City of Death - Blutfehde (German Edition)
redest?«
Ich sah sie fragend an. »Eines seiner Kinder zu vernichten wäre, als würde eine Mutter ihren Sohn töten. Bei den Menschen steht eine hohe Gefängnisstrafe darauf, für uns Vampire bedeutet es den Tod. Man kann sein Kind vor die Scharfrichter führen und ihnen das Urteil überlassen, man kann es bestrafen, aber niemals töten.«
Das war mir neu, erklärte aber auch einiges. Viktor hatte Max foltern lassen und dafür einen überdimensionalen Betrag zahlen müssen. Hätte er ihn getötet, was wäre dann auf ihn zugekommen?
»Also, wie hast du dich entschieden? Willst du dich an mich binden?«
Ich sah ihr in die Augen, und meine Antwort stand fest. Ich hatte mich schon entschieden, als ich von zu Hause losgefahren war, gestand ich mir ein. Ja, sie hatte mich damals im Stich gelassen und ja, sie hatte Geheimnisse, aber das traf auf jede Person zu. Selbst mein Vater hatte mir verschwiegen, dass er sie beschatten lässt. Unter Wills Fittiche wäre ich sicherlich gut aufgehoben, aber mich verband nichts weiter mit ihm. Er mochte für meinen Vater arbeiten und er mochte vielleicht sogar etwas für mich übrig haben, aber nur bei meiner Mutter konnte ich mir absolut sicher sein. Sie bereute ihre Entscheidung, und ich war mir sicher, dass sie alles tun würde, um ihren Fehler wieder gut zu machen. Nun, jetzt war die Gelegenheit. Ich sah sie an. »Tu es.«
»Ich muss zugeben, dass ich so etwas noch nie getan habe. Ich kann dir also nicht sagen, ob es schmerzhaft sein wird«, sagte sie und wirkte aufgeregt.
Ich nickte.
»Also gut, leg deinen Hals frei.«
Ich schob die Haare von meinen Schultern und spürte ihren heißen Atem auf der Haut. Ich bekam eine Gänsehaut, als sie ihre Hände auf meinen Körper legte, um sich abzustützen, aber nicht vor Angst. Es war einfach das Wissen, dass gleich etwas Unangenehmes geschehen würde. Es lag wahrscheinlich daran, dass sie meine Mutter war und wir deshalb keine sexuellen Gefühle füreinander hegten, denn ihr Biss löste keine körperlichen Reaktionen aus, wie es bei Viktor der Fall gewesen war. Ihr Biss tat auch nicht weh, und sie nahm auch nur einen Schluck. Dann versiegelte sie die Wunde, indem sie mit der Zunge darüber leckte und lehnte sich zurück. »Das war‘s?«
Ich fasste mir an den Hals.
»Jetzt musst du von mir trinken.«
»Wie bitte?«
»Was dachtest du, wie der Blutaustausch stattfindet?«
»Niemand hat was vom Blutaustauschen gesagt.«
»Cherrilyn.« Sie sah mich fast bemitleidend an. »Wir sind Vampire, bei uns geht es immer um Blut.«
Nun, da hatte sie recht. »Also gut, aber es wird bestimmt wehtun, ich hab‘ keine rasiermesserscharfen Zähne.«
Sie lächelte. »Ich werde es verkraften.«
Ich näherte mich ihrem Hals und verzog das Gesicht. Das Blut von jemand anderen zu trinken war schon eklig, aber von seiner eigenen Mutter? Das war pervers.
Sie sah meine Abneigung und drückte mein Gesicht auf ihren Hals. »Einfach hineinbeißen.« Leichter gesagt als getan. Ich nahm ein Stück Haut zwischen die Zähne und konnte es nicht, konnte nicht in das zarte, warme Fleisch beißen. Ich lehnte mich wieder zurück. »Kannst du dich nicht einfach ritzen und mir dein Blut verabreichen?«
»Das geht nicht, du musst es selbst tun. Ein Zeichen, dass du es freiwillig trinkst.«
»Freiwillig«, wiederholte ich schnaufend. »Unter dem Wort hab ich mir immer was anderes vorgestellt. Also gut.« Ich beugte mich wieder über ihren Hals. Dann drangen meine Zähne ganz langsam in ihre Haut. Meine Mutter zog die Luft zwischen den Zähnen ein, doch wusste ich nicht, ob vor Schmerz oder Wollust. Es dauerte einen Moment, und ich brauchte mehrere Versuche, bis ich mit meinen stumpfen Zähnen durch die Haut drang. Dann sickerte warmes Blut zwischen meine Zähne, was mich zum Würgen brachte. Doch ich machte weiter, verbiss mich immer tiefer in ihren Hals, bis mein Mund voll war. Ich schluckte und hielt mir die Hand vor, damit ich es nicht wieder hochwürgte. Es schmeckte widerlich.
Chane kam mit einem Tablett voller Getränke und stellte es auf den Tisch. Ich nahm mir sofort ein Glas Sekt und spülte damit meinen Mund aus. Schon besser. Auf dem Tablett lagen auch Feuchttücher – da hatte jemand mitgedacht. Ich nahm eines davon und wischte mir den Mund ab. Meine Mutter nahm ebenfalls ein Tuch und wischte ihren blutverschmierten Hals sauber. Die Bissspuren waren schon verheilt.
»Das war widerlich«, sagte ich und schenkte mir Sekt ein.
Meine Mutter hatte ein
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