Clancy, Tom
gefallen hätte.«
Die
nächsten zehn Minuten unterhielten sie sich über ihre Familien, Sport und die
Welt im Allgemeinen. Dann sagte Ryan: »Was wollt ihr Jungs jetzt eigentlich machen?
Ich nehme an, die CIA hat euch beiden vorgeschlagen, in den Ruhestand zu
gehen. Wenn ihr ein Empfehlungsschreiben braucht, teilt es mir mit. Ihr beide
habt eurem Land wahrlich gut gedient.«
»Das war
eine Sache, über die wir mit Ihnen reden wollten«, erwiderte Clark. »Wir sind
Jimmy Hardesty in Langley begegnet, und der hat uns mit Tom Davis in Kontakt gebracht.«
»Oh?«,
rief Ryan erstaunt aus und setzte seinen Becher ab.
Clark
nickte. »Sie haben uns einen Job angeboten.«
Expräsident
Ryan dachte einen Moment nach. »Nun, auch ich selbst habe schon darüber
nachgedacht. Sie beide sind ideal dafür geeignet. Und was halten Sie von der
ganzen Einrichtung?«
»Eine gute
Sache. Es gibt noch ein paar Kinderkrankheiten, glaube ich, aber das war zu
erwarten.«
»Gerry
Hendley ist ein guter Mann. Ich hätte mich sonst nicht so sehr dafür
eingesetzt. Sie wissen von den Gnadenerlassen?«
Diesmal
antwortete Chavez. »Ja, in weiser Voraussicht - vielen Dank. Ich hoffe, dass
wir nie einen brauchen werden, aber es ist trotzdem schön zu wissen, dass es
sie gibt.«
Ryan
nickte. »Wie wär's jetzt mit einem Mittagessen?«
Und hiermit endet das Gespräch, musste Clark denken. Ob der Campus
nun eine Idee von Ryan war oder nicht, auf jeden Fall war die ganze
Angelegenheit mit äußerster Diskretion zu behandeln.
»Ich
dachte schon, Sie fragen nie«, sagte Clark, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Darf ich auf ein gutes Corned Beef hoffen?«
»Die
Lebensmittel stammen aus einem Delikatessengeschäft in Baltimore namens
Attman's. Das ist ein Vorteil des Secret Service. Da sie mich möglichst wenig
selbst machen lassen wollen, müssen sie mich pausenlos mit feinen Sachen
verwöhnen.«
»In den
alten Tagen haben sie die wohl aus dem Carnegie Deli in New York einfliegen
lassen«, vermutete Chavez.
Jetzt
musste Ryan schmunzeln. »Ab und zu. Man muss allerdings mit solchen Dingen
vorsichtig sein. Man wird dann nämlich leicht verwöhnt und bildet sich ein, man
habe das alles verdient. Dabei würde ich so gern wieder einmal selbst einkaufen
gehen, aber Andrea und ihre Leute werden regelrecht hysterisch, wenn ich das
nur vorschlage.« So hatte der Secret Service zum Beispiel darauf bestanden, in
das Haus eine Sprinkleranlage einzubauen. Ryan hatte sich gefügt, jedoch die
Rechnung danach selbst bezahlt, obwohl er sich die Kosten vom Finanzministerium
hätte erstatten lassen können. Er wollte sich jedoch nicht wie ein Monarch
fühlen. Jetzt führte er seine Gäste ins Esszimmer, in dem bereits ein gutes
Corned Beef auf sie alle wartete. Daneben gab es Kaisersemmeln und scharfen
Delikatesssenf, wie sich das gehörte.
»Gott sei
für ein gutes amerikanisches Essen gedankt«, rief Clark aus. »Ich liebe die
Briten und trinke auch gern ab und zu ein großes Glas John-Smith-Bier, aber
daheim ist eben doch daheim.«
Nach dem
Essen sagte Ryan: »Jetzt, da Sie beide wieder freie Männer sind, möchte ich zu
einer Sache Ihre Meinung hören: Was halten Sie vom neuen Langley?«
Clark
übernahm die Antwort: »Sie kennen mich, Jack. Wie lange habe ich nicht immer
wieder gefordert, das DO auszubauen?« Er meinte damit den sogenannten
Clandestine Service der CIA, die Abteilung für Geheimeinsätze mit all ihren
echten Spionen und Auslandsagenten. »Der Plan Blau war gerade erst angelaufen,
da schoss ihn dieser Wichser Kealty sofort wieder ab.«
»Sie
sprechen Arabisch, nicht wahr?«
»Wir
beide«, bestätigte Chavez. »John ist zwar besser als ich, aber ich kann den Weg
zur Herrentoilette erfragen, wenn es sein muss. Kein Paschtu allerdings.«
»Meines
ist ziemlich eingerostet«, sagte Clark. »Ich war ja auch seit ungefähr zwanzig
Jahren nicht mehr dort. Interessante Leute, diese Afghanen. Sie sind zäh und
tapfer, aber fürchterlich rückständig. Tatsächlich ist das Wichtigste dort der
Schlafmohn.«
»Ist er
wirklich ein so großes Problem?«
»Es gibt
dort einige echte Dollarmilliardäre, die ihr ganzes Vermögen mit Opium gemacht
haben. Sie leben wie die Könige und geben eine Unmenge Geld für Waffen und
Munition aus. Tatsächlich stammen alle harten Drogen, die man in den Straßen
von Südost-Washington kaufen kann, aus Afghanistan. Niemand scheint das zu
erkennen oder zu kümmern. Jedenfalls hat man diesen Eindruck. Das bringt
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