City Vampire - Frankfurt im Morgengrauen
Stoffen an. Er ließ jedes Accessoire seiner Kleidungsstücke selbst produzieren – und kaufte keine vorgefertigen Elemente dazu. Vor allem keine Knöpfe.
Julia stand auf, ging hinüber in die Küche und holte sich noch einen Kaffee . So langsam tränten ihre Augen vom langen Starren auf den Bildschirm. Sie nahm sich die Zeit für eine kurze Pause, atmete tief durch und lehnte sich mit dem Rücken an die Küchenzeile.
Manchmal war es wirklich anstrengend, für Lara Winter zu arbeiten. Sie verlangte viel von sich selbst – und daher auch von ihr. Aber andererseits bezahlte sie sehr gut. Julia verdiente viel mehr als die meisten ihrer Freundinnen und ihre Arbeit war ziemlich abwechslungsreich. Klar, sich stundenlang durch Fotos zu klicken war nicht gerade eine traumhafte Aufgabe, aber sie wusste, dass auch Laras Arbeit nicht immer nur glamourös und spannend war. Manchmal verbrachte sie Stunden bei Observationen und dabei saß sie nicht in einem warmen – oder im Sommer klimatisierten – Büro. Und Lara ließ sie auch nie Überstunden schieben, auch wenn sich die Akten auf dem Schreibtisch stapelten oder späte Termine anstanden. Ja, ihr Job war mehr als in Ordnung.
Julia schenkte sich noch einmal Kaffee nach und kehrte dann an ihren Arbeitsplatz zurück. Sie zog ihren Stuhl dicht an den Schreibtisch heran, nahm die Computermaus und klickte das Foto eines dunkelgrauen Herrensakkos an, das an den Seiten von einer hellblauen Steppnaht eingefasst war und zwei Reihen dunkler Holzknöpfe trug. Sie zoomte einen der Knöpfe heran. Sie hatte sich schon durch so viele Fotos geklickt, dass es nur eine Routine war. Sie glaubte gar nicht, dass sie ausgerechnet jetzt fündig werden würde und wollte das Bild schon wieder schließen, als ihr der stilisierte Löwe auffiel. Julia hielt inne und starrte auf ihren Monitor. Ja, das war ein Löwe. Und er trug einen Speer.
Das war der Knopf! Sie hatte ihn gefunden!
Kapitel 10
Nach dem Essen kehrte Lara zurück ins Büro. Julia sah ihr bereits erwartungsvoll entgegen, als sie die große Glastür aufschob.
„Ich habe etwas über den Knopf herausgefunden “, rief sie aufgeregt, noch bevor Lara an den Tresen getreten war.
„Sehr gut“, lobte Lara. Julia war immer schrecklich aufgeregt, wenn sie etwas zur Lösung eines Falles beitragen konnte. Das war zwar manchmal etwas anstrengend, meistens aber recht erfrischend.
„Also“, begann Julia, „hier in Frankfurt gibt es einen Maßschneider, sein Name ist Tonio Campagnini.“
Lara zog die Augenbrauen h och. „Noch nie von ihm gehört.“
„Naja, die Kleidung, die er verkauft, ist sehr exklusiv“, erörterte Julia bedeutungsvoll. „Jedenfalls habe ich herausgefunden, dass der Knopf von ihm stammt. Extravagante und teure Details wie dieser Knopf sind seine Spezialität.“
„Und es ist sicher, dass der Knopf nur von diesem … Campagnini stammen kann?“
„Ganz sicher“, bestätige Julia selbstsicher. „Er wirbt sogar auf seiner Homepage damit.“
Julia drehte ihren Monitor so, dass Lara einen Blick darauf wer fen konnte. Sie sah ein exaktes Abbild des Knopfes, den sie am Tatort gefunden hatte. Laras Gesichtszüge hellten sich auf: „Maßschneider haben meist keinen riesigen Kundenkreis“, murmelte sie, „und sie führen in der Regel Buch über das, was sie verkaufen – und an wen.“ Sie wandte sich an Julia: „Hast du die Adresse?“ „Schon notiert.“ Sie reichte ihr einen Zettel mit Straße und Hausnummer. Es war eine Anschrift im Stadtteil Sachsenhausen.
„Julia, das war gute Detektivarbeit !“, bestätigte Lara und schenkte ihrer Assistentin ein freundliches Lächeln. Die junge Frau drehte ihren Monitor zurück und strahlte.
„Danke“, sagte sie stolz.
Lara ging in ihr Büro und schloss die Tür. Sie hatte morgen noch genügend Zeit, den Schneider zu besuchen – zunächst war es wichtiger, mehr von Janus von Marten zu erfahren. Und warum ihm jemand derart schaden wollte.
Sie wählte seine Nummer. Wahrscheinlich schlief er noch , aber sie nahm es in Kauf, dass sie ihn vermutlich stören würde. Schließlich war er es, der sie engagiert hatte und es ging um seine Zukunft.
Nach sechsmaligem Klingeln nahm er endlich ab. „Hallo?“
Lara konnte hören, dass sie richtig vermutet hatte: Sie hatte ihn geweckt.
„ Guten Tag Herr von Marten. Lara Winter hier“, sagte sie. „Wir sollten uns treffen. Ich habe ein paar Dinge herausgefunden.“
Janus wirkte verblüfft. „Schon? Das ging aber
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