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City - V3

Titel: City - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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und in dem hellerleuchteten
Raum schienen sich Schatten zu bewegen.
»Haben Sie ihn jemals wiedergesehen?« fragte Grant.
Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Keine Spur«, sagte er.
Jenkins kam zurück und stellte ein Glas auf den Nachttisch.
»Ich komme später zurück«, sagte er zu Grant, »um Ihnen Ihr Zimmer zu zeigen.«
»Nicht notwendig«, entgegnete Grant. »Sag mir nur, wo es ist.«
»Wie Sie wünschen. Es ist die dritte Tür von hier. Ich werde das Licht einschalten und die Tür
offen lassen.«
Sie saßen schweigend und horchten auf den Schritt des Roboters, der sich auf dem Korridor
entfernte.
Der alte Mann räusperte sich und warf einen Blick auf das Whiskyglas.
»Jenkins hätte mir auch einen bringen sollen«, bemerkte er.
»Das ist nicht weiter schlimm. Nehmen Sie meinen. Ich muß ihn nicht haben.«
»Sind Sie sicher, daß Sie ihn nicht wollen?«
»Ich brauche ihn wirklich nicht.«
Webster nahm das Glas und nippte an dem Getränk.
»Das ist die richtige Mischung«, stellte er fest. »Mein Drink ist immer zu sehr verwässert, laut
ärztlicher Anweisung.«

Das Haus war von einer seltsamen Atmosphäre erfüllt. Man fühlte sich als Außenseiter, unbehaglich
und bloß - bei dem leisen Flüstern, das diese Mauern erfüllte.
Grant saß auf der Kante seines Bettes und entledigte sich bedächtig seiner Schuhe.
Ein Roboter, der dieser Familie durch vier Generationen gedient hatte, der von längst
Verstorbenen sprach, als ob er ihnen erst gestern ihren Whisky servierte hätte. Ein alter Mann,
der sich um ein Raumschiff sorgte, das durch die Dunkelheit außerhalb unseres Sonnensystems
dahinglitt. Ein anderer Mann, der von einer neuen Rasse träumte, die Hand in Hand mit den
Menschen einem unbekannten Schicksal entgegengehen sollte.
Und über allem, stand, unausgesprochen und doch nicht zu übersehen - der Schatten von Jerome A.
Webster - der einem Freunde seine Hilfe versagte und seiner Arztpflicht nicht nachkam.
Juwain, der große Mars-Philosoph, mußte sterben, am Vorabend einer großen Entdeckung. Nur weil
Jerome A. Webster sein Haus nicht verlassen konnte, da ihn Angorophobia an ein Gebiet von wenigen
Quadratmeilen kettete.
In Strümpfen ging Grant zu dem Tisch, wo Jenkins seine Sachen abgelegt hatte. Er löste die
Verschnürung und entnahm dem Bündel eine dicke Mappe. Dann setzte er sich wieder auf sein Bett
und durchblätterte die Papiere, die sich im der Mappe befanden.
Aufzeichnungen, Hunderte von Aufzeichnungen. Die Geschichte vieler Menschenleben, die nicht die
Antworten auf seine Fragen enthielten, sondern auch Dutzende von anderen Kleinigkeiten, die er
beobachtete, während er Stunden und oft Tage bei diesen Menschen zubrachte.
Er wurde von ihnen als Freund behandelt, wenn er mit seinem Packen auf dem Rücken und von Dornen
zerkratzt bei ihnen erschien. Es war seine Aufgabe, sich ihr Vertrauen zu erwerben, um Einblick
in ihre Lebensweise zu gewinnen. Er hatte alle modernen Äußerlichkeiten abgestreift, um ihr
Mißtrauen nicht zu erwecken. Es war eine äußerst mühselige Art der Volkszählung, aber nur so
konnte er dem Welt-Komitee die Informationen verschaffen, die es brauchte.
Vielleicht würde einst ein Mensch beim Studium solcher Papiere, wie sie jetzt auf seinem Bett
ausgebreitet lagen, den Schlüssel zu einem Leben finden, das von der hergebrachten Lebensform
weit abwich.
Menschliche Mutationen waren natürlich nicht ungewöhnlich. Man kannte viele Mutanten, die hohe
Stellungen in der menschlichen Gesellschaft bekleideten. Die meisten Mitglieder des Welt-Komitees
waren Mutanten, aber ihre Fähigkeiten waren eingeengt, sie hatten ihre Gedankenwelt der
bestehenden Ordnung unterworfen und sich der Denkweise ihrer Mitmenschen angepaßt.
Mutanten hat es schon immer gegeben, sonst hätte sich die Menschheit nicht weiterentwickeln
können, aber bis vor etwa hundert Jahren hatte man sie nicht als solche erkannt. Vorher waren sie
eben große Geschäftsleute, große Wissenschaftler - oder große Verbrecher. Oder sie wurden als
exzentrische Einzelgänger betrachtet, die von den anderen entweder bedauert oder bemitleidet
wurden, da man ein Abweichen von der Norm nicht dulden wollte.
Die Erfolgreichen unter ihnen hatten sich ihrer Umgebung angepaßt und ihre größeren Geisteskräfte
im Rahmen des Alltäglichen angewandt. Dadurch wurden aber ihre Fähigkeiten abgestumpft und ihr
Tätigkeitsgebiet eingeengt. Ihre ungewöhnlichen Kräfte kamen nicht zur vollen

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