Claifex: Nefilim KI
die die Gaußkanonen mit der ungeheuren Menge Energie versorgten, die nötig war, um sie zu betreiben. Der Schiffsboden vibrierte durch das dumpfe Gebrumm der Aggregate bis hinauf zur Brücke. Ich verließ mich auf Sargons Fähigkeiten, da ich sicher war, dass er uns gegen die Angreifer verteidigen würde, ohne zweimal zu fragen. Eine Meldung kam über Funk.
Truktock brüllte ins Mikro »Ich werde von Schwarzkutten behindert! Was für Asthänger! Keine Gegner für einen Truktock!«
Er lachte laut, Schüsse und Schreie ertönten.
»Kommst du nach 78-S durch? Da ist etwas explodiert.«
Einen Moment Stille, dann ein unverständlicher Fluch über Funk.
»Sie haben mir den Weg abgeschnitten. Ich werde – warte, ich werde etwas Unerwartetes tun! Ich nehme diesen Raumanzug ... und schieße mir ein Loch in die Hülle. Dann machst du deine Schleuse auf und holst mich rein.«
»Truktock warte! Ich muss das erst ... irgendwie ... wie?«
»Beeil dich. Die Tür hält nicht mehr lange und ich muss jetzt in den Anzug!«
»Musashi?«
»Ja.«
»Kannst du ebenfalls von Bord gehen und dich bereithalten, einen Passagier einzusammeln?«
»Den Partik?«
»Ja.«
»Das passt mir zwar nicht, aber ich verlasse mich auf dein Urteil in dieser Situation. Hoffentlich verstehe ich aufgrund der Erklärung, die du uns sicher später lieferst, was hier eigentlich los ist.«
»Kritik ist angekommen. Der Partik ist wichtig, also sorge bitte dafür, dass er unversehrt ankommt, ja?«
»In Ordnung. Ich gehe jetzt von Bord.«
Dann meldete sich Sargon.
»Die Jäger sind schneller, als ich angenommen hatte. Euch bleibt noch höchstens eine Minute. Wir können aus dieser Lage nicht feuern, da die Gaußkanonen einen toten Winkel haben.«
Ich fluchte energisch, ungewollt aber durch jahrelange Übung vollkommen reibungslos ins Fäkale abgleitend. Natürlich hatten unsere Gegner die Lage erfasst und näherten sich in genau diesem toten Winkel. Die ansehnlichen Läufe waren einfach zu auffällig. Aber normalerweise war das ja auch kein Problem, da man Schiffskanonen einsetzte, wenn das Schiff in Bewegung war und man den toten Winkel mittels einer Kurskorrektur abdecken konnte. Mein Denkapparat war ein noch zäherer Klumpen als sonst.
»Achtung! Ich muss abdocken, um die Gaußkanonen in Position bringen zu können.«
Musashi meldete sich darauf. »Ich habe einen Hüllenbruch in einem Modul der Station geortet. Eine einzelne Person in einem Raumanzug gleitet aus dem entstandenen Loch.«
Ich scannte schnell sämtliche Frequenzen.
»...dammt, Iason, melde dich endlich!«
»Du bist auf einer anderen Frequenz!«
»Oh, entschuldige meine Dämlichkeit, aber ich habe gerade, ohne zu wissen, warum ich das eigentlich mache, ein Loch in meine Station geschossen und schwebe hilflos im Weltraum herum. Da ist man mit dem Kopf nicht bei den wichtigen Dingen, wie zum Beispiel irgendwelchen beschissenen Zahlen neben irgendwelchen anderen beschissenen Zahlen auf einem dreckverschmierten, flackernden Display, eines nach Pisse stinkenden Helmes, VERDAMMT!«
»Bist du unruhig?«
»Ob ich - ob ich unruhig bin? Nein. Alles bestens, ich schwebe hier nur zur Entspannung ein bisschen im Weltraum rum.« Truktock atmete tief ein und meldete sich sofort erneut, diesmal sehr nervös. »Warum legst du ab, Iason?«
»Wir werden angegriffen, ich muss manövrieren. Da kommt jetzt ein wundervoller Roboter auf dich zu und holt dich an Bord. Mach bitte nichts Unbedachtes und drohe ihm nicht, ja?«
»In Ordnung.« Er schrie etwas Unverständliches. »Was ist das für ein Ding ?«
Ich lauschte dem Funkverkehr. »Mein Name lautet Musashi. Bitte halten Sie jetzt still!«
Ich sah per Fernsicht, dass er Truktock erreicht hatte, und atmete auf.
Sargon meldete sich. »Iason, die Jäger sind da!«
Ein paar Sekunden später schnarrte der taktische Alarm der Cheiron los. Inzwischen hatte ich vollständig abgelegt und das Schiff in Schussposition gebracht.
»Ich werde zur Schleuse gehen und sehen, ob er medizinische Hilfe braucht«, sagte Susannah.
»Nein! Du legst sofort einen der Notanzüge dort aus dem Schrank an, dann ...«, ich wurde von dem Fauchen der Gaußkanonen unterbrochen, deren Lärm aus Richtung der Kabinen zu uns heraufdrang, »dann gehst du zu Simeon und Aristea und sorgst dafür, dass sie die Anzüge richtig anlegen. Los!«
Susannah stürzte zum Schrank und schlüpfte in den Notanzug. Sie schnappte sich zwei weitere und rannte eilig hinab in den Kabinenbereich.
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