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Claifex: Nefilim KI

Claifex: Nefilim KI

Titel: Claifex: Nefilim KI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cahal Armstrong
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daraufhin.
    Susannah warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich konnte nur mit den Schultern zucken. Der Weg führte uns durch eine Art Graben, der auf der Oberfläche eines alten Schiffes verlief, das lang und schmal wie eine Nadel war. Es hatte in der Mitte einen scharfen Knick, wo die Landestütze eines anderen Raumschiffes aufsetzte. Wir mussten die Stelle vorsichtig umgehen. Darüber war an vielen Orten weiträumiger Platz, aber wieder und wieder war es notwendig, sich unter herabhängenden Teilen hindurchzuducken. Obwohl es verhältnismäßig still um uns war, ertönten zuweilen Geräusche, die sich anhörten, als würden monumentale Metallplatten übereinander gezogen. Dumpfes, ruckartiges Pochen aus großen Resonanzkörpern kündete von zusammenbrechenden Konstrukten, die der Last des Schrotts auf ihnen nicht mehr standhielten. Manchmal pfiffen sowohl kalte als auch warme Zugwinde durch die Gänge und erzeugten unheimliches Säuseln und Flöten in den schroffen Löchern und zerfetzten Metallstreben der Raumschiffswracks. Einige Male hörten wir klirrenden Schritte vieler kleiner Füße und Odin bedeutete uns jedes Mal, anzuhalten und still zu sein. Seine Wölfe taten es uns gleich und sondierten mit hastigen Blicken die Umgebung, doch nie sahen wir, was sich dort in den Schatten vor uns verborgen hielt. Das Gefühl, nicht allein zu sein, ergriff zunehmend Besitz von mir und alle paar Minuten ertappte ich mich dabei, meine Taschenlampe in eine Öffnung oder einen Spalt zu halten, weil ich meinte, dort eine Bewegung zu sehen. Susannah schien ruhiger, doch die großen und aufmerksamen Ohren der Kalimbari zuckten unentwegt nervös und eine angespannte Stille breitete sich zwischen uns aus.
    Nach einigen Stunden des Gehens und Kletterns machten wir eine erste Pause auf dem glatten Rumpf eines großen Kreuzers. Über uns erstreckte sich eine hohe Decke, die durch die Unterseite eines anderen Schiffes entstand. Aus diesem sickerte wohl schon seit langer Zeit eine Flüssigkeit herab, sodass sich an einer Seite ein Tropfstein gebildet hatte, der von oben herabhing. Unser Rastplatz war groß genug, dass ich meine Notdurft verrichten konnte, ohne dabei auf meine Privatsphäre zu verzichten oder die anderen mit den Geräuschen meiner Tätigkeit zu belästigen. Lücken zwischen den Schrotthaufen und Wracks verloren sich in tiefen Schatten, als wir die Handlampen auf Streulicht einstellten und so um unseren Sitzplatz herum verteilten, dass sie diffuses Licht auf die Umgebung warfen. Eine einzige Lampe verblieb in unserer Mitte, Reminiszenz an die archaische Gewohnheit des Lagerfeuers, die viele intelligente Spezies teilten.
    Susannah schüttelte sich. »Warum konntet ihr euch nicht an angenehmen, sonnigen Orten verborgen halten?«
    Odin bog einen Träger zu einem Hocker zurecht und setzte sich darauf. »Als Versteck ist dieser Ort ideal. Hätten wir das gewusst, was ich jetzt weiß, dann hätten wir uns alle hier unten verbergen können, ohne jemals gefunden zu werden.«
    »Fühlst du dich hier wohl?«, fragte ich.
    »Jetzt, wo ich nicht mehr allein bin? Ja. Aber wer ist schon gern Jahrhunderte für sich, nur umgeben von Feinden?«
    Sieraa ordnete ihre langen dünnen Zöpfe und verflocht sie miteinander, bis nur noch ein dicker Strang ihres schwarzen Haars herabhing. »Gab es niemanden hier, der sich friedlich gab?«
    »Die Stämme und Gangs sehen in mir nur einen weiteren Mechanoiden. Für sie bin ich ein bizarres Wesen oder eher ein Monstrum, bestenfalls aber nicht mehr als eine Maschine, die gut andere Maschinen reparieren kann. Sie haben mich nie als Ihresgleichen wahrgenommen, sondern erschraken nur vor meiner Erscheinung.«
    Garsun überprüfte seine Waffe und schnaubte. »Was für eine Überraschung.«
    Odin ignorierte ihn. »Einige trieben sporadischen Handel mit mir oder ließen sich bei Reparaturen helfen. Im Laufe der langen Zeit hier unten hatte ich tatsächlich eine Freundschaft. Ein Ausgestoßener, dessen Situation der meinen nicht unähnlich war. Das waren ein paar angenehmere Jahrzehnte.«
    Ich versuchte mir bildhaft vorzustellen, wie er all die Jahrhunderte in dieser bizarren Welt gelebt haben musste.
    Sieraa öffnete ihre Trinkflasche. »Ein Transfer deiner Bewusstseinsmatrix in einen intakten Nefilim-Korpus sollte doch ebenso möglich sein, wie bei Musashi, oder nicht?«
    »Das ist ein erhellender Gedanke, aber es ist fraglich, ob wir jemals einen weiteren intakten, nicht benutzen Korpus finden werden.

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