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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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Jay Leno am Abend in
seiner Tonight Show auch sein
würde.
    Es
klopfte. Ryan ging zur Tür und öffnete sie. Er musste nicht übermäßig
vorsichtig sein - sein Sicherheitspersonal bewachte dieses Stockwerk wie einen
Atomwaffenbunker.
    »Hi, Arnie
und Callie«, grüßte er.
    Arnie van
Damm begutachtete ihn kritisch von oben bis unten. »Nun, Mr. President, freut
mich zu sehen, dass du noch weißt, wie du dich anziehen musst.«
    »Hast du
denn keine andere Krawatte?«, fragte Callie Weston.
    »Warum -
was ist falsch mit Rot?«, wollte Ryan wissen. »Zu aggressiv.«
    »Was
würdest du empfehlen?«
    »Himmelblau
wäre besser.«
    »Callie,
du machst deine Arbeit gut, aber bitte lass mich selbst entscheiden, was ich
anziehe, okay?«
    Callie
Weston brummte etwas Unverständliches, ließ aber das Thema auf sich beruhen.
    »Bereit?«,
fragte Arnie.
    »Zu spät,
um davonzulaufen«, antwortete Ryan. Das stimmte. Von jetzt an war er ein
Kandidat mit dem nötigen Siegeswillen und dem inneren Feuer. Mit blutgierigem
Blick und einem Rückgrat aus Stahl.
    Van Damm
sagte: »Und ich kann dich nicht überreden, dass du ...«
    »Nein.« Er
hatte mit Arnie und Callie lange über Georgetown gestritten — ob er den
Mordanschlag in die Ankündigungsrede aufnehmen solle oder nicht. Wie zu
erwarten hatten sich beide vehement dafür ausgesprochen, aber Ryan wollte
nichts davon hören. Der Zwischenfall würde im Wahlkampf bestimmt angesprochen
werden, aber nicht von ihm. Doch er wollte dem Thema auch nicht ausweichen.
    »Wie ist
das Publikum?«, fragte Ryan und schloss damit die Debatte endgültig ab.
    »Total
aufgedreht«, antwortete Arnie. »Es gibt heute wenig zu berichten, sie sind
vermutlich gottfroh, dich zu sehen. Damit können sie heute Abend mindestens
fünf Minuten Sendezeit füllen. Du wirst eine Menge Zahnpasta für sie
verkaufen, Jack. Und manche von ihnen mögen dich sogar.«
    »Wirklich?
Seit wann?«, fragte Ryan.
    »Die Leute
dort draußen sind nicht deine Feinde. Sie sind Vertreter der Presse und der
Medien. Neutrale Beobachter. Du solltest mehr Umgang mit ihnen pflegen, öfter
mal außerhalb des Protokolls mit ihnen reden. Mal mit ihnen ein Bier trinken
gehen. Gib ihnen die Chance, dich zu mögen. Du bist doch ein Mensch, den man mögen
kann! Nutze es!«
    »Ich werde
mal drüber nachdenken. Kaffee?«
    »Ist er
hier genießbar?«
    »Hatte
bisher keinen Grund, mich zu beschweren«, sagte Jack. Er ging zum Servierwagen,
den der Zimmerdienst hereingebracht hatte, und goss sich eine Tasse Kaffee
ein. Seine dritte heute. Das war dann aber auch die Grenze, denn zu viel
Koffein regte ihn auf. Im Weißen Haus war der Kaffee des Präsidenten immer
Jamaica Blue Mountain gewesen, der aus der ehemaligen britischen Kolonie kam
und weithin als bester Kaffee der Welt galt. Das war ein Kaffee!, dachte Jack. Oder vielleicht auch nur
deshalb, weil die Bohnen Bauxit enthielten?
    Wieder
drifteten Jacks Gedanken zu der zentralen Frage zurück: Wenn er tatsächlich gewann, wie würde er das Land
wieder auf den richtigen Kurs bringen? Ein derart komplexes Land wie die
Vereinigten Staaten von Amerika zu regieren war im Grunde eine Unmöglichkeit.
Zu viele Lobbys mit zu vielen Interessen, und jedes einzelne Anliegen war für
irgendjemand eine Frage von Leben und Tod, und dieser Jemand würde im
Fernsehen oder in der Presse mit viel Wirbel dafür sorgen, dass seiner Sichtweise
größte Aufmerksamkeit zuteil würde - möglichst lautstark natürlich. Der Präsident
mochte zuhören oder auch nicht. Dazu war sein Personal da, das gewährleisten
musste, dass nur die wirklich wichtigen Dinge bis auf seinen Schreibtisch
gelangten. Aber dadurch wurde er auch zur Geisel seines Stabs, und selbst ein
guter Mann konnte durch die Leute, die er für diesen Job selbst ausgewählt
hatte, in die Irre geleitet werden. Aus praktischen Gründen war allerdings die
Auswahl der Stabsmitarbeiter an die leitenden Stabsmitarbeiter delegiert
worden, die wiederum so viel Bedeutung ausstrahlten, dass man glauben konnte,
ein Job im Westflügel des Weißen Hauses oder im Old Executive Office Building
sei ein Gunstbeweis vom Herrgott persönlich. Doch solche Menschen konnten die
Gedanken ihres Präsidenten formen und prägen, und genau das taten sie auch,
schon dadurch, dass sie bestimmten, welche Vorgänge er überhaupt zu sehen
bekam. Und willst du wirklich darum kämpfen,
das alles noch mal vier lange Jahre mitzumachen?, fragte
sich Ryan. Was für ein verdammter Idiot du

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