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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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Teufel
tust du da?, fragte er sich selbst. Dabei kannte er die Antwort nur zu
gut.
     
     
    Sie mussten üben, nicht konspirativ zu wirken, sondern sie
sollten aussehen wie ganz gewöhnliche Bürger, die an einem regnerischen Tag in
einem Pariser Café zu Mittag essen. Das Wetter war günstig für sie. Außer ihnen
waren nur zwei andere Gäste da, ein junges Paar an einem schirmüberspannten
Tisch nahebei.
    Ibrahim
hatte ihnen erklärt, wie sie sich kleiden sollten - wie Franzosen aus der
Mittelschicht und zwar von jetzt ab ständig. Sie sprachen alle Französisch, und
obwohl sie alle Muslime waren, besuchte keiner von ihnen regelmäßig eine
Moschee - die täglichen Gebete wurden zu Hause verrichtet. Die erbaulichen
Predigten der eher radikalen und auffälligen Imame, die alle unter Beobachtung
der diversen französischen Polizeibehörden standen, waren selbstverständlich
für sie tabu.
    Indem sie
sich an öffentlichen Orten zu einem Schwätzchen trafen wie gewöhnliche Leute,
vermieden sie konspirative Treffen in kleinen Gruppen, die womöglich von
cleveren Polizisten abgehört wurden. Treffen im Freien waren leicht zu
beobachten, aber kaum zu belauschen. Und praktisch jeder Franzose hatte
Freunde, mit denen er regelmäßig zu Mittag aß. Wie groß und gut ausgestattet
die französische Polizei auch sein mochte, konnte sie doch nicht jeden in
diesem ungläubigen Land überwachen. Mit einem alltäglichen Erscheinungsbild
stellte sich die Anonymität ein. Ziemlich viele von den anderen waren verhaftet
oder sogar getötet worden, weil sie den anderen Weg gingen. Besonders in Israel
mit seinen notorisch effizienten Ermittlungsbehörden, die so großzügig mit Bestechungsgeldern
waren. Es gab immer jemanden, der Informationen für Geld verkaufte, und deshalb
musste er seine Leute extrem sorgfältig auswählen.
    Und
deshalb begann das Treffen auch nicht mit frommen Grußworten, die sie ohnehin
alle kannten. Und sie sprachen ausschließlich Französisch, damit niemand sich
an einer fremden Sprache störte. Zu viele Westler wussten inzwischen, wie
Arabisch klang — und für sie klang es immer nach Verschwörung. Ihre Mission war
Unsichtbarkeit durch volle Sichtbarkeit. Zum Glück war das nicht schwierig.
    »Worum
geht's also?«, fragte Shasif Hadi.
    »Es ist
ein Industriebetrieb«, erwiderte Ibrahim. »Mehr müsst ihr vorerst nicht wissen.
Wenn wir da sind, erhaltet ihr eine vollständige Einweisung.«
    »Wie
viele?«, fragte Ahmed. Er war der Jüngste im Team, glatt rasiert mit einem
gepflegten Schnurrbart.
    »Es geht
nicht um Opfer - zumindest nicht darum, Menschen umzubringen.«
    »Was
dann?« Das war Fa'ad. Er war Kuwaiti, hochgewachsen und gut aussehend.
    »Auch das
erfahrt ihr rechtzeitig.« Er zog ein Blatt Papier aus der Tasche und
entfaltete es auf dem Tisch. Es war der Computerausdruck einer Landkarte, auf
dem mit Bildbearbeitungssoftware alle Ortsnamen entfernt worden waren.
    »Das
Problem ist, den besten Punkt zum Eindringen zu finden«, meinte Ibrahim. »Das
Gelände ist ziemlich gut bewacht, innen wie außen. Die nötigen Sprengladungen
sind nicht groß, sie passen alle in einen Rucksack. Die Wachleute inspizieren
den Bereich zweimal pro Tag, also kommt es auf das Timing an.«
    »Wenn du
mir die Spezifikationen für den Sprengstoff besorgst, kann ich mit der Planung
anfangen«, sagte Fa'ad. Er freute sich, seine Ausbildung für die heilige Sache
Allahs einsetzen zu können. Die anderen meinten, er sei ein bisschen zu stolz
auf seinen Ingenieursabschluss an der Universität von Kairo.
    Ibrahim
nickte.
    »Was ist
mit der Polizei und den Geheimdiensten?«, fragte Hadi.
    Ibrahim
winkte ab. »Kein Problem.«
    Sein
lässiger Ton war nicht authentisch: In Wirklichkeit hatte er Angst vor den
Ermittlern. Sie waren wie böse Dschinns mit ihrer Art, sich ein Beweisstück
anzusehen und dann wie durch Zauberei Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Man
wusste nie, was sie schon wussten und welche Schlüsse sie bereits gezogen
hatten. Und seine Hauptaufgabe war es, nicht zu existieren. Niemand sollte
seinen Namen oder sein Gesicht kennen. Er reiste so anonym wie der Wüstenwind.
Der URC konnte nur fortbestehen, wenn er im Verborgenen blieb. Ibrahim reiste
mit zahlreichen unbekannten Kreditkarten - Bargeld war leider nicht mehr
anonym. Die Polizei fürchtete die Bargeldzahler und ließ sie nicht aus den
Augen. Er hatte genug Reisepässe zu Hause, um damit ein ganzes Außenministerium
zu beschäftigen. Jeder einzelne wurde

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