City of Death - Blutfehde (German Edition)
loszuwerden.
»Bist wohl ‘ne ganz Schnelle«, sagte der Glatzkopf und wollte meinen Arm ergreifen.
Ich packte stattdessen den seinen und drehte ihn auf den Rücken. Er kreischte, als ein lautes Knacken zu vernehmen war, und stürzte zu Boden. Ich ließ ihn los und trat nach hinten, genau in den Magen des anderen Typen, der sich gerade auf mich stürzen wollte. Kurz fragte ich mich, warum mir niemand zu Hilfe kam. Auf der anderen Straßenseite waren etliche Restaurants, und ich sah auch, dass einige Leute in meine Richtung schauten. Sehr beruhigend, sollte ich mal in ernsthaften Schwierigkeiten stecken! Mein Hintermann stöhnte, der Glatzkopf richtete sich auf und zückte ein Messer, den linken Arm von der Schulter baumelnd. Die beiden waren hartnäckig, das musste man ihnen lassen, also musste ich zu drastischeren Maßnahmen greifen. Ich verprügelte sie jedoch nicht, was sie durchaus verdient hätten und mir ein Leichtes gewesen wäre. Ich wich so weit zurück, dass ich beide im Blickfeld hatte, dann begann ich zu knurren.
Beide stockten und sahen mich an. Ich konnte äußerliche Teile meines Körpers verwandeln, aber auch innerliche. So konnte ich meine Kehle soweit verändern, dass ich imstande war zu bellen. Die beiden suchten das Weite, und der Glatzkopf ließ sogar das Messer fallen. Ich lachte mir einen ab. Sollten sie ruhig jemandem erzählen, eine Frau hätte sie angebellt. Man würde ihnen sicher glauben.
Zwanzig Minuten später war ich zu Hause. Ich schloss die Haustür auf und erschrak, als Felicitas im Eingangsbereich stand. »Wo ist die Meisterin?«, fragte sie verwundert und nahm mir den Mantel ab.
»Sie ist mit dem Ranger der Stadt verschwunden, ich sollte schon vorgehen. Weißt du, was er von ihr wollen könnte? Sie hatten es ziemlich eilig.«
»Nein.« Ihr Gesichtsausdruck war nichtssagend. Sie hätte mir ins Gesicht lügen können und ich hätte es nicht gemerkt. »Möchtest du etwas trinken?«
»Ja, bitte.« Ich setzte mich ins Wohnzimmer, doch ich war nicht allein. Zwei Vampire standen sich gegenüber und stritten über etwas. Worum es ging, weiß ich nicht, denn sie hörten in dem Moment auf, in dem ich das Zimmer betrat. Beide Vampire sahen auf ihre Weise wunderschön aus. Der eine hatte pechschwarzes langes Haar, das ihm bis über die Schultern reichte. Seine Augen waren braun und lagen in dunklen Schatten, als hätte er mit Eyeliner nachgeholfen. Er war groß und trug komplett Schwarz, sah aber trotzdem nicht wie ein Grufti aus. Sein Kleidungsstil erinnerte mich an Will. Der trug auch immer eng anliegende Hosen und Seidenhemden – nur meist in fröhlicheren Farben. Der andere Vampir war nur etwas größer als ich und ziemlich braun gebrannt. Die Haare waren zu einer Windstoss-Frisur gestylt, der Scheitel also verdeckt und die Haare nach vorn gerichtet. Er war der typische Beach Boy und unglaublich süß. Ich blieb in der Tür stehen und sah sie an.
»Das sind Chane und Darrel«, sagte Felicitas und zeigte bei Chane auf den Beach Boy.
»Hi«, sagte ich winkend. »Ich bin …«
»Wir wissen, wer du bist«, unterbrach mich Darrel barsch. »Die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen.«
Okay, was hatte der denn für ein Problem? Chane lächelte mich entschuldigend an und nahm auf dem Sofa Platz.
Ich setzte mich ihm gegenüber. »Und ihr arbeitet für meine Mutter?«
»Wir wurden von ihr gemacht«, erklärte Felicitas und verschwand in der Küche. Wenige Augenblicke später kam sie mit einem Glas Fanta wieder und setzte sich neben mich. Chane zippte durch die Sender und blieb schließlich bei einer Dokumentation über ägyptische Herrscher hängen. Ich fühlte mich unbehaglich, weil ich nicht wusste, worüber ich mich mit ihnen unterhalten sollte. Darrel stand mit verschränkten Armen hinter dem Sofa und beobachtete mich.
»Hast du ein Problem?« Nach einer Weile ging er mir ziemlich auf den Sack.
Er schnaufte. »Wir haben nur gestern erst erfahren, dass unsere Meisterin eine Tochter hat.«
»Und das stört dich, weil?« Ich sah, dass Felicitas ihm einen warnenden Blick zuwarf.
Er zuckte die Schultern. »Tut es nicht.«
Ich sah von einem zum anderen und hatte das Gefühl, dass sie mir etwas verschwiegen.
»Wie wäre es, wenn ich dir dein Zimmer zeige?«, schlug Felicitas vor.
Ich nickte, denn erwünscht war ich hier offenbar nicht.
Das Gästezimmer lag im Erdgeschoss, gleich neben der Küche. Es war spärlich eingerichtet und komplett in Weiß gehalten. Weißes Einzelbett,
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