City of Death - Blutfehde (German Edition)
aufdrängen wollte, war das Thema jedoch schon wieder erledigt gewesen. Seitdem kenne ich – und nur ich! – Louis‘ Geheimnis. »Louis, du siehst so heiß aus, dass ich dich auf der Stelle vernaschen könnte«, meinte ich.
Jemand räusperte sich. »Ähm … Soll ich vielleicht später wiederkommen?«
Louis ließ die Kaffeetasse fallen, und ich fuhr vom Tisch hoch. Will stand in der Küchentür und beobachtete uns interessiert.
»Äh … Also ich…«, stotterte ich, weil ich völlig unter Schock stand. »Er ist schwul, er ist schwul«, sagte ich schließlich und kam mir total bescheuert vor. So wie ich mich gerade rechtfertigte, zeigte ich ihm, dass mir offenbar viel daran lag, die Situation zu erklären.
»Verstehe«, sagte Will und musterte Louis.
»Mr. Drake«, sagte Louis und sammelte die Scherben auf. »Was verschafft uns die Ehre?«
Ich wusste, dass er auf Will stand, das hatte ich mir schon oft anhören müssen.
»Was uns die Ehre verschafft?«, fragte ich ungläubig. »Wie verdammt nochmal bist du hier reingekommen?«
Will holte einen Schlüssel aus seinem schwarzen Mantel und ließ ihn vor meiner Nase baumeln – es war der Zweitschlüssel.
»Denkst du, dein Vater lässt mich seine Firma bewachen, ohne mir einen Schlüssel zu geben? Ich bin für eure Sicherheit zuständig, weißt du noch?«
»Das bedeutet nicht, dass du dich an uns heranschleichen sollst«, sagte ich verärgert, weil er mich so überrascht hatte. Ich rauschte an ihm vorbei und verschwand in meinem Büro. Will kam hinterher. Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch und schlug den Immobilienordner auf. Will ignorierte ich. Er nahm mir gegenüber auf dem Kundensessel Platz und beobachtete mich. Irgendwann sah ich genervt von meinen Unterlagen auf. »Also, was willst du?«
»Mit dir einkaufen fahren. Heute ist Mitternachtsshopping.«
Ich starrte ihn an und wartete auf die Pointe.
»Ich muss arbeiten Will. Abgesehen davon würde ich bestimmt nicht mit dir einkaufen gehen.«
»Warum nicht?«
Ich schaute wieder auf und wollte etwas Schnippisches antworten, doch mir fiel nichts ein. »Hast du nicht irgendwelche Leute auszusaugen?«, fragte ich schließlich.
Will lachte. »Oh Mann, der war jetzt schwach!«, meinte er kopfschüttelnd.
Ich hätte beinahe gelacht, konnte es mir aber gerade noch verkneifen. »Lass mich in Ruhe, Will, ich muss arbeiten.«
Er zog seinen Mantel aus, lehnte sich im Sessel zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
Ich warf einen Blick auf seinen Oberkörper. Er trug ein weißes, fast durchsichtiges Hemd, das so eng anlag, dass man seine Haut hindurchsehen konnte. Man sah seine Armmuskeln unter dem dünnen Stoff spielen. Ich wandte mich wieder meinen Unterlagen zu und schüttelte den Kopf.
»Wann machst du Feierabend?«
»Um zwei«, antwortete ich. ohne aufzuschauen.
»Gut, dann warte ich so lange.«
»Wie du willst.« Es dauerte keine zehn Minuten, dann hielt ich es nicht mehr aus. »Okay, warum willst du mit mir einkaufen gehen?«
»Weil das Vampirtreffen im nobelsten Hotel von Berlin stattfinden wird und du ein Kleid brauchst.«
»Das kann ich mir auch selbst besorgen, danke.«
»Aber nicht leisten, und als meine Begleitung wirst du bestimmt nicht in einem Second-Hand-Fummel herumlaufen.«
Ich schlug den Ordner zu und schaute ihn an. »Erstens ist es immer noch mir überlassen, in welchem Fummel ich herumlaufe, und zweitens, seit wann bin ich deine Begleitung? Ich glaube, ich wohne schon zu lange bei dir, Will, dass dir eines entfallen sein dürfte: Ich bin nicht dein!« Der letzte Satz kam mit Nachdruck.
»Das habe ich auch nicht behauptet«, sagte er ruhig. »Nur werden die Damen einen Schönheitswettbewerb daraus machen, und ich glaube nicht, dass du dich in Jeans und T-Shirt präsentieren willst.«
Ich sah ihn lange an, dann rief ich Louis. Er kam mit einer neuen Tasse Kaffee und lehnte sich an den Türrahmen.
»Meinst du, ich kann die Arbeit bis auf morgen verschieben, ohne dass du es meinem Vater petzt?«
Er lachte. »Sicher, amüsier dich gut.« Er verschwand in seinem Büro und schloss die Tür.
»Damit das klar ist, ich suche mir aus, was ich will, und du zahlst!«, verlangte ich, während ich den Ordner wegpackte und meinen Schreibtisch aufräumte.
»So war es geplant. Macht es dir etwas aus, wenn du in meinem Wagen mitfährst?«, fragte er, als wir im Aufzug waren und zu den Garagen fuhren.
»Wieso? Ich bin schließlich auch mit dem Auto hier.«
»Cherry«, sagte
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