City of Lost Souls
total schief. Das kann ich spüren. Aber er atmet zumindest noch.«
»Könnte es sich bei dem, was du als ›schieflaufen‹ bezeichnest, vielleicht darum handeln, dass er irgendwo gefangen gehalten wird?«, fragte Clary bedrückt.
Nachdenklich schaute Alec zum Fenster, gegen dessen Scheibe graue Regenschwaden klatschten. »Möglicherweise. Ich kann es nicht erklären. Etwas Vergleichbares hab ich noch nie gefühlt.«
»Aber Jace lebt.«
Alec blickte Clary direkt in die Augen. »Da bin ich mir absolut sicher.«
»Dann pfeif auf den Rat. Wir werden Jace auf eigene Faust finden«, verkündete Clary.
»Clary … wenn das möglich wäre … meinst du nicht, dass wir dann längst … «, setzte Alec an.
»Bisher haben wir nur das getan, was der Rat von uns verlangt hat«, warf Isabelle ein. »Patrouillen, Suchtrupps. Aber es gibt noch andere Mittel und Wege.«
»Wege, die gegen das Gesetz verstoßen, meinst du wohl«, erwiderte Alec zögerlich.
Clary hoffte, er würde jetzt nicht den Schattenjäger-Wahlspruch zitieren: Dura lex sed lex – das Gesetz ist hart, aber es ist das Gesetz. Das würde sie jetzt nicht ertragen können. »Die Elbenkönigin hat angeboten, mir einen Gefallen zu tun«, sagte sie rasch. »Bei der Siegesfeier in Idris.« Die Erinnerung an jene Nacht, in der sie so glücklich gewesen war, versetzte ihr einen Stich ins Herz, und sie brauchte einen Augenblick, um wieder zu Atem zu kommen. »Und sie hat mir einen Weg gezeigt, um mit ihr Kontakt aufzunehmen.«
»Die Königin des Lichten Volkes macht keine Geschenke.«
»Das weiß ich. Was auch immer sie im Gegenzug verlangt, ich werde es auf mich nehmen.« Clary erinnerte sich wieder an die Worte der Elfe, die ihr die Silberglocke überreicht hatte. Du würdest alles tun, um ihm zu helfen. Ganz gleich, was es dich kosten würde, ganz gleich, was du dem Himmel oder der Hölle dafür schulden würdest, habe ich recht? »Ich möchte nur, dass einer von euch mich begleitet. Ich bin nicht besonders gut darin, diese Feensprache immer richtig zu treffen. Dadurch kann der mögliche Schaden zumindest begrenzt werden. Aber wenn die Königin irgendetwas tun kann … «
»Ich komme mit«, sagte Isabelle sofort.
Alec warf seiner Schwester einen finsteren Blick zu. »Wir haben bereits mit dem Lichten Volk gesprochen. Der Rat hat die Feenwesen intensiv befragt. Und sie können ja nicht lügen.«
»Der Rat hat sie gefragt, ob sie wüssten, wo Jace und Sebastian sind, aber nicht, ob sie bereit wären, nach ihnen zu suchen«, entgegnete Clary. »Die Elbenkönigin wusste von meinem Vater, wusste von dem Engel, den er herbeigerufen und gefangen gehalten hatte, und sie kannte die Wahrheit über mein Blut und das von Jace. Ich denke, in dieser Welt passieren nur wenige Dinge, über die sie nicht genau Bescheid weiß.«
»Das stimmt«, bestätigte Isabelle mit zunehmender Begeisterung in der Stimme. »Du weißt doch, dass man den Feenwesen die richtigen Fragen stellen muss, um irgendwelche nützlichen Informationen aus ihnen herauszukriegen, Alec. Sie lassen sich nur schwer verhören, selbst wenn sie verpflichtet sind, die Wahrheit zu sagen. Aber ein Gefallen, den sie von sich aus anbieten, ist etwas vollkommen anderes.«
»Dafür ist das damit verbundene Risiko völlig unkalkulierbar«, erwiderte Alec. »Wenn Jace wüsste, dass ich Clary erlaube, die Elbenkönigin aufzusuchen, dann würde er … «
»Das ist mir egal«, unterbrach Clary ihn. »Jace würde für mich dasselbe tun. Versuch mir nicht zu erzählen, dass das nicht stimmt. Wenn ich verschwunden wäre … «
»Würde er die ganze Welt in Schutt und Asche legen, um dich aus den Trümmern ausgraben zu können. Ich weiß«, räumte Alec leicht erschöpft ein. »Glaubt ihr wirklich, ich würde das nicht auch wollen? Ich versuche doch nur … «
»Wie ein älterer Bruder zu handeln«, ergänzte Isabelle. »Ich versteh schon.«
Einen Moment lang sah Alec aus, als müsste er um seine Fassung ringen. »Wenn dir etwas zustoßen würde, Isabelle – nach dem, was mit Max passiert ist, und nun Jace … «
Izzy sprang auf, durchquerte den Raum und schlang die Arme um Alec. Ihre dunklen Haare, die exakt denselben Farbton besaßen, schoben sich ineinander, als Isabelle ihrem Bruder etwas ins Ohr flüsterte.
Mit einem leichten Anflug von Neid beobachtete Clary die beiden. Sie hatte sich immer einen Bruder gewünscht. Jetzt hatte sie einen: Sebastian. Es schien, als hätte sie sich einen Welpen zu Weihnachten
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