City Vampire - Frankfurt im Morgengrauen
konnte ihm ja schlecht die Wahrheit sagen – v on Marten ist ein Vampir. Er lebt zurückgezogen und würde mit Sicherheit niemals eine angebissene Leiche vor seiner eigenen Tür ablegen. Und dann auch noch mich engagieren.
Also meinte sie nur unverfänglich: „Du weißt, ich kann Menschen gut einschätzen. Und ich bin sicher, er sagt die Wahrheit – er hat geschlafen und von dem Mord nichts mitbekommen, oder davon, dass die Leiche dort abgelegt wurde.“ Dann sah sie ihn verschwörerisch an und beugte sich zu dem alten Fuchs hinüber: „Klaus, dieser von Marten ist ein cleverer Kerl und wohlhabend dazu. Wieso sollte er ein Callgirl umbringen und sie dann in seinen eigenen Hausflur legen?“ Sie schüttelte den Kopf und seufzte. „Nein, er hat damit nichts zu tun. Ich glaube vielmehr, der Täter hatte genau das im Sinn: Dass ihr Herrn von Marten verdächtigt.“
Klaus Schmidt schwieg und sah Lara eindringlich an. Er war lange genug Polizist und vertraute seinen Instinkten. Aber er kannte auch Lara gut und die junge Frau besaß ein Talent, andere einzuschätzen, das an Magie grenzte.
Während er noch nach einer Antwort suchte, tauchte die junge Bedienung auf und brachte die Steaks. Lara war froh über die kurze Unterbrechung; das verschaffte ihnen beiden einen Moment zum Nachdenken.
„Danke “, sagte sie, als die Frau den Teller vor ihr abstellte und Schmidt tat es ihr nach.
Eine Weile aßen sie schweigend, dann unterbrach Schmidt die Stille: „Ach, verdammt. Lara, du bist ein kluges Köpfchen. Ich weiß das, und du selbst weist es auch. Und nicht nur das, du hast eine Art, die Dinge zu erkennen, die mir immer schleierhaft war. Ich vertraue deiner Intuition.“
Lara atmete innerlich auf. „Also werdet ihr Janus von Marten von der Liste der Verdächtigen streichen?“
Klaus Schmidt lachte verschmitzt. „Sagen wir, wir werden stärker in andere Richtungen ermitteln.“
Lara lächelte erleichtert. Mehr konnte sie nicht von ihm verlangen – und es war auch völlig ausreichend .
Sie beendeten ihr Mittagessen, ohne noch weiter über den Fall zu sprechen. Für den Moment war ohnehin alles Wichtige gesagt. Stattdessen redeten sie über das Wetter, rätselten, ob es wohl in diesem Jahr weiße Weihnachten geben würde – die Prognosen waren nicht schlecht – und Lara erkundigte sich nach Schmidts Frau. Sie wusste, dass es in ihrer Ehe gekriselt hatte. Die Kinder waren bereits seit Jahren aus dem Haus und Schmidt arbeitete viel, von einer Pensionierung wollte er noch lange nichts wissen. Seine Frau war daher an vielen Abenden, Nächten und Wochenenden einsam und langweilte sich. Geld war genug da, denn Marianne Schmidt stammte aus einer wohlhabenden Familie; ihr Mann jedoch lebte für seinen Beruf – das hatte er immer getan. So hatte er vor der bislang schwersten Entscheidung seines Lebens gestanden: Beruflich kürzer treten oder seine Ehefrau verlieren. Er hatte sich für ersteres entschieden. Sie schlossen einen Kompromiss: Schmidt machte keine Überstunden mehr, war pünktlich zum Abendessen zu Hause, er hielt sich die Wochenenden frei und nahm regelmäßig seinen Urlaub. Seine Frau wiederum wusste, dass sie ihn vermutlich ganz verlieren würde, wenn sie zu viel Druck auf ihn ausübte und so einigten sie sich.
Lara spürte, wie erleichtert Schmidt war, dass Marianne ihn nicht verlassen hatte. Sein ganzes bisheriges Leben hatte er an der Seite dieser Frau verbracht und er wollte den Rest seiner Zeit weder alleine sein noch von vorne anfangen.
„Und du?“, fragte Schmidt schließlich interessiert. „Was macht eigentlich dein Privatleben?“
„Privatleben?“ Lara lachte. „Du weißt doch, ich habe keins.“
„Wie kann eine so schöne junge Frau nur Single sein?“, rätselte Schmidt. „Ich weiß ja nicht, aber zu meiner Zeit hättest du dich vor Heiratsanträgen nicht retten können.“
„Ach je, ich fürchte, dahingehend haben sich die Zeiten wirklich ein wenig verändert “, zwinkerte Lara ihm zu. „Und ich habe im Moment auch gar keine Zeit für so etwas.“
Da s wiederum stimmte nur zum Teil. In Wahrheit war Lara schlicht und ergreifend noch niemandem begegnet, der ihr Herz für sich gewinnen konnte. Natürlich hatte sie Dates, hin und wieder … aber der richtige war nie dabei gewesen. Hinzu kam die Hürde, dass Lara sofort spürte, was die wahren Absichten ihres Gegenübers waren – und dann kam es meist gar nicht erst zu einem zweiten Treffen.
„Keine Bange “, tröstete
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