Claifex: Nefilim KI
hervorholen. Auch die Nefilim schalteten jeweils einen Scheinwerfer ein, der mehr uns biologischen Wesen half, als ihnen selbst. Susannah verzichtete auf eine Lampe, da sie in diesem Halbdunkel hervorragend sehen konnte. Ich setzte eine Stirnleuchte auf und sah mich neugierig um, als wir auf die Brücke eines mittelgroßen Raumschiffes kamen, durch das der Tunnel hindurchführte. Teile des Rumpfes waren eingedrückt, aber die Sessel sahen aus, als könnte man noch in ihnen Platz nehmen. Selbst einige der Instrumente und Bedienungseinheiten waren noch an Ort und Stelle. Wir verließen das Schiff durch das zweite Loch und kletterten über eine Anzahl weiterer Wracks und Unmengen uralten Schrotts.
Der Rabe ließ alle paar Minuten sein Krächzen hören und wartete auf uns, wenn wir anhielten oder länger brauchten, um über einen plötzlich auftretenden Abgrund zu springen oder uns unter herabhängenden Kabeln und Trümmerstücken zu ducken. Kamen wir ihm näher, dann flog er davon und lockte uns tiefer in den Tunnel, der noch immer hinabführte. Nach zehn Minuten waren wir durch den Umgehungstunnel hindurch und kamen auf den Hauptkorridor zurück. Hier war es stockfinster, doch wenn wir mit einer unserer Lampen einen Lichtstrahl auf eine der spiegelnden Flächen lenkten, dann wurde das Licht weiter in die staubige Tiefe reflektiert.
»Wir haben soeben den Funkkontakt zu Musashi verloren«, verkündete Sargon.
Ich sah in den Tunnel. »Könnt ihr den Raben noch sehen?«
Susannah schüttelte ihren schwarzen Zopf. »Nein. Und hören kann ich ihn auch nicht mehr.«
»Dafür höre ich jetzt etwas.«
Ein kratzendes Geräusch ertönte.
Garsun wirbelte herum. »Achtung!«
Er zielte mit seiner Waffe auf etwas Glitzerndes in einem Spalt. Wir hoben sofort unsere Gewehre und entfernten uns von dem Einschnitt. Ein tieffrequentes Knurren drang uns entgegen und rot glimmende Augen warfen ihren Blick auf uns. Ein anderes mechanisches Wesen kam mit gesenktem Kopf langsam aus der Spalte hervor, wo es scheinbar auf uns gewartet hatte.
Sargon trat vor. »Nicht schießen! Es ist einem Wolf nachempfunden und führt uns womöglich zu Odin.«
Der »Wolf«, trottete uns voran in den Tunnel und schien unterdessen die Stelle des Raben zu übernehmen. Seine metallen Krallen erzeugten leise Klick- und Kratzlaute auf dem Metallboden. Wenn er anhielt, dann warf er uns einen Blick aus seinen matt leuchtenden Augen zu.
Susannah blickte misstrauisch auf das mechanische Raubtier, das vor uns in der Schwärze des Tunnels wartete. »Nicht gerade ein Sympathieträger.«
»Schon was von Odin?«, fragte ich die Nefilim.
Sargon hielt einen großen Daumen nach unten.
Wir folgten dem Wolf in den geradeaus verlaufenden Tunnel und sicherten nervös nach allen Seiten, als weitere der mechanischen Ungetüme zu uns stießen und uns beinahe lautlos in der Stille und Dunkelheit begleiteten.
Sieraas große Ohren zuckten auf. »Ich höre die Laute des Flugroboters.«
Wir hielten inne.
Nach einer Weile flüsterte ich. »Ich höre nichts.«
»Wir werden erwartet«, sagte Zurvan.
Wie auf einen unsichtbaren Befehl hin zogen sich die Wölfe in die Dunkelheit zurück, wo ich sie mir in den Schatten lauernd vorstellen musste, was nicht gerade beruhigend war. Die Nefilim verharrten noch einen Moment und eine Weile geschah nichts.
»Sargon? Zurvan?«, fragte ich vorsichtig und packte den Griff meines Sturmgewehrs etwas fester.
»Was ist denn los?«, fragte Garsun leise und trat näher an uns heran.
»Keine Ahnung. Vielleicht nehmen sie Verbindung zu Odin auf.«
»Das erinnert mich auf unangenehme Weise an die Geschichte mit der fremden KI im Tempel auf Cattersuum«, flüsterte Susannah und schaute sich fortwährend um.
»Was ist mit den Wölfen ?«
»Sie sitzen in den Schatten. Völlig regungslos und starren uns an.«
Ich versuchte ihren Blicken zu folgen, die unruhig die uns umgebende Finsternis abtasteten.
»Sargon? Verdammt nochmal!«
Ohne Vorwarnung schoss einer der Raben krächzend über unsere Köpfe hinweg und beinahe hätte ich vor Schreck am Abzug gerissen. Ich spürte den Druck im Triggerorgan wachsen, ein stetiges Pulsieren im Hals.
Susannas Stimme stieg eine Oktave an. »Ich werde langsam nervös.«
Ich versuchte, meinen Tonfall beruhigend klingen zu lassen. »Nur ruhig! Nicht einfach losballern, behaltet eure Umgebung im Auge und eure Zeigefinger still!«
Dann ertönten mit einem Mal schwere Schritte aus der Finsternis. Die Akustik ließ
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