Clancy, Tom
nichts.«
»Wie viele
haben Sie gefangen?«, fragte Dominic.
»Ein paar,
alle in Europa. Sie sind nicht gut ausgebildet. Werden sie irgendwie
alarmiert, können sie schlau wie Füchse sein, aber das ist nicht dasselbe wie
Training. Wenn man also sehr vorsichtig ist, kann man sie ausschalten.
Übrigens hilft es, von hinten auf sie zu schießen. Dann können sie nämlich
nicht so leicht zurückschießen.«
Dominic
runzelte missbilligend die Stirn. »Hm.«
»Es geht
hier nicht um Fairness. Das ist keine Olympiade.«
»Stimmt
wohl.«
»Geht dir
aber gegen den Strich, nicht wahr?«
Dominic
dachte kurz darüber nach, dann zuckte er die Schultern. »Das hat damit nichts
zu tun, glaube ich - es ist nur eine andere Haltung.«
Clark
lächelte grimmig. »Willkommen auf der anderen Seite des Spiegels.« Er blickte
auf die Uhr. Das Flugzeug musste sich jetzt im Landeanflug befinden.
Es fiel Hadi immer auf, dass die Erde vom Flugzeug aus stets
gleich aussah - und doch anders. Entfernt, aber einladend, wenn man wieder zu
ihr hinabschwebte. Wie in Amerika, wenn die Straßen und Autos erkennbar wurden.
Er schätzte die Höhe danach ab, ob er einzelne Autos und Lastwagen ausmachen
konnte. Die Fluginformation auf seinem Minibildschirm zeigte eine Höhe von
4910 Fuß an und nahm schnell ab, Fluggeschwindigkeit 295 Meilen pro Stunde,
schon deutlich tiefer und langsamer, als die Flugdaten während des
Atlantikflugs gewesen waren. Bald würden sie landen, der Anzeige zufolge in
zehn Minuten. Genug Zeit für ihn, richtig aufzuwachen. Die Stewardess sammelte
die leeren Kaffeebecher ein. Italienischer Kaffee hatte einen ähnlich bitteren
Geschmack wie der Kaffee seiner fernen Jugendzeit, und wenn er ehrlich zu sich
selbst war, musste er sagen, dass ihm italienisches Essen sehr gut schmeckte.
Allerdings verwendeten sie ziemlich viel Schweinefleisch, und obwohl Hadi Wein
trank, mied er Schweinefleisch strikt.
Wenn er
aus dem Flugzeug stieg, würde er praktisch durch den Zoll und die Passkontrolle
tanzen, seinen Kontakt ausfindig machen und von ihm das Ticket für den
Anschlussflug nach Chicago erhalten. Der Kontakt würde ihn sogar zum
Abflugterminal für United Airlines Flug 1108 bringen. Zeit vielleicht für eine
Zigarette, aber nicht für längere Gespräche.
Am Zoll
und bei der Immigrationskontrolle würde er aufpassen müssen. Natürlich hatte er
nichts zu verzollen, nicht mal eine Flasche Wein aus Italien. Er sollte einen
Geschäftsmann spielen, für den solche Reisen reine Routine waren.
Juwelenhändler war sein Deckberuf. Er wusste genug über Edelsteine, um ein
kürzeres Fachgespräch führen zu können. Natürlich nicht genug, um einen echten
jüdischen Diamantenhändler zu täuschen, aber andererseits kannte er
verschiedene Techniken, ein Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, bis hin
zu nachgeahmten Akzenten. Nun gut, er war ein harmloser Geschäftsmann, dieser
Trip war Routine, aber es war sein erster Besuch in Kanada. Noch so ein Land
voller Ungläubiger, aber mit einfachen und sehr lockeren Regeln für
Transitreisende, also würden sie auch nichts gegen seinen Weiterflug
einzuwenden haben und ihn wahrscheinlich gar nicht bemerken, solange er keine
Waffen bei sich trug oder Ordnungswidrigkeiten beging -
Die
Landung war ein wenig rau. Vielleicht war auch die Crew müde. Was für ein furchtbares
Leben sie doch führten, dachte Hadi. Den ganzen Tag hockten sie in ihrem
Cockpit, konnten weder aufstehen noch herumgehen und mussten ihre Körperuhr
ständig auf andere Orte und Zeiten umstellen. Aber jeder Mann hat eben seinen
Platz im Leben, und schließlich war ihr Platz nicht schlecht bezahlt, wenn auch
ein wenig unangenehm, selbst für Ungläubige. Sein eigener Job und seine
Deckung erforderten, dass er ständig den umgänglichen Menschen mimte, sogar
gegenüber Ungläubigen, die gewohnheitsmäßig Schweine fraßen. Das war hart,
aber sein eigener Platz im Leben zwang ihn dazu. Das Flugzeug hielt an, und
zusammen mit den anderen 153 Passagieren an Bord stand er auf, nahm seine
Bordtasche und drängte sich zum Ausgang.
Kanadische
Beamte erkannte man an ihren marineblauen Schirmmützen, den ausdruckslosen
Gesichtern und den aufmerksamen, alles prüfenden Blicken. Das war das
Empfangspersonal, dem es im Übrigen scheißegal war, wen es in diesem
ungläubigen Land willkommen hieß. Wahrscheinlich gab es irgendwo im Umkreis
von ein, zwei Kilometern eine Moschee, aber er würde sie jetzt nicht aufsuchen.
Die Behörden
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