City of Death - Blutfehde (German Edition)
Will beleidigt und genervt zugleich. »Musst du immer so misstrauisch sein?« Seine Blicke durchbohrten mich, und plötzlich erschien mir der Fahrstuhl zu eng.
»Lass das«, meinte ich und schaute ärgerlich zu ihm auf.
»Mache ich dich etwa nervös?«, fragte er belustigt. Ich hatte ein Déjà-vu. Die gleiche Frage hatte er mir schon einmal in diesem Fahrstuhl gestellt.
»Ja«, gab ich zu. Da er meine Angst riechen konnte, war lügen ohnehin zwecklos.
Er fasste sich gespielt ans Herz. »Ich glaube es nicht! Hast du gerade etwas zugegeben?«
Gegen meinen Willen musste ich lachen.
Als wir in der Tiefgarage waren und Will mich zu seinem Wagen führen wollte, kehrte ich um. »Einen Moment, ich nehme lieber meine Waffe mit.« Ich hatte sie im Auto liegen.
»Cherry, wir gehen nur einkaufen.«
Mein Lachen war bitter. »Ja klar, wäre auch das erste Mal, dass ich eine Waffe brauche, wenn ich mit dir unterwegs bin.«
Also ließ er mich meine Waffe aus dem Auto nehmen.
Wir fuhren zum Kurfürstendamm und gingen in die Geschäfte, die ich mir am Vormittag noch angesehen hatte und von denen ich nicht geglaubt hätte, diese jemals als Kunde zu betreten. Verrückt.
»Ist das dein Ernst?«, fragte ich, als wir vor der wohl teuersten Modeboutique Berlins standen.
Er antwortete nicht, sondern schob mich ins Geschäft, nachdem der Türsteher uns geöffnet hatte. Ich fühlte mich sofort fehl am Platz und wäre nur zu gerne wieder rücklings aus der Tür verschwunden, doch Will führte mich in die Damenabteilung und übergab mich einer aufgedonnerten Verkäuferin. Er selbst ließ sich auf einer Sitzgelegenheit nieder und beobachtete uns.
»Also, was genau suchen Sie?«
Ratlos sah ich zu Will. »Da müssen Sie ihn fragen.« Ich hatte wirklich keine Ahnung, was man zu so einem Anlass trug. Ein Kleid, schon klar, aber welche Farbe, welcher Stil, welche Länge? Während sich die Verkäuferin mit Will beriet, ging ich die Kleiderstangen entlang und begutachtete die Auswahl. Viel gab es nicht, wir waren hier schließlich in einer Edelboutique, aber die Kleider waren dafür traumhaft schön. Und sündhaft teuer.
Die Verkäuferin kam mit einem weinroten Kleid zu mir. »Ihr Partner schlägt Ihnen dieses hier vor.«
Partner? Ich schaute an ihr vorbei und zu Will. »Danke.« Ich nahm das Kleid entgegen und begab mich zu den Umkleidekabinen.
Ganze fünf Minuten später hatte ich es geschafft, mich in das Kleid zu zwängen. Nicht dass es mir zu klein war, aber der latexähnliche Stoff machte es einem verdammt schwer, das Ding über die Haut zu bekommen. Als ich fertig war, sah ich in den Spiegel. Es saß knalleng und betonte jeden Zentimeter meines Körpers. Zwei Dinge gefielen mir nicht: Der Ausschnitt ging bis zum Bauchnabel, und der eng anliegende Stoff puschte meine Brüste ungemein. Das Zweite war mein Hintern, der in dem Kleid riesig aussah. »Äh, das hier auf keinen Fall!«, rief ich Will zu.
»Zeig mal her«, forderte er.
»Lieber nicht, ich probiere ein anderes.« Ich hörte, wie er aufstand und zu den Kabinen kam. »Wag es ja nicht …«, warnte ich, doch da hatte er schon den Vorhang zur Seite gezogen. »Sag mal, spinnst du?«, rief ich und wollte den Vorhang wieder vorziehen, doch Will hielt ihn fest und begutachtete mich eingehend.
»Es ist perfekt«, sagte er und ließ den Vorhang wieder zufallen.
Dass es bei den Männern gut ankam, war mir klar. »Wenn du das noch einmal machst, verschwinde ich hier, und du kannst dir eine andere Begleitung suchen! Hast du mich verstanden?«, zischte ich und zwängte mich wieder aus dem Kleid.
»Verstanden«, antwortete er mit einem Lächeln in der Stimme.
Konnte es sein, dass er meine Drohungen nie ernst nahm? Es brauchte sechs weitere Versuche, bis ich mein Traumkleid gefunden hatte. Es war golden und trägerlos, machte eine schmale Taille und war ab dort weit ausgestellt. Nicht so extrem wie bei einem Ballkleid, aber es sah dennoch märchenhaft aus. Der goldene Stoff war leicht geriffelt. Dieses Kleid führte ich Will freiwillig vor, weil ich es so oder so nehmen würde – keine Widerrede.
Zu meiner Überraschung gefiel es ihm ebenfalls. Ich sollte mir noch passende Schuhe, einen Bolero und eine Handtasche aussuchen. Nun gut, es war sein Geld. Als ich dann alles zusammen hatte, wir zur Kasse gingen und ich den vierstelligen Betrag sah, zögerte ich jedoch. »Äh, Will«, versuchte ich mich bemerkbar zu machen.
»Klappe«, murmelte er, dass nur ich ihn hören konnte.
Als
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