort.
»Dort hinein!« Andrea zeigte auf eines der leeren Nebenzimmer. In Richtung Francesco legte er den Finger auf die Lippen und erinnerte ihn: »Non una parola, altrimenti ti denunciamo come ladro alla polizia!«
Francesco nickte ihm ängstlich zu. Dann huschten die drei über den Flur ins gegenüberliegende Zimmer und schlossen die Tür hinter sich.
Schon hörten sie Schritte in der Wohnung. Sie konnten nicht heraushören, wie viele von der Bande gekommen waren, aber sicher waren es mehr als einer.
Joanna lugte durchs Schlüsselloch, um in das Zimmer hinüberzusehen, in dem die Bande ihr Lager hatte. Die Diebe sah sie nur von hinten. Mit den Fingern zeigte sie an, dass es drei waren. Drei, die sie sehen konnte. Joanna konnte erkennen, dass sie deutlich älter waren als Francesco. Einer drehte sich kurz um, sodass sie ihn von der Seite sah. Er trug einen Bart. Joanna schätzte ihn auf siebzehn oder achtzehn Jahre. Der Zweite, der ein weißes Muskelshirt trug und damit seine durchtrainierten Arme zeigte, war sicher nicht älter als sechzehn, glaubte Joanna. Der Dritte schien der Jüngste zu sein, vielleicht vierzehn oder fünfzehn. Das war schwer zu schätzen, weil er eine Sonnenbrille trug. Insgesamt wirkten alle drei äußerst sportlich und durchtrainiert.
Der Bärtige entdeckte, dass das Versteck unter dem Parkett offen stand. Sofort ging er auf den armen Francesco los.
Würde er sie nun verraten?
Andrea bezweifelte das. »Dann er müsste auch geben zu, dass wir ihn haben erwischt beim Stehlen. Das er wird nicht machen«, vermutete Andrea flüsternd.
Er behielt recht. Die drei beließen es dabei, Francesco anzupöbeln. Dann packten sie neue, frisch gestohlene Dinge in das Versteck und schlossen das Parkett wieder.
Joanna hoffte, dass die drei so schnell wieder verschwanden, wie sie gekommen waren.
Ihr Wunsch erfüllte sich nicht. Im
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