Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
Vom Netzwerk:
zu etwas richtig Gutem
führte. So funktionierte das, obwohl sich Driscoll nicht viel mit solchen
Sachen befasste. Das war oberhalb seiner Gehaltsstufe und außerhalb seiner MOS (military occupational specialty), seines
Fachgebiets. Er und seine Ranger führten die Mission durch, über Wie, Was und
Warum sollten sich andere den Kopf zerbrechen.
    Driscoll
ging nach hinten in die Höhle zurück und leuchtete mit seiner Taschenlampe
herum, bis er in den Alkoven kam, den der Gomer unbedingt hatte sprengen
wollen. Er war ungefähr so groß wie ein begehbarer Wandschrank, sah er jetzt,
vielleicht ein bisschen größer und mit niedriger Decke. Er hockte sich hin und
schob sich ein oder zwei Meter tief hinein.
    »Was
gibt's da drin?«, fragte Tait, der dazukam.
    »Einen
Sandkasten und eine Munitionskiste aus Holz.«
    Eine
Platte aus 1,8-cm-Sperrholz mit ungefähr zwei Metern Seitenlänge, bedeckt mit
aufgeklebtem Sand und Pappmascheebergen, hier und da mit kastenförmigen Gebäudemodellen
besetzt. Das Ganze sah aus wie aus einem Film über den Zweiten Weltkrieg oder
wie ein Diorama im Schulunterricht. Sorgfältig gemacht, nicht zusammengepfuscht,
wie es bei diesen Leuten vorkam. Meist zeichneten die Gomer einfach eine Skizze
in den Sand, sagten ein paar Gebete auf und zogen in die Schlacht.
    Das Gelände
des Modells war Driscoll nicht bekannt. Es hätte überall sein können, sah
allerdings auf jeden Fall rau genug aus, um hier in der Nähe zu liegen, was die
Möglichkeiten nicht sehr stark einschränkte. Keine Landmarken zu erkennen.
Keine bekannten Gebäude, keine Straßen. Driscoll hob eine Ecke der Platte an.
Sie war verdammt schwer, bestimmt vierzig Kilo, was eines seiner Probleme
löste: Es war unmöglich, dieses Ding den Berg hinunterzuschleppen. Es würde wie
ein tonnenschwerer Flugdrachen wirken: In dieser Höhe war der Wind
unberechenbar, und entweder würde es ihnen von einer Böe aus den Händen
gerissen, oder es würde zu flattern anfangen und sie verraten. Zerlegte man
es, vernichtete man damit womöglich wichtige Indizien.
    »Okay,
messt es aus, und nehmt ein paar Materialproben. Wenn Smith mit den
Gesichtsfotografien bei den Gomern fertig ist, soll er sich dieses Ding hier
mit der Kamera vornehmen«, befahl Driscoll. »Wie viele Speicherkarten haben
wir?«
    »Sechs zu
je vier Gigabyte. Sollte reichen.«
    »Schön.
Mehrfachaufnahmen von allem, höchste Auflösung. Holt euch mehr Licht, und
nehmt einen Zollstock mit auf.«
    »Remo hat
ein Bandmaß dabei.«
    »Genau,
nehmt das. Aus verschiedenen Winkeln, Großaufnahmen—je mehr, desto besser.« Das
war das Schöne an Digitalkameras - man konnte aufnehmen, so viel man wollte,
und die misslungenen Bilder später löschen. In diesem Fall überließen sie das
Löschen den Geheimdienstlern. »Und jeden Zentimeter nach Markierungen absuchen.«
    Man konnte
nie wissen, was wichtig war. Eine Menge hing vom Maßstab des Modells ab,
vermutete er. Wenn es maßstabsgetreu war, konnte man die Maße vielleicht in
einen Rechner eingeben, ein paar Programme oder Algorithmen laufen lassen, oder
wie immer das hieß, und dann ergab sich vielleicht eine Übereinstimmung irgendwo.
Wer weiß, vielleicht war das Pappmaschee die Spezialität eines ganz bestimmten
Hinterhofladens in Kandahar. Es waren schon seltsamere Dinge vorgekommen, und
er wollte nicht, dass sich die da oben über irgendetwas beschweren mussten.
Sie würden sich sowieso ärgern, dass ihre Beute nicht hier gewesen war, aber
dafür konnte Driscoll nichts. Die Vorauserkundung, ob schlecht oder gut, lag
außerhalb der Kontrolle des Soldaten. Allerdings hieß es beim Militär nicht
umsonst, »Scheiße fällt immer nach unten«, und in diesem Geschäft gab es immer
jemanden weiter oben, der die Scheiße nur zu gern fallen ließ.
    »Alles
klar, Chef«, entgegnete Tait.
    »Sprengt
es, wenn ihr fertig seid. Das hatten sie ja sowieso vor.«
    Tait lief
los.
    Driscoll
nahm die Munitionskiste und schleppte sie in den Eingangstunnel zurück. Drinnen
war ein sieben oder acht Zentimeter dicker Papierstapel - liniertes Notizpapier,
bedeckt mit arabischer Schrift, Zahlen hier und da, ein paar Kritzeleien - und
eine große zweiseitige Karte, zusammengefaltet. Auf einer Seite stand »Sheet
Operational Navigation Chart, G-6, Defense Mapping Agency, 1982«; das
Kartenblatt zeigte die afghanisch-pakistanische Grenzregion. Die andere Seite
war ein aus einem Baedeker-Reiseführer herausgerissener und mit Kreppband
aufgeklebter Stadtplan von

Weitere Kostenlose Bücher