City of Death - Blutfehde (German Edition)
passten, weil sie einen etwas weiteren Schaft hatten. Meine SIG wollte ich auch mitnehmen, konnte das Risiko aber nicht eingehen, sie bei einer Taschenkontrolle zu verlieren. Ich hätte sie nur in meine Handtasche oder den Hosenbund stecken können, also ließ ich sie hier.
Will hatte sich auch umgezogen und sah wieder einmal perfekt aus. Er trug ein dunkelbraunes Seidenhemd, schwarze, eng anliegende Hosen, schicke dunkelbraun polierte Schuhe und eine passende schwarze Jacke. Wir fuhren in einem seiner zahlreichen Wagen, diesmal einem schwarzen Cobra Jeep.
Als ich auf den Beifahrersitz gesprungen war und er los fuhr, fragte ich: »Wenn es so gefährlich werden kann, warum hast du dann keine Männer mitgenommen?«
»Weil es zu viel Aufmerksamkeit erregen würde. In einer Para-Bar treffen sich die zwielichtigsten Gestalten und auch der eine oder andere Ranger ist dabei. Ich will nicht, dass jemand denkt, ich wolle ihm seinen Bezirk streitig machen.«
»Wie lange bist du schon Ranger, wenn ich fragen darf?«
»Etwas über dreißig Jahre.«
»Dann warst du beim großen Massaker 2001 dabei?«
Seine Miene verfinsterte sich. »Ja, ich war dabei.«
Sein Tonfall machte deutlich, dass er nicht weiter darüber reden wollte. Das ärgerte mich ein bisschen, immerhin wusste er so ziemlich alles von mir. Mir gegenüber könnte er also ruhig ein bisschen aufgeschlossener sein.
»Wie geht es deiner Freundin, wurde sie belästigt?«
Die Frage überraschte mich. »Äh nein, wieso? Hast du was über Fabio und Co. herausgefunden?«
»Nichts Besonderes. Sie sind in Friedrichshain registriert und gehen legalen Berufen nach. Kein Eintrag im Strafregister oder sonstige Auffälligkeiten.«
»Der Typ ist mir trotzdem nicht geheuer.«
Will sah mich an. »Wenn du irgendetwas erfährst, sagst du mir Bescheid. Ich will nicht, dass du auf eigene Faust handelst.«
»Keine Panik, ich werd schon nichts Unüberlegtes tun.« Kontrollfreak!
Kapitel 6
Die Para-Bar lag in Kreuzberg nahe dem jüdischen Museum. Will parkte ein paar Straßen weiter in sicherem Abstand, sodass wir noch ein gutes Stück zu laufen hatten. Als wir die Bar fast erreicht hatten, erklärte er, dass nur Paranormale und ihre menschlichen Diener Zutritt hatten. Wenn mich also jemand fragte, sollte ich mich als gewöhnlicher Mensch und Diener ausgeben.
Die Bezeichnung gefiel mir zwar überhaupt nicht, aber die Neugierde ließ mich meinen Stolz für diesen Abend vergessen.
»Sieh einer an«, begrüßte uns ein bärtiger, stämmiger Türsteher. »Was verschafft uns die Ehre?«, fragte er und schenkte Will ein brüderliches Lächeln. Er hatte über zehn Ohrringe an jedem Ohr, drei Nasenpiercings und mehr Tattoos als freie Haut am Körper. »Du weißt, dass ich dich abtasten muss, mein Freund«, erklärte er und begann, Will zu durchsuchen. Mich schickte er zu einer Frau, die nicht weniger männlich aussah.
»Wer bist du?«, fragte sie und bedeutete mir, die Handtasche zu öffnen.
»Sein menschlicher Diener«, antwortete ich und streckte die Arme von mir, als sie mich abtastete. Mit den Händen fuhr sie über meine Arme und Beine, ließ aber Schuhe und Rücken aus. Entweder war sie eine Anfängerin oder sie war es gewohnt, dass sowieso niemand Waffen bei sich trug. Jedenfalls entdeckte sie die Messer nicht, was mich einerseits freute, anderseits aber auch ärgerte, weil ich die SIG doch hätte mitnehmen können.
In der Bar war es laut, aber nicht von der Musik, sondern vom Stimmengewirr. Im Hintergrund lief Musik aus den aktuellen Charts, was mich die Stirn runzeln ließ. Ich meine, niemand hier war menschlich, das war einfach nur verstörend. Will nahm unaufgefordert meine Hand, und ich protestierte nicht, denn damit machte er jedem deutlich, dass ich zu ihm gehörte. Sie war warm und lebendig, kaum von einem Menschen zu unterscheiden. Während wir durch die spärlich beleuchteten und völlig überfüllten Räumlichkeiten liefen, drehten sich einige Köpfe nach uns um. Manche freundlich und neugierig, einige unfreundlich oder überrascht.
Die Bar bestand nur aus einem einzigen Raum, aber der war riesig und sehr verwinkelt. Es gab Dutzende von Ecken, die wiederum um Ecken gingen oder in dunklen Bereichen endeten. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Wie ich bereits erwartet hatte, gab es ausschließlich Gruppenbildung. Man sah keinen Vampir mit einem Werwolf oder einem anderen Geschöpf plaudern, geschweige denn in dessen Nähe stehen. Oh nein! Jede Spezies war für
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