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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Hodge sich dahinter erhob, seinen scharfäugigen Raben Hugo auf der linken Schulter.
    Rasch schüttelte sie die Erinnerungen daran ab und lief zur Wendeltreppe am hinteren Ende des Raums. Sie trug Jeans und Turnschuhe mit Gummisohlen und auf ihren Fußknöcheln prangte eine Unhörbarkeitsrune; die Stille war fast unheimlich, während sie die Stufen hinaufsprang und die Empore betrat. Auch hier standen Bücher, allerdings hinter Glas verschlossen. Einige der Wälzer waren uralt, mit ausgefransten Einbänden und Rücken, die nur noch von wenigen Fäden zusammengehalten wurden. Bei anderen handelte es sich eindeutig um Werke Schwarzer oder gefährlicher Magie: Von unaussprechlichen Kulten, Des Dämons Pocken, Ein praktischer Ratgeber zur Auferweckung der Toten.
    Zwischen den abgeschlossenen Bücherschränken standen Schaukästen, in denen Exemplare seltener und außergewöhnlicher Objekte ausgestellt waren – ein zierlicher Glasflakon mit einem riesigen Smaragd als Stöpsel; eine Krone mit einem Diamanten, die nicht so aussah, als würde sie jemals auf einen menschlichen Kopf passen; ein Anhänger in der Gestalt eines Engels, dessen Schwingen aus Zahnrädern und Metallteilen gefertigt waren. Und in der letzten Vitrine, genau wie Isabelle es beschrieben hatte, lagen zwei glänzende Goldringe, geformt wie aufgerollte Blätter und mit überaus filigranen Verzierungen.
    Natürlich war auch dieser Schaukasten verschlossen, aber eine Entriegelungsrune – die Clary mit äußerster Vorsicht auftrug, damit deren Kraft nicht den Glasdeckel sprengte und unerwünschte Besucher anlockte – ließ das Schloss aufspringen. Behutsam öffnete Clary die Vitrine. Doch erst in dem Moment, in dem sie ihre Stele wieder in die Tasche schob, zögerte sie.
    War das hier wirklich sie? Wollte sie tatsächlich den Rat bestehlen, um damit die Königin des Lichten Volkes zu bezahlen? Jace hatte ihr nämlich einmal erklärt, dass deren Versprechen immer mit einem dicken Pferdefuß verbunden waren.
    Clary schüttelte den Kopf, als wollte sie ihre Zweifel vertreiben – und erstarrte: Die Tür der Bibliothek schwang auf. Sie konnte deutlich das Quietschen der Türscharniere hören, dann gedämpfte Stimmen und Schritte, die langsam näher kamen. Ohne lange nachzudenken, ließ Clary sich auf den Boden fallen und presste sich flach auf die kalten Holzdielen der Empore.
    »Du hast recht gehabt, Jace«, tönte eine spöttische und schrecklich vertraute Stimme durch die Bibliothek. »Das Institut ist tatsächlich wie ausgestorben.«
    Das Blut in Clarys Adern verwandelte sich schlagartig zu Eis: Sie konnte sich nicht bewegen, nicht atmen. Seit dem Moment, als sie zusehen musste, wie ihr Vater Jace ein Schwert in die Brust rammte, hatte Clary keinen solchen Schock mehr erlebt. Äußerst vorsichtig robbte sie zur Kante der Empore und spähte hinunter.
    Und dann biss sie sich heftig auf die Lippe, um nicht laut aufzuschreien.
    Das schräg ansteigende Turmdach war in der Mitte mit einem großen Oberlicht versehen. Sonnenstrahlen fielen durch dieses Fenster in den Raum und erhellten einen Teil des Fußbodens wie ein Scheinwerfer eine Bühne. Von Clarys erhöhter Position aus konnte sie das polierte Parkett mit den Intarsien aus Glas, Marmor und Halbedelsteinen erkennen, die zusammen ein Muster ergaben – den Erzengel Raziel, den Kelch und das Schwert. Und auf einer der ausgebreiteten Engelsschwingen stand Jonathan Christopher Morgenstern.
    Sebastian.
    So also sah ihr Bruder aus. So sah er tatsächlich aus, lebend, in Bewegung und beseelt. Groß und schlank in schwarzer Kampfmontur, ein bleiches, kantiges Gesicht. Im Gegensatz zu ihrer ersten Begegnung in Idris, als er sich die Haare dunkel gefärbt hatte, um dem echten Sebastian Verlac ähnlicher zu sehen, schimmerten seine eigenen Haare silberweiß – eine Farbe, die besser zu ihm passte. Seine schwarzen Augen sprühten vor Energie. Als Clary ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er wie Schneewittchen in einem Glassarg getrieben, die rechte Hand nur noch ein bandagierter Stumpf. Doch nun schien diese Hand, an der ein silbernes Armband glänzte, wieder vollkommen intakt zu sein – nichts deutete darauf hin, dass sie jemals verletzt oder sogar abgetrennt gewesen war.
    Und neben ihm stand jemand, dessen goldblondes Haar im hellen Sonnenschein leuchtete: Jace. Aber nicht der Jace, den Clary sich während der vergangenen zwei Wochen so oft in ihrer düsteren Fantasie ausgemalt hatte – zusammengeschlagen,

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