Claifex: Nefilim KI
hatte mir so etwas gedacht, als ich sie das erste Mal sah.«
»Tatsächlich?«, fragte Susannah.
»Ihre Bewegungsmuster waren seltsam. Anders als bei dir, wo alles natürlich wirkt, solange du es möchtest.«
»Sie trägt die Prothesen bestimmt schon sehr lange, und als wir meine entwickelten und dabei einige Fortschritte machten, schlug ich ihr vor, die Probleme an ihren kybernetischen Nervenanbindungen zu überarbeiten, aber sie lehnte energisch ab. Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass sie ein sehr verschlossener Mensch mit vielen Geheimnissen ist, und ich nicht völlig ausschließen möchte, dass sie hinter manchem steckt, was uns widerfahren ist. Mich hat die schroffe Art, mit der sie mich an Bord deines Schiffes befohlen hat, ziemlich genervt. Jetzt weiß ich nicht, ob es Gründe dafür gab, die wir nicht erkennen.«
»Ich erinnere mich. Sie sah dir mit einem liebevollen Blick hinterher, den du in deiner Wut gar nicht wahrgenommen hattest.«
Susannah hob die Augenbrauen. Ihre Unterlippe bebte kurz. »Wirklich?«
»Ja. Dabei fällt mir wieder Osalkars Gesichtsausdruck ein.«
Susannah machte eine nervöse Bewegung als Osalkars Name fiel und nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Kaffeebecher. »Wie hat er denn geguckt?«
»Ihr seid ein Paar gewesen?«
Susannah knallte den Becher auf den Tisch und Kaffee spritzte daraus hervor. »Ha! Das hätte dem Perversen so gepasst! Schnüffelte an allem herum, was er finden konnte, fürchterlich.«
»Was meinst du mit herumschnüffeln?«, fragte ich.
»Ich erwischte ihn zweimal, wie er in meinen Sachen herumwühlte. Jedes Mal hatte er eine Ausrede auf den Lippen, die mir damals plausibel genug erschien, weil ich ihn einfach für einen ekelhaften Zeitgenossen hielt, der seine Nase gern in die Angelegenheiten anderer Leute steckte. Jetzt muss ich sein Verhalten allerdings überdenken.«
»Er ist doch in die Nefilim-Geschichte eingeweiht. Was könnte er gesucht haben?«
»Das war es, was ich mir damals auch sagte und was mich zu der Einsicht brachte, dass er einfach ein ... Arschloch ist. Meinst du, er ist ein Spion?«
Ich überlegte eine Weile auf dieser Idee herum, bevor ich antwortete. »Wenn das der Fall wäre, dann stellt sich die Frage, für wen er arbeitet und ob Demi das weiß oder nicht. Wenn sie es weiß - und ich neige zu dieser Ansicht - treibt sie ein gefährliches Spiel und hält Osalkar wissentlich zum Narren. Vorstellen könnte ich es mir.«
Susannah zog eine Grimasse. »Dann wollte sie mich nur aus der Schusslinie schaffen?«
»Das nehme ich nicht an. Diese Reise war bisher alles andere als ein Spaziergang und Demi muss das geahnt haben. Verdammt. Wir kommen einfach nicht weiter. Vielleicht sollten wir zunächst Fakten schaffen. Der Chip muss untersucht werden.«
Ich stand auf. Susannah folgte mir ins Labor und ich aktivierte den Nanokonservator. Ich rief die ersten Daten des Scans ab und ließ sie durch eine Tiefenanalyse laufen, während ich den Chip erneut in die nanitische Reaktionskammer einführte, um die erste Untersuchung einer Gegenprüfung zu unterziehen.
Als die Tiefenanalyse beendet war, untersuchte Susannah die Ergebnisse. »Nicht gerade mein Fach, aber nach allem, was ich den Daten entnehmen kann, wurden der Chip erst vor kurzer Zeit erneut mit Daten versehen. Die verschlüsselten Daten sind weit neuer, als der Leichnam der Soldatin.«
»Wir sind reingelegt worden«, sagte ich ungläubig und dachte an den stundenlangen Marsch durch die verdammte Station.
Susannah schaute mich mit ratlosem Gesicht an. »Das gibt es doch nicht!«
»Können wir uns auf die Daten verlassen?«
»Sieh selbst noch einmal!«, sagte Susannah und trat zur Seite, um mich an das Gerät zu lassen.
Ich gab mir einige Mühe, das Gegenteil unserer Feststellung zu beweisen, aber es wollte mir nicht gelingen.
Ich hieb mit der Faust auf den Arbeitstisch. »Verfluchte Scheiße! Was machen wir jetzt?«
Susannah ging auf und ab. »Wir müssen wissen, was das alles soll.«
»Ja. Aber wen willst du fragen? Die Kalimbari? Oder die Nefilim?«
Sie zögerte. »Demi.«
Ich schüttelte langsam den Kopf. »Wir können über die Sphäre Kontakt mit ihr aufnehmen, aber das ist äußerst riskant. Wir laufen Gefahr, nicht nur unsere Position zu verraten, sondern werden dabei möglicherweise belauscht.«
»Deswegen würde ich persönlich mit ihr reden«, sagte Susannah überlegend.
»Persönlich? Verdammt, das könnte noch riskanter sein. Wenn das Sol-System nicht vor
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