Clancy, Tom
Tankvorgang. Der letzte
Passagier folgte seinem Boss zu einer riesigen Limousine, die auf der Landebahn
wartete, stieg ein, und der Wagen fuhr davon. Das Auftanken dauerte fünf
Minuten. Der Pilot wunderte sich flüchtig, wie es ihnen gelungen war, einen anscheinend
regulären Tanklastwagen hierherzubeordern, aber der Truck fuhr kurz danach ab,
und die kleine Crew ging wieder ins Cockpit und begann mit den Startvorbereitungen
.
Nach insgesamt 33 Minuten am Boden rollte die Falc on zurück zum östlichen Ende der Startbahn. Der Pilot schob den Schubhebel auf volle Kraft; die Maschine
raste immer schneller in Richtung Westen und stieg für den dritten Abschnitt
eines bereits jetzt sehr langen Flugtages in den Himmel. Fünfzig Minuten später
und 1800 Liter Treibstoff leichter
überquerten sie die kalifornische Küste bei Venture und flogen nun »mit nassen
Füßen« über dem Pazifik. Ihre Geschwindigkeit betrug Mach 0,83 auf einer Höhe
von 41000 Fuß. Der Haupttransponder war angeschaltet, das Gerät mit der »offiziellen«
Registrierungsinformation des Flugzeugs. Die Tatsache, dass es auf den
Hauptmonitoren im San Francisco Center einfach aus dem Nichts erschien,
kümmerte niemanden, denn Flugpläne wurden nicht computerisiert und auch nicht
wirklich systematisch erfasst. Solange sich ein Flugzeug nicht regelwidrig
verhielt, erregte es keine Aufmerksamkeit. Die Falcon flog Richtung Honolulu,
2 000 Meilen entfernt, und die geschätzte Restflugzeit betrug 4 Stunden 54
Minuten. Es befand sich also fast schon auf der Zielgeraden.
Pilot und
Kopilot lehnten sich entspannt zurück. Das Flugzeug flog mit dem Autopiloten,
und alle Anzeigen waren innerhalb der Normen. Der Pilot zündete sich eine
weitere Zigarette an, als sie die amerikanische Küste mit einer Geschwindigkeit
von 510 Meilen pro Stunde über Grund hinter sich ließen.
Er ahnte
nicht, dass sich im Gepäckabteil im Heck eine Bombe befand, die aus fast vier
Kilogramm PETN- und Hexogen-Plastiksprengstoff bestand, gemeinhin als Semtex bezeichnet.
Sie wurde durch einen elektronischen Zeitzünder ausgelöst. Die Crew hatte
nichts dagegen gehabt, dass sich die Passagiere und die Leute, die sie in
Empfang genommen hatten, selbst um das Gepäck kümmerten. Gerade als das
Flugzeug 600 Meilen von der kalifornischen Küste entfernt war, ging der Zeitzünder
auf null.
Die
Explosion erfolgte sofort und war katastrophal. Heck und beide Motoren wurden
buchstäblich vom Rumpf weggeblasen. Die Haupttreibstoffleitungen, die direkt
unter dem Flugzeugdeck verliefen, entleerten sich in den Himmel, und der
Treibstoff, der noch durch die Leitungen gepumpt wurde, erzeugte eine
meteorartige Flammenspur. Wäre ein anderes Flugzeug hinter der Falcon auf
demselben Kurs geflogen, hätte die Crew das Feuerwerk sicherlich gesehen, aber
um diese Nachtzeit war niemand in der Nähe, und die beiden Kaskaden aus gelben
Flammen versprühten und erstarben innerhalb weniger Sekunden.
Pilot und
Kopilot dürften nicht begriffen haben, was geschehen war. Vielleicht hatten sie
das plötzliche Krachen gehört und einen Sturm wild blinkender Warnleuchten
und Alarme wahrgenommen, möglicherweise sogar noch bemerkt, dass das Flugzeug
nicht mehr auf die Instrumente reagierte. Piloten werden darauf trainiert, mit
Notsituationen umzugehen. Und es dauerte vielleicht fünf oder zehn Sekunden,
bis ihnen klar wurde, dass sie verloren waren.
Ohne
Höhenleitwerk ließ sich die Dassault nicht mehr steuern; die Gesetze der Physik
ließen sich nicht einfach außer Kraft setzen. Das Flugzeug stürzte in einer Spiralbewegung
auf die tintenschwarze Wasseroberfläche zu. Mag sein, dass beide Piloten noch
ihre Instrumente bearbeiteten - ein hoffnungsloses Unterfangen. Ein Berufsleben
voller Trainings und endloser Stunden in computergesteuerten Flugsimulatoren
hatte sie darauf vorbereitet, was zu tun war, wenn das Flugzeug nicht mehr auf
Befehle reagierte. Sie versuchten alles, was sie konnten, aber sie brachten
die Flugzeugnase nicht mehr hoch. Sie hatten nicht einmal mehr die Zeit
festzustellen, dass ihre Versuche, die Schubkraft zu regulieren, keinerlei Wirkung
erzeugten. Festgeklammert in ihren Sitzen durch Vier-Punkt-Sicherheitsgurte
konnten sie nicht einmal in die Kabine zurückblicken, und beide verloren schon
bald das Bewusstsein, als der Druck in der Kabine extrem schnell abfiel,
wodurch die Tür hinter ihnen zerschmettert wurde. Ihr Verstand hatte einfach
nicht die Zeit, mit den Ereignissen Schritt zu
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