City of Death - Blutfehde (German Edition)
weiße Kommode, weiße Sitzecke und ein Plasma-Fernseher in der gleichen Farbe an der Wand montiert.
»Wenn du etwas benötigst, dann rufe nach einem von uns, wir können dich hören.« Damit verließ sie das Zimmer und schloss leise die Tür.
Jap, ich wusste auch schon, wen von den dreien ich rufen würde! Ich schlüpfte in meinen schwarzen Pyjama und holte den Laptop hervor. Dann machte ich es mir auf dem Bett bequem und surfte ein bisschen im Internet. Normalerweise war ich es gewohnt länger wach zu bleiben, aber der Marathon mit meiner Mutter hatte mich echt erschöpft. Um halb zwei schaltete ich den Laptop aus. Ich wurde kurz wach, als eine Frauenstimme sagte, ich könne mich morgen wie zu Hause fühlen und der Wohnungsschlüssel würde an der Kommode hängen. Vielleicht träumte ich aber auch nur.
Kapitel 10
Ich fühlte mich wunderbar, als ich aufwachte. Kein Wecker, der klingelte, und keine Verpflichtungen, die auf mich warteten. Heute konnte ich mal so richtig gammeln. Ich schaute auf mein Handy und war erstaunt. Zwölf Uhr. Wow, so lang hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen! Ich ließ frische Luft ins Zimmer und machte das Bett. Dann ging ich duschen und Zähne putzen. Zwei Handtücher und Plüschhausschuhe lagen auf der Waschkommode. Ich war gerührt über so viel Aufmerksamkeit, denn offenbar meinte es meine Mutter wirklich ernst.
Das Haus war still, die untere Etage natürlich leer. Ich ging in die Küche und machte den Kühlschrank auf. Er war bis zum Rand vollgestopft und zwar mit den leckersten Sachen, die man sich nur vorstellen konnte. Man sah sofort, dass sie sich Mühe gegeben hatte, nur die allerteuersten und neuesten Lebensmittel einzukaufen. Man sah aber auch, dass kein Mensch eingekauft hatte, andernfalls hätte nicht so etwas Wichtiges wie Margarine gefehlt. Ich musste trotzdem schmunzeln. Während ich frühstückte, überlegte ich, was ich mit meinem freien Tag anfangen sollte. Ich könnte in den Zoo gehen, mir die Skyline anschauen oder den Palmengarten erkunden. Alles Dinge, die ich schon lange hatte tun wollen.
Da hörte ich ein Poltern und erstarrte, es kam von irgendwo unter mir. Ich ließ den Teller stehen und schlich in den Eingangsbereich. Es war mitten am Tag, ich sollte also keine Vampiraktivitäten erwarten. Dennoch war das Poltern laut und deutlich gewesen. Im Eingangsbereich gab es eine Kellertür, wie die Hermanns sie hatten. Ich nahm an, dass die Vampire dort nächtigten. Ich knipste das Licht an und schlich die Treppe hinunter. Legte meine Mutter im übrigen Haus viel Wert auf Sauberkeit, tat sie es hier überhaupt nicht. Die Wandfarbe war völlig ausgeblichen und überall hingen Spinnweben. Der süße Geruch war so schwer, dass ich ihn auf der Zunge schmecken konnte, es roch aber auch nach Blut und komischerweise nach frischer Farbe. Der Keller bestand aus drei großen Räumen. Im ersten lagen vier Särge, einer war so winzig, dass er nur Felicitas gehören konnte. Ich wusste, ich sollte umkehren und sie in Ruhe lassen, aber ich hatte noch nie einen Vampir schlafen sehen. Kennen Sie das, wenn Sie etwas tun wollen, obwohl Sie wissen, dass Sie es bereuen werden? Ich konnte nichts dagegen tun, die Neugierde war einfach zu stark.
Der erste Sarg, den ich öffnete, war schwarz und mit Abstand der größte. Er gehörte Darrel. Der Deckel war einfach zu öffnen. Ich klappte ihn zur Seite und fuhr kreischend zurück, als mich der Vampir anstarrte. Ich fasste mir ans Herz und atmete schwer, meine Beine zitterten. Warum zum Teufel schlief er nicht? Warum konnte er dort liegen und mich anstarren? Er lag ganz steif da, die Hände über dem Bauch gefaltet wie ein Toter. Nur seine Augen verfolgten meine Bewegungen.
»Tut … Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken«, stammelte ich.
»Ver…schwin…de«, zischte er. Er sprach das Wort so mühsam aus, als wäre er völlig betrunken.
Ich klappte den Deckel wieder zu und entschuldigte mich in einem fort, aber er starrte mich die ganze Zeit an. Womöglich dachte er, ich würde jeden Moment einen Pflock hervorholen und ihm in die Brust rammen. Die Idee war gar nicht so schlecht, denn dieser Kerl machte mir eine Heidenangst.
Nach diesem Schock war mir die Lust an den Särgen vergangen. Ich hatte meine Mutter schon einmal in einem liegen sehen. Sie mit ebenfalls geöffneten Augen zu erblicken, hätte ich nicht ertragen. Ich wandte meine Aufmerksamkeit den beiden Türen zu. Sie befanden sich direkt hinter den Särgen, als
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