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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Gehirnwäsche unterzogen?«
    »Nein … «
    Ihre Stimme begann zu zittern. »Anfangs … anfangs hab ich gedacht, sie hätte dir vielleicht was angetan – so wie sie über dich geredet hat. Aber dann dachte ich: Nein, das würde sie niemals tun. Unter keinen Umständen. Aber wenn sie … wenn sie dir auch nur ein Haar gekrümmt hat, Simon, dann … so wahr mir Gott helfe … «
    Simon konnte es nicht länger ertragen. Langsam zog er einen Handschuh aus und streckte seiner Schwester seine Finger entgegen – seiner Schwester, die am Strand seine Hand gehalten hatte, als er noch zu klein gewesen war, um allein ins Meer zu watscheln. Seine Schwester, die ihm nach so manchem Fußballtraining das Blut abgewischt hatte und nach dem Tod ihres Vaters die Tränen … und als ihre Mutter wie ein Zombie im Schlafzimmer gelegen und reglos an die Decke gestarrt hatte. Seine Schwester, die ihm immer vorgelesen hatte, als er noch so klein war, dass er Strampelanzüge trug und abends in sein Bettchen kletterte, das die Form eines Rennwagens hatte. Ich bin der Lorax: Ich sprech für die Bäume, denn die können’s ja nicht! Seine Schwester, die einmal versehentlich seine ganzen Sachen zu heiß gewaschen hatte, sodass sie auf Puppengröße geschrumpft waren – damals, als sie versucht hatte, mehr im Haushalt zu helfen. Die ihm jedes Mal, wenn seine Mutter keine Zeit hatte, ein Lunchpaket zubereitet hatte. Rebecca, dachte er. Das letzte Band, das noch zerschnitten werden musste.
    »Nimm meine Hand«, forderte er sie auf.
    Rebecca griff danach und zuckte zusammen. »Du bist ja eiskalt. Bist du krank?«
    »Könnte man so sagen.« Simon schaute seine Schwester an und versuchte, ihr dabei wortlos mitzuteilen, dass mit ihm etwas nicht stimmte, und zwar etwas Grundlegendes. Doch sie sah ihn nur mit ihren vertrauensvollen braunen Augen an. Einen Moment lang musste Simon sich zusammenreißen, um nicht ungeduldig zu werden. Schließlich war es nicht ihre Schuld. Sie konnte es ja nicht wissen. »Fühl mal meinen Puls«, sagte er.
    »Ich weiß nicht, wie das geht, Simon. Ich studier Kunstgeschichte, nicht Medizin.«
    Simon nahm ihre Hand und legte ihre Finger auf sein Handgelenk. »Drück hier drauf. Und, spürst du irgendetwas?«
    Rebecca schwieg einen Moment und konzentrierte sich, wobei ihr ein paar Ponysträhnen in die Stirn fielen. »Nein. Sollte ich denn was spüren?«
    »Becky … « Frustriert zog Simon seine Hand zurück und seufzte. Ihm blieb wohl keine andere Wahl – es gab nur noch diese eine Möglichkeit. »Sieh mich an«, sagte er, und als seine Schwester ihn anschaute, ließ er seine Fangzähne hervorschnellen.
    Rebecca schrie auf.
    Sie schrie auf und fiel von der Parkbank auf den harten Lehmboden. Mehrere Passanten warfen ihnen neugierige Blicke zu, aber sie befanden sich nun mal in New York – hier blieb niemand stehen und glotzte, hier ging jeder einfach weiter.
    Simon fühlte sich elend. Er hatte zwar seiner Schwester alles erzählen wollen, doch ihre Reaktion traf ihn härter als gedacht – so wie sie da auf dem Boden kauerte, mit kreidebleichem Gesicht, auf dem sich die Sommersprossen nun deutlich abzeichneten, eine Hand vor den Mund gepresst. Genau wie seine Mutter. Zu Clary hatte er einmal gesagt, dass es kein schlimmeres Gefühl gäbe, als den Menschen, die man liebt, nicht trauen zu können. Doch damit hatte er sich geirrt. Von den Menschen, die man liebte, gefürchtet zu werden – das war noch viel schlimmer. »Rebecca«, sagte er leise und mit brechender Stimme. »Becky … «
    Seine Schwester schüttelte den Kopf, die Hand noch immer vor dem Mund. Sie hockte auf dem schmutzigen Boden, ihr bunter Schal hing im Laub. Unter anderen Umständen wäre das Ganze vielleicht sogar komisch gewesen …
    Simon rutschte von der Parkbank und kniete sich neben sie. Seine Fangzähne waren wieder zurückgeglitten, doch Rebecca starrte ihn weiterhin an, als könnte sie sie noch sehen. Vorsichtig streckte Simon eine Hand aus und berührte seine Schwester an der Schulter. »Becks«, setzte er erneut an, »ich würde dich niemals verletzen. Und das Gleiche gilt für Mom. Ich wollte dich nur noch ein letztes Mal sehen, um dir zu sagen, dass ich verschwinden werde und du mich nie wiederzusehen brauchst. Ich werde euch beide in Ruhe lassen. Ihr könnt gemeinsam Thanksgiving feiern, ich werde nicht zu Hause auftauchen. Und ich werde auch nicht versuchen, mit euch in Kontakt zu bleiben. Ich … «
    »Simon.« Rebecca zog ihn am Arm zu

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