Clancy, Tom
bringt uns vielleicht weiter.« Er drückte erneut auf die
Vorwärtstaste. »Dies ist der Koffer des anderen Mannes, vergrößert und
schärfer gestellt. Ich habe Gavin gebeten, das Ganze mit seiner Photoshop-Software
zu bearbeiten. Schaut euch genau die obere rechte Ecke an, dieses weiße
Rechteck.« Jack rief das nächste Bild auf, auf dem dieses Rechteck vergrößert
und in höherer Auflösung zu sehen war. »Es ist ein Gepäck-Aufkleber mit einem
Barcode.«
»Das
gibt's doch nicht«, murmelte Brian Caruso. »Ich liebe diese Computerscheiße.«
Hendley
wandte sich an Dominic. »Special Agent Caruso, das fällt wohl in Ihr Ressort.«
»Bin schon
unterwegs, Boss.«
Da er jetzt den Barcode kannte und über einen ungefähren
Zeitrahmen verfügte, brauchte Dominic mithilfe seiner alten FBI-Nummer eine
knappe Stunde, um den Namen des Besitzers dieses Koffers herauszufinden: Agong
Nayoan, Vizekonsul für Wirtschaftsangelegenheiten des Generalkonsulats der
Republik Indonesien in San Francisco.
»Eigentlich
wirkt der Mann harmlos«, sagte Dominic. »An dem Morgen, als er Hadi begegnete,
flog er von Vancouver über Chicago nach San Francisco. Das FBI-Field Office in
Frisco hat ihn vor ein paar Jahren routinemäßig überprüft. Dabei kam nichts
weiter heraus. Keine bekannten Verbindungen zu extremistischen Gruppen,
politisch gemäßigt, keine Vorstrafen ...«
»Zumindest
keine, die Jakarta zugeben würde«, unterbrach ihn Granger. »Oder er hat seine
Spuren immer gut verwischt. Immerhin haben wir ihn dabei ertappt, wie er einem
als URC-Kurier bekannten Mann heimlich etwas übergeben hat. Da muss also jemand
bei seiner Überprüfung geschludert haben.«
Mit seiner
Bevölkerung von fast 200 Millionen Muslimen war Indonesien nach den
Erkenntnissen vieler westlicher und anderer Geheimdienste in letzter Zeit zum
Hauptanwerbeland extremistischer Terrorgruppen geworden. Die mächtigsten unter
ihnen, die Jemaah Islamiyah, die Islamic Defenders' Front (FPI) und Laskar
Jihad, arbeiteten nicht nur organisatorisch und finanziell mit dem URC des
Emirs zusammen, sondern hatten auch Sympathisanten auf allen Ebenen der
indonesischen Regierung. Die Vorstellung, dass Agong Nayoan, ein führender
Beamter des indonesischen Konsulats, extremistische politische Neigungen
hatte, war für Jack also nicht weiter überraschend. Dass Nayoan bereit war, als
Verbindungsmann zu einem URC-Kurier tätig zu werden, hob seine Bedeutung jedoch
auf eine höhere Ebene.
»Was immer
Nayoan dazu bewog, sich auf diese Weise zu exponieren, es muss eine wirklich
große Sache sein«, sagte Jack. »Wird er erwischt, können wir nicht mehr machen,
als ihn zur Persona non grata zu erklären und des Landes zu verweisen. Was ihn
dann in Jakarta erwartet, steht auf einem ganz anderen Blatt. Daran sollten
wir jedoch immer denken.«
Die
indonesische BAKORSTANAS, die »Koordinierungsgruppe für die Einhaltung der
nationalen Stabilität«, hatte die breite und bewusst vage formulierte Aufgabe,
alle Bedrohungen der Republik aufzudecken und zu eliminieren. Dabei musste sie
kaum rechtliche Bestimmungen beachten und brauchte anderen staatlichen Organen
keinerlei Rechenschaft abzulegen. Wenn Nayoan also wegen des Vorwurfs, den URC
zu unterstützen, ausgewiesen wurde, konnte er bestenfalls darauf hoffen, in
einem dunklen Loch im berüchtigten Cipinang-Gefängnis jahrelang über seine
Schandtaten brüten zu dürfen. Die Regierung in Jakarta versuchte seit einigen
Jahren, aus dem wirtschaftlichen Schatten Chinas herauszutreten und sich dem
Westen als marktwirtschaftliches Gegengewicht gegen den ostasiatischen Koloss
zu verkaufen. Dies würde jedoch kaum Erfolg haben, wenn der Inselstaat in den
Ruf geriet, eine Brutstätte für Terroristen zu sein.
»Irgendwelche
Vorschläge?«, fragte Hendley und schaute Clark an.
»Wir
sollten der deutlicheren Spur folgen«, antwortete Clark. »Wir wissen, dass
Hadi nach Las Vegas unterwegs war, aber nicht, wo er danach abgeblieben ist.
Wir wissen jedoch genau, wo sich Nayoan aufhält und wo er herkam. Wir sollten
ihn beobachten — vielleicht bringt uns das weiter.«
Hendley
dachte darüber nach. Dann blickte er Granger an, der nickte. »Sie und Chavez«,
sagte Granger. »Fangen Sie in San Francisco an, dann schauen Sie sich in
Vancouver um. Nehmen Sie diesen Kerl auseinander.«
»Könnte
Jack uns begleiten?«, schlug Clark vor. »Das wäre eine gute Gelegenheit für
ihn, einmal den großen Zeh ins Wasser zu
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