Clancy, Tom
Tür ins Wohnzimmer. Als er die Küche erreichte, schlug gerade
die Fliegengittertür zu. »Verdammter Mist!« Er wollte sie gerade öffnen, als er
einen lauten Knall hörte. Er hielt sofort an, kauerte sich nieder und zog sich
ins Wohnzimmer zurück. Dort lugte Clark bereits vorsichtig über die Fensterbank
nach draußen. In der Auffahrt warf ein Paar Scheinwerfer Lichtbahnen durch die
Dunkelheit. In einer von ihnen lag Masud. Eine Gestalt mit einer Pistole ging
zu ihm hinüber, kniete sich neben ihn und jagte ihm zwei Kugeln in den Kopf.
Dann stand sie wieder auf und entfernte sich, um schließlich aus dem hellen Scheinwerferlicht
zu verschwinden. Eine Autotür wurde zugeschlagen, und man hörte das Knirschen
von Reifen auf Kies.
Dann
herrschte wieder absolute Stille.
»Wer zum
Teufel war das?«, flüsterte Chavez.
»Der
Besuch, vor dem er Angst hatte.«
»Werden
Sie uns auch besuchen?«
»Sie haben
wohl geglaubt, dass er vor ihnen weglaufen wollte. Lass uns verschwinden,
bevor sie Zeit zum Nachdenken finden.«
Jack hörte
seinen Computer klingeln, die Erkennungsmelodie für eine neue E-Mail. Er
überflog sie kurz, las sie dann noch einmal gründlicher. »Hallo ...« Schließlich
griff er zum Telefon und rief Rick Bell an. Nachdem er ihm den Inhalt der Mail
kurz berichtet hatte, arrangierte Bell eine Konferenzschaltung mit Sam
Granger.
»Was
gibt's, Jack?«, fragte Bell.
»Sie wissen
doch, dass wir einen Burschen verdächtigen, ein URC-Kurier zu sein?«
»Hadi?«
»Richtig.
In seinen Finanzdaten haben wir eine Kreditkartennummer entdeckt. Zurzeit ist
er in einer Alitalia 747 von Da Vinci in Rom unterwegs nach Pearson, Toronto.«
»Und von
dort wohin?«
»Chicago,
aber darüber hinaus ist auf seinem Kreditkartenkonto noch nichts verbucht
worden.«
»Dann ist
das entweder sein Zielort«, meinte Bell, »oder ein Reinigungsjob.« Das war ein
alter CIA-Ausdruck, mit dem Reisen gemeint waren, durch die nur aufgedeckt
werden sollte, ob man verfolgt wurde oder nicht. »Chicago ist ein Knotenpunkt,
von dort könnte er überallhin fliegen, im Inland oder wieder ins Ausland.«
»Wie viel
Zeit haben wir?«, fragte Granger.
»Vier
Stunden«, antwortete Jack.
»Rick«,
sagte Granger, »wie sicher sind wir bei diesem Burschen?«
»Siebzig
Prozent. Er steht auf einer URC-Verteilerliste und ist ein Vielflieger: in den
USA, in Europa, in Südamerika. Meine Vermutung: Er ist entweder ein ständiger
URC-Kurier oder ein Schläfer, der nur bestimmte logistische Aufträge für den
URC unternimmt. Wie auch immer, er ist jedenfalls den Aufwand wert, denke ich.
Wir wissen, er sitzt im Flugzeug, wir kennen den Zielort und die Ankunftszeit.
Besser könnte es doch gar nicht sein.«
Granger
schwieg eine Weile, dann meinte er: »Okay, versammelt Kingfisher im
Besprechungsraum. Ich komme gleich runter.«
Was geht
ab?«, fragte Dominic Caruso, als er in den Konferenzraum schlenderte. Mit
Ausnahme von Clark und Chavez waren bereits alle anderen anwesend: Brian, Rick
Bell, Jerry Rounds.
Jack
erklärte kurz die Lage.
»Heilige
Scheiße.«
»Genau
meine Meinung.«
»Wann
landet der Flieger?«
»Laut
Flugplan um 15.20 Uhr«, antwortete Jack.
Sam
Granger kam herein und setzte sich an das Kopfende des Konferenztisches.
»Okay, hier ist es 8.40 Uhr, nach Toronto brauchen wir ungefähr siebzig oder
fünfundsiebzig Minuten. Das lässt uns nicht viel Zeit, um etwas zu
unternehmen. Jedenfalls nicht ohne offizielle Unterstützung. Bis wann werden
Clark und Chavez zurückerwartet?«
Rick Bell
blickte auf die Uhr. »In ungefähr vierzig Minuten.«
»Okay, ich
möchte, dass sie den Einsatz übernehmen. Jack, Sie haben Infos über Hadi
zusammengestellt?«
»Ja.« Jack
verteilte die Ausdrucke; danach herrschte eine Minute lang Schweigen, während
alle in dem Hand-out blätterten. Schließlich fragte Brian: »Haben wir kein Foto
von diesem Burschen?«
»Leider
nein«, antwortete Jack. »Auch keinerlei Beschreibung.«
»Von Rom
nach Toronto, von dort nach Chicago, und danach ... keine weiteren
Informationen, richtig?«
»Richtig«,
nickte Jack.
»Wenn das
hier eine FBI-Operation wäre«, überlegte Dominic laut, »würden wir die
kanadische Bundespolizei kontaktieren, den Flughafen mit Beamten in Zivil
überschwemmen und versuchen, den Jungen zu identifizieren. Wir würden ihn
beschatten, wo immer er dann auch hingeht. Aber das alles können wir nicht tun,
stimmt's?«
»Wir
können nach Toronto fliegen«, sagte Jack, »ihn
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