City of Lost Souls
Clary und spürte, wie er leise lachte.
»Schlaf endlich, Fray.«
3 Gefallene Engel
»Mann, ich dachte schon, du hättest total vergessen, dass du noch hier wohnst«, sagte Jordan in dem Moment, in dem Simon mit dem Hausschlüssel in der Hand das Wohnzimmer ihres kleinen Appartements betrat. Normalerweise lümmelte Jordan immer auf dem Futonsofa herum, die langen Beine über der Seitenlehne und den Controller der Xbox in Reichweite. Und auch heute befand er sich auf seinem Lieblingsplatz – allerdings saß er diesmal aufrecht auf dem Sofa, die breiten Schultern leicht nach vorn gebeugt und die Hände in den Taschen, die Fernbedienung war nirgends zu sehen. Bei Simons Anblick wirkte er erleichtert – und einen Augenblick später wusste Simon auch, wieso.
Jordan war nicht allein. Ihm direkt gegenüber, in einem orangefarbenen Sessel mit genopptem Samtpolster – der genau wie die anderen Möbel in Jordans Wohnung nicht zum Rest der Einrichtung passte – saß Maia, die wild gelockten Haare zu zwei Zöpfen gezähmt. Bei ihrer letzten Begegnung auf Jocelyns und Lukes Polterabend war sie extrem schick gewesen, doch jetzt trug sie wieder ihre Alltagsuniform: Jeans mit ausgefranstem Saum, ein langärmeliges Shirt und eine karamellbraune Lederjacke. Sie schien sich genauso unbehaglich zu fühlen wie Jordan, saß kerzengerade da und schaute immer wieder verlegen zum Fenster. Als sie Simon erblickte, sprang sie dankbar auf und umarmte ihn. »Hi, ich bin nur kurz vorbeigekommen, um mich zu erkundigen, wie es dir geht«, begrüßte sie ihn.
»Mir geht’s gut. Zumindest den Umständen entsprechend.«
»Ich meinte damit eigentlich nicht diese ganze Geschichte mit Jace«, erwiderte Maia. »Ich dachte eher an dich. Wie kommst du zurecht?«
»Ich?« Simon war verblüfft. »Gut so weit. Ich mach mir halt Sorgen um Isabelle und Clary. Du weißt ja, dass sie vom Rat befragt worden ist … «
Maia nickte und ließ Simon los. »Ja, ich hab gehört, dass sie von jedem Verdacht freigesprochen wurde. Das ist klasse. Aber ich musste die ganze Zeit an dich denken. Und an das, was mit deiner Mutter passiert ist.«
»Woher weißt du davon?« Simon warf Jordan einen scharfen Blick zu, doch der schüttelte kaum merklich den Kopf – er hatte nichts ausgeplaudert.
Verlegen spielte Maia mit ihrem Zopf. »Ich hab Eric zufällig in der Stadt getroffen. Er hat mir erzählt, was passiert ist, und dass du deshalb in den letzten zwei Wochen bei keinem der Gigs von ›Millennium Lint‹ mitgespielt hast.«
»Äh, die Band hat inzwischen ihren Namen geändert – sie heißt jetzt ›Midnight Burrito‹«, erklärte Jordan.
Verärgert warf Maia ihm einen Blick zu, woraufhin Jordan noch tiefer in den Polstern des Sofas versank. Simon fragte sich, worüber sich die beiden wohl unterhalten hatten, bevor er nach Hause gekommen war. »Hast du mit irgendjemand anderem aus deiner Familie geredet?«, erkundigte Maia sich besorgt. Ihre bernsteinfarbenen Augen waren voller Anteilnahme.
Simon wusste, dass er sich kindisch verhielt, aber irgendetwas an der Art und Weise, wie sie ihn anschaute, gefiel ihm nicht. Es kam ihm so vor, als würde das Problem durch ihre Sorge erst real werden, wohingegen er sonst so tun konnte, als wäre überhaupt nichts passiert. »Ja, hab ich«, sagte er. »Mit meiner Familie ist alles in Ordnung.«
»Wirklich?«, hakte Jordan nach. »Du hast nämlich dein Handy hier vergessen. Und deine Schwester hat etwa alle fünf Minuten angerufen. Den ganzen Tag über. Gestern auch.«
Ein eisiges Gefühl breitete sich in Simons Magen aus. Er nahm das Telefon von Jordan entgegen und schaute auf das Display: siebzehn Anrufe in Abwesenheit, alle von Rebecca. »Mist«, murmelte er. »Das hatte ich eigentlich vermeiden wollen.«
»Na ja, sie ist deine Schwester«, sagte Maia. »War doch klar, dass sie dich irgendwann anrufen würde.«
»Ich weiß, aber ich hab versucht, sie da rauszuhalten – hab ihr Nachrichten aufs Band gesprochen, wenn ich wusste, dass sie nicht da war und so. Ich … ich schätze, ich wollte wohl vor dem Unvermeidlichen davonlaufen.«
»Und was jetzt?«
Simon legte das Handy auf die Fensterbank. »Ihr weiterhin aus dem Weg gehen?«
»Nein, mach das nicht«, sagte Jordan und nahm die Hände aus den Taschen. »Du solltest mit deiner Schwester reden.«
»Und was genau soll ich ihr sagen?« Simons Ton klang schärfer, als er beabsichtigt hatte.
»Deine Mutter hat ihr bestimmt irgendetwas erzählt«, erwiderte
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