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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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Peshawar.
     
     
    »Willkommen
im amerikanischen Luftraum, Gentlemen«, verkündete der Kopilot.
    Sie flogen
gerade über Montana, Heimat von Elchen, unendlichem Himmel und einer Menge
stillgelegter Luftwaffenbasen mit leeren Silos für Interkontinentalraketen.
    So tief
unten verbrauchten sie sehr viel mehr Treibstoff, aber der Computer überwachte
den Verbrauch, und sie verfügten nun über eine viel größere Reserve als auf dem
Atlantikflug nach Westen vor ein paar Stunden - und außerdem gab es da unten
viele platte Wiesen und Äcker, auf denen sie notlanden konnten. Der Pilot
schaltete das Frontsichtdisplay ein, dessen Restlichtkameras die dunkle
Umgebung in grün-weißer Eintönigkeit sichtbar machten. Jetzt waren Berge zu
sehen, die sich westlich von ihrer Kursstrecke erhoben. Das Flugzeug würde
automatisch die Höhe anpassen, denn es war so programmiert, dass es immer auf
1000 Fuß über Grund blieb und die Anpassung stets mit weichem An- oder Abstieg
vornahm, damit die reichen Passagiere keinerlei Anlass für Beschwerden hatten
und, wie er hoffte, ihm auch zukünftig als Kunden erhalten blieben.
    Das
Flugzeug stieg sanft auf eine tatsächliche Höhe von 6100 Fuß über dem Meeresspiegel,
als sie über den eidechsenähnlichen Rücken der Grand Teton Range flogen.
Irgendwo dort unten lag der Yellowstone-Nationalpark. Bei Tageslicht hätte er
ihn sehen können, aber sie flogen durch eine zwar wolkenfreie, aber mondlose
Nacht.
    Das Bordradarsystem
zeigte an, dass sie sich »clear of conflict« befanden: Kein anderes Flugzeug
flog in der Nähe ihrer Position oder in ihrer Höhe. Der Luftwaffenstützpunkt
Mountain Home lag ein paar Hundert Meilen hinter ihnen, mitsamt seiner
Ansammlung junger, übereifriger Jagdflieger.
    »Schade,
dass wir das Frontsichtdisplay nicht von der Nase wegdrehen können. Könnten mit
den Infrarotsensoren vielleicht sogar Bisons sehen«, meinte der Pilot. »Hier
im Westen steigt ihr Bestand stark an, hab ich gehört.«
    »Das gilt
auch für die Wölfe«, nickte der Kopilot. In der Natur ging es immer um
Ausgleich, behaupteten jedenfalls die Typen in den Naturdokus im Discovery
Channel. Gibt's nicht genug Bisons, sterben die Wölfe. Gibt's nicht genug
Wölfe, vermehren sich die Bisons zu stark.
     
    Die Landschaft Utahs begann gebirgig,
ging aber dann allmählich in eine gewellte Ebene über. Wieder änderten sie den
Kurs leicht in südlicher Richtung, um Salt Lake City mit seinem internationalen
Flughafen zu vermeiden. Dort gab es vermutlich starke Radarsysteme, die
manchmal sogar die Reflexionen von Radarsignalen, die »skin paints«, erfassen
konnten.
    Vor
dreißig Jahren wäre die gesamte Übung noch gar nicht möglich gewesen. Damals
hätten sie die Pinetree Line überqueren müssen, eine Serie von Radarstationen
an der amerikanisch-kanadischen Grenze, einen der Vorläufer der amerikanischen
DEW-Lines - Distant Early Warning -, und hätten sich beim North American Air
Defense Command in Cheyenne Mountain anmelden müssen. Na ja, dachte der Pilot,
angesichts der gegenwärtigen Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und
Russland würde man das DEW und Pinetree womöglich bald wieder in Betrieb
nehmen.
    Der Flug
verlief ruhiger, als er erwartet hatte. Bei Tag im Sommer gab es starke
Turbulenzen über der Wüste, was an den unregelmäßigen thermischen Winden lag.
Doch jetzt lag das Land, von ein paar vereinzelten Autoscheinwerfern abgesehen,
so leer und schwarz unter ihnen, dass man glauben konnte, über ein weites Meer
zu fliegen.
    Noch
dreißig Minuten. Der Tankinhalt war auf 5 000 Liter Treibstoff gesunken. Die
Motoren verbrannten das Zeug hier unten sehr viel schneller, knapp über 2 200
Liter pro Stunde, statt den normalen 1900 in optimaler Flughöhe.
    »Wecken
wir die Passagiere?«, fragte der Kopilot.
    »Gute
Idee.« Der Pilot hob das Mikro an den Mund. »Bitte um Ihre Aufmerksamkeit. Wir
werden voraussichtlich in dreißig Minuten landen. Bitte lassen Sie uns wissen,
ob wir irgendetwas für Sie tun können.« Dann fügte er hinzu: »Danke.« Ja, danke vielmals für das Geld und für ein interessantes Flugprofil, aber das
sagte er nicht laut.
    Natürlich
fragten sich der Pilot und der Kopilot, wer die Passagiere waren, aber sie
stellten keine Fragen. Die Anonymität der Kunden zu wahren gehörte zum Job, und
obwohl das, was sie hier taten, technisch gesehen und nach amerikanischem Recht
wahrscheinlich illegal war, waren sie selbst nicht amerikanische Staatsbürger.
Sie

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