City of Lost Souls
aufgekrempelten Ärmeln, unter denen Manschettenknöpfe in Form von Handschellen zum Vorschein kamen. Er besaß noch immer das Antlitz eines unschuldigen Engels, doch der Blick, mit dem er Simon musterte, war eiskalt. »Wenn das Oberhaupt des Manhattaner Vampirclans dein Erscheinen verlangt, dann hast du gefälligst zu kommen, Lewis.«
»Und was hättest du gemacht, wenn ich nicht aufgetaucht wäre? Mich mit einem Pfahl durchbohrt?« Simon breitete die Arme aus. »Nur zu! Tu, was immer du willst. Tob dich richtig aus.«
»Dios, bist du langweilig«, erwiderte Raphael. Hinter ihm konnte Simon das Glitzern von Chrom erkennen – Raphaels Vampirmotorrad, das an der Mauer lehnte.
Simon senkte die Arme. »Du bist schließlich derjenige, der mich sprechen wollte.«
»Ich hab einen Job für dich«, sagte Raphael.
»Echt? Seid ihr in eurem Hotel personell unterbesetzt?«
»Ich brauche einen Leibwächter.«
Simon musterte Raphael. »Hast du in letzter Zeit zu oft Bodyguard gesehen? Denn ich werd mich auf keinen Fall in dich verlieben und dich in meinen kräftigen Armen herumtragen.«
Raphael warf ihm einen säuerlichen Blick zu. »Ich würde dir einen zusätzlichen Bonus zahlen, wenn du während der Arbeit den Mund hältst.«
Verwundert starrte Simon den Vampirjungen an: »Du meinst das wirklich ernst?«
»Ich würde mir wohl kaum die Mühe machen herzukommen, wenn ich es nicht ernst meinen würde. Wenn mir nach Scherzen zumute wäre, würde ich meine Zeit mit jemandem verbringen, den ich mag.« Raphael ließ sich wieder in den Korbsessel sinken. »Camille Belcourt läuft frei in New York herum. Die Schattenjäger sind voll und ganz damit beschäftigt, sich um diese dämliche Angelegenheit mit Valentins Sohn zu kümmern und haben keine Lust, Camille aufzuspüren. Aber sie stellt für mich eine akute Bedrohung dar, weil sie die Kontrolle über den Clan wieder an sich reißen will. Obwohl die meisten Clanmitglieder mir treu ergeben sind, könnte sie sich durch meinen Tod sofort wieder an die Spitze der Hierarchie katapultieren.«
»Verstehe«, sagte Simon gedehnt. »Aber warum fragst du ausgerechnet mich?«
»Du bist ein Tageslichtler. Andere können mich in der Nacht beschützen, aber du bist derjenige, der mir auch am Tag den Rücken freihalten kann, wenn die meisten unserer Art hilflos sind. Außerdem trägst du das Kainsmal. Wenn du dich zwischen Camille und mich stellst, wird sie es nicht wagen, mich anzugreifen.«
»Das mag zwar alles richtig sein, aber ich werd den Job trotzdem nicht übernehmen.«
Raphael starrte Simon ungläubig an. »Und warum nicht?«
In dem Moment platzte Simon der Kragen: »Machst du Witze? Weil du in der ganzen Zeit seit meiner Verwandlung zum Vampir nicht ein einziges Mal irgendwas für mich getan hast. Stattdessen hast du dich nach Kräften bemüht, mir das Leben so schwer wie möglich zu machen und mich dann zu töten. Also, nur für dich in Vampirsprache und zum Mitschreiben: Es ist mir ein Vergnügen, Euer Gnaden, es Euch hier und jetzt ein für alle Mal mitzuteilen: nur über meine Leiche!«
»Es ist nicht klug, sich jemanden wie mich zum Feind zu machen, Tageslichtler. Als Freunde … «
Simon lachte ungläubig: »Warte mal: Waren wir Freunde? Das ist dein Verständnis von Freundschaft?«
Blitzartig schossen Raphaels Fangzähne hervor. Er musste in der Tat sehr sauer sein, stellte Simon fest. »Ich weiß, warum du mich abweist, Tageslichtler: Nicht aufgrund irgendeines angeblichen Gefühls von Ablehnung, sondern weil du dich so intensiv mit den Schattenjägern beschäftigst, dass du glaubst, einer von ihnen zu sein. Wir haben dich gesehen, zusammen mit den Nephilim. Statt deine Nächte auf der Jagd zu verbringen, wie es eigentlich sein sollte, vertrödelst du sie mit Valentins Tochter. Und obendrein wohnst du mit einem Werwolf zusammen. Du bist eine Schande.«
»Stellst du dich eigentlich bei jedem Vorstellungsgespräch so ungeschickt an?«
Raphael fletschte die Zähne. »Du musst dich entscheiden, Tageslichtler, ob du ein Vampir bist oder ein Schattenjäger.«
»In dem Fall stimme ich für Schattenjäger. Denn nach meinen bisherigen Erfahrungen mit Vampiren sind die meisten von euch nichts als miese, kleine Blutsauger – entschuldige bitte das schlechte Wortspiel.«
»Du begehst einen schweren Fehler«, knurrte Raphael und erhob sich.
»Ich hab dir doch schon gesagt … «
Doch der Vampirjunge unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Eine Große
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