City of Death - Blutfehde (German Edition)
»Hey, tut mir leid, ich wollte mich schon viel früher melden«, entschuldigte ich mich.
»Kein Problem, Will hat mir erzählt, dass du schwer verletzt wurdest.«
Wir schwiegen eine Weile. »Und? Wie geht’s euch?« Eine bescheuerte Frage, ich weiß.
»Ich bin okay. Mama muss noch ein paar Tage zur Untersuchung bleiben; sie kann sich an nichts erinnern. Die Ermittler glauben, sie hätte Richard zerstückelt und dann versucht, sich umzubringen. Seine Leiche weist zwar keine Messerspuren auf, aber sie hatte eines in der Hand gehabt und war voller Blut. Man hält sie für selbstmordgefährdet.«
»Ich werde mit meinem Onkel sprechen, er wird den Fall verschwinden lassen. Gott, es tut mir so leid.«
»Hör auf, Cherry, es ist nicht deine Schuld, und Mitleid kann ich jetzt nicht ertragen.«
»Soll ich vorbeikommen?«
»Nein, lass mich einfach noch ein paar Tage bei dir wohnen, ich kann noch nicht zurück.«
»Okay, ich bleibe so lange bei Will. Ich bin sicher, er wird nichts dagegen haben.«
»Also dann …«, sagte sie, als mir noch etwas einfiel.
»Du weißt, dass Will euch die Sache vergessen machen kann. Er kann euch bezirzen, und ihr könntet ein normales Leben führen.«
»Nein, ich werde damit leben, so wie auch du damit leben musst. Wir sehen uns morgen in der Uni.«
»Gut und überlege es dir wenigstens für deine Mutter.«
Sie legte auf, und ich rief direkt meinen Onkel an. Bei ihm brauchte ich mir nie Gedanken um die Uhrzeit zu machen. Er war wie mein Vater, rund um die Uhr am Arbeiten. Er versprach, sich gleich morgen darum zu kümmern, verlangte aber im Gegenzug die neusten Neuigkeiten aus der Unterwelt. Er wollte immer up to date sein, was die Paranormalen betraf. Ich bat ihn, meinem Dad nichts zu erzählen, und er gab mir sein Wort. Ich warf das Handy aufs Bett und holte tief Luft. Jetzt musste ich es nur noch Will sagen. Ob er sauer sein würde? Enttäuscht? Ich wollte ihn eben rufen, als es an der Tür klopfte. Es war Will.
»Du weißt, dass unser Gehör über mehrere Stockwerke hinweg reicht?«
Oh, nun ja, das ersparte mir eine lange Einleitung. »Und? Bist du sauer?« Ich biss mir auf die Unterlippe.
»Wieso sollte ich?«
Er kam näher.
»Weiß nicht. Ich dachte, da du mich einigen Personen schon als dein Diener vorgestellt hast, könntest du Probleme bekommen.«
»Ist das der einzige Grund?« Er setzte sich zu mir auf Bett, hielt aber reichlich Abstand.
»Na ja, ich dachte, nachdem du mich jetzt schon zum tausendsten Mal retten musstest, hättest du irgendeinen Anspruch auf mich oder würdest das zumindest glauben.«
»Ich bin nicht sauer auf dich, außerdem liegt die Entscheidung bei dir. Ich hätte dich niemals dazu gezwungen.«
»Das glaube ich, aber mir geht es nur darum, was danach geschieht.«
»Danach?«
»Hättest du mir versprechen können, mich niemals zu benutzen?«
Er überlegte. »Ich hätte es zumindest versucht. Kann deine Mutter es denn?«
»Natürlich, sie liebt mich.« Ich klang empört.
»Sie ist ein Vampir, Cherry.«
»Du auch, na und?«
»Wie ich sehe, weißt du nichts vom Ruf deiner Mutter.«
Ich stand auf. »Der da wäre?«
»Sie trinkt nur das Blut von Jungfrauen, badet in ihrem Blut.«
»Auch Vampire haben ihre Vorlieben.« Warum verteidigte ich sie eigentlich?
»Du verstehst nicht, sie tötet ihre Opfer. Sie ist keiner der zivilisierten Vampire, die sich von Blutkonserven oder Fängern ernährt. Sie quetscht sie bis auf den letzten Tropfen aus.«
»Du lügst.«
»Warum sollte ich?«
»Ha, keine Ahnung, sag du es mir! Offenbar willst du nicht, dass ich mich an sie binde, andernfalls würdest du keine Schauermärchen über sie erfinden.«
»Sie sind nicht erfunden, frag sie.«
Ich war fassungslos. Warum in aller Welt tat er das? Wenn er mich als Dienerin haben wollte, konnte er mich auch nett und höflich fragen – nicht, dass ich zugestimmt hätte, aber was er sich jetzt leistete, war unter aller Sau. »Weißt du was, das werde ich auch tun. Soll ich ihr vielleicht noch liebe Grüße von dir bestellen? Ehrlich Will, was soll das?«
Er kam zu mir und diesmal so langsam, dass ich seinen Bewegungen folgen konnte. »Weil ich dich nicht mehr beschützen kann, wenn du jemand anderem gehörst.«
»Also erfindest du Geschichten.«
Er biss die Zähne zusammen. »Sie sind nicht erfunden. Ich gebe jedoch zu, dass es mir lieber wäre, du würdest mich wählen. Dir würde sie zwar nie etwas antun, dennoch ist sie nicht die beste Wahl.«
»Woher
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