Clancy, Tom
würden es wahrscheinlich dulden, wenn ein Muslim Allah in einer
richtigen Moschee anbeten wollte, aber bestimmt wurden alle Moscheen überwacht
und die Gläubigen fotografiert. Sein Auftrag lautete, unsichtbar zu bleiben.
Er ist gelandet«, stellte Clark mit einem Blick auf den
Monitor fest, der zehn Meter entfernt hing.
»Alles,
was wir über ihn wissen, ist, dass er im Stehen pinkelt«, erinnerte Dominic
seine Kollegen an die Faktenlage.
Wo ist das
nächste WC?, fragte sich Clark. Eine Menge Leute suchten sofort nach der
Landung ein WC auf, weil sie im Flugzeug nicht pinkeln wollten. Bestimmt keine
schlechte Idee, auch diese Möglichkeit zu überprüfen. Spione waren keine
Roboter. Jeder hatte seine Eigenheiten, die ihn, wenn man sie entdeckt hatte,
verwundbar machten. Clark wurde plötzlich klar, dass er nie als Gegenspion
gearbeitet hatte. Seine Arbeit war immer gewesen, die Enttarnung von Agenten zu
verhindern ... Aber vielleicht hatte er dadurch genau das gelernt, was er für
diesen Job brauchte? Wenn es so war, würde er es bald merken. Sie suchten einen
Araber, wahrscheinlich Ende dreißig bis Mitte vierzig, männlich. Größe,
Gewicht, Haarfarbe, Augenfarbe - alles unbekannt. Der Mann war für Operationen
trainiert worden. Und wahrscheinlich würde er sich seiner Ausbildung entsprechend
verhalten.
Und ein
Kontakt würde ihn erwarten. Das wussten sie mit Sicherheit. Jemand musste ihm
schließlich das Ticket für den Anschlussflug überbringen. Der Kontakt war
vermutlich nicht so gut ausgebildet, vielleicht nur ein Schläfer? Oder
womöglich einer, der sich in der Organisation, zu der er gehörte, eine
Beförderung verdienen wollte. Der vielleicht clever, aber nicht besonders
erfahren oder gut ausgebildet war. Jemand, der den Ankömmling schon einmal
gesehen hatte? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vermutlich ein Fahrer. Er
würde also nach der Person Ausschau halten, die er abholen sollte. Den Blick
über alle Gesichter schweifen lassen, um ihn zu erkennen. Vielleicht hielt er
ein Schild hoch? Ja, klar, mit der Aufschrift DER EMIR ERWARTET SIE, dachte Clark mit spöttischem
Schnauben. Im Lauf der Zeit hatte er es schon mit elenden Dummköpfen zu tun
gehabt, aber so blöd war dann doch keiner gewesen. Genauso gut könnte er
draußen vor dem Terminal eine Pistole vor laufenden Überwachungskameras
auffressen. Diese Jungs mochten nicht das sein, was er, Clark, unter einem
Profi verstand, aber sie waren auch nicht blöd. Jemand hatte sie ausgebildet
oder ihre Organisation beraten, wie man sie für die Feldarbeit ausbildete. Das
war schließlich nicht allzu schwierig. Den Feinschliff bekam man nur durch
Erfahrung, aber die Grundlagen konnte ein halbwegs cleverer Bursche auch selbst
herausfinden. Seine vier Kollegen standen nebeneinander, das war nun wirklich
nicht clever. Er schlenderte zu Dominic hinüber.
»Wir
teilen uns in zwei Gruppen und stellen uns auf beide Seiten der Absperrung.
Dominic, du und Brian. Jack, du kommst mit Ding und mir.«
Dominic
und Brian fuhren mit der Rolltreppe nach unten und schlängelten sich auf der
gegenüberliegenden Seite wieder durch die Wartenden nach vorn, bis sie auf
gleicher Höhe mit Clark und Chavez standen. John tippte mit dem Finger auf
einen Nasenflügel; die Zwillinge beantworteten das Signal.
»Was
denkst du, Domingo?«, fragte Clark.
»Wen
meinst du - die beiden? Gute Instinkte, noch ein bisschen ungeschliffen, aber
das ist nur normal. Wenn es Probleme gibt, werden sie gut damit fertig, denke
ich.«
»Mildes
Urteil, besonders von einem Ninja«, kommentierte Clark.
»Die Nacht
ist unser, Baby.« Das war zwar schon eine ganze Weile her, gehörte aber zu
Domingos Persönlichkeit. Er war wirklich schwer zu entdecken. Klein, wie er
war, wurde er von den Leuten oft übersehen. Seine Augen konnten ihn verraten,
aber nur, wenn man sich die Zeit nahm und sein Gesicht genauer studierte. Domingo
war nicht groß genug, als dass ihn ein harter Bursche für voll genommen hätte,
bis er dann plötzlich auf dem Rücken lag und sich fragte, wie zum Teufel er in
diese Lage gekommen war. Seit Dings SEAL-Zeit hatten sich die Zeiten geändert.
Die 3. SOG hatte zwar ein paar John-Wayne-Typen hervorgebracht, aber die
Vertreter der neuen Generation glichen eher Marathonläufern - nicht sehr groß
und hager. Sie überlebten schon deshalb länger, weil sie schwerer zu treffen
waren. Aber ihre Augen waren anders, und dort zeigte sich der Unterschied.
Wenn man clever genug war,
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