Clancy, Tom
wegbringen?
Die
Carusos schlichen noch näher an die Dachüberhänge an Baris Innenhof heran,
legten sich auf den Bauch und krochen weiter, bis sie hinunterblicken konnten.
Der Bodyguard stand immer noch neben dem Durchgang, war aber im Dunkeln nur
als vager Schatten zu erkennen. Die Glut einer Zigarette leuchtete kurz auf,
dann verglomm sie wieder.
Von links
waren die Schritte jetzt sehr viel lauter zu hören, Schuhe, die über den Sand-
und Dreckbelag der Gasse scharrten. Dann hielten sie an - offenbar standen die
Männer vor Baris Tür. Die Carusos wussten, dass sie in den nächsten Sekunden
alles über die Konkurrenz erfahren würden, was sie wissen mussten. Die Polizei
würde brüllend ins Haus einfallen, alle anderen würden gleich losballern.
Nichts
davon geschah.
An der Tür
zum Innenhof klopfte es sanft. Baris Bodyguard warf die Kippe weg und beugte
sich in den offenen Durchgang, sagte etwas, dann ging er zur Hoftür hinüber.
Er zeigte keinerlei Anzeichen von Anspannung und griff auch nicht nach der
Waffe, die, wie Brian und Dominic vermuteten, unter dem Hemd in einem
Gürtelholster steckte. Die Carusos warfen sich einen verwunderten Blick zu. Erwartete Bari etwa Besuch?
Der
Bodyguard schob den Riegel zurück und öffnete die Tür.
Plopp. Plopp.
Die
Schüsse waren sehr gedämpft, nicht lauter als ein leichter Schlag mit der Hand
auf eine Tischplatte. Der Leibwächter taumelte zurück und stürzte zu Boden.
Vier Gestalten sprangen an ihm vorbei in den Innenhof. Eine fünfte Gestalt
folgte, blieb kurz neben dem Bodyguard stehen, um ihm eine dritte Kugel in den
Kopf zu jagen, dann folgte er den anderen.
Aus dem
Haus hörten die Carusos zwei weitere gedämpfte Schüsse, gefolgt von einem
Aufschrei, dann Stille. Zehn Sekunden später wurde Bari herausgeführt. Er hielt
die Hände am Hinterkopf verschränkt und wurde von den vier Eindringlingen
brutal vorangestoßen. Vor dem fünften Mann, der vermutlich der Anführer war,
stießen sie ihn auf die Knie. Der Anführer beugte sich nieder und sagte etwas
zu Bari. Bari schüttelte den Kopf. Der Mann versetzte ihm eine kräftige
Ohrfeige.
»Sie
suchen nach etwas«, flüsterte Dominic.
»Ja - URC,
was meinst du?«
»Vermutlich.
Sofern er nicht auch Aufträge für andere ausgeführt hat.«
Die
Befragung ging noch zwei oder drei Minuten lang weiter, dann gab der Anführer
den anderen ein Zeichen. Sie drückten Bari auf den Boden, banden die Hände mit
Klebeband auf dem Rücken zusammen und stopften einen Stofffetzen als Knebel in
seinen Mund. Schließlich schleppten sie ihn ins Haus.
»Mr. Bari
wird gleich ein paar Fingernägel verlieren«, meinte Brian.
»Wenn er
Glück hat. Wird wohl besser sein, wir holen ihn, bevor sie ihn allzu übel
zugerichtet haben.«
»Warten
wir noch ein paar Minuten. Dann wird er umso glücklicher sein, wenn ihn die
Kavallerie raushaut«, sagte Brian mit einem Grinsen, das Dominic schon halb
teuflisch vorkam.
»Brian,
verdammt, das ist Hardcore.«
»Nein, das
ist psychologische Kriegführung.«
Gleich
darauf waren aus dem Haus gedämpfte Schreie zu hören. Nach fünf Minuten blickte
Dominic von seiner Uhr auf und nickte. Brian kletterte zuerst vom Dach, hängte
sich an die Traufe und ließ sich dann zu Boden fallen, wo er den Aufprall
leichtfüßig abfederte. Gebückt und mit der Browning auf die Tür gerichtet,
lief er zur Mauer gegenüber, kniete nieder und nickte seinem Bruder zu. Wenige
Sekunden später stand Dominic im Innenhof und kauerte sich an der näher
gelegenen Mauer nieder.
Sie
bewegten sich gleichzeitig vorwärts, schlichen an den Mauern entlang, wobei sie
sich im Schatten hielten, bis Dominic Brian signalisierte, stehen zu bleiben.
Er selbst schlich noch ein Stück weiter, bis er einen Blick durch die Tür
werfen konnte. Mit Handzeichen gab er Brian zu verstehen: Drei Männer zu sehen. Links führt eine Tür zu einem weiteren Raum.
Kurzer Flur direkt hinter der Tür. Zwei nicht zu sehen.
Brian
nickte, signalisierte Dominic seinen Plan für den Angriff, der mit einem Nicken
bestätigt wurde. Dominic durchquerte die letzten drei Meter bis zu der Mauer,
in der sich die Tür befand, und schob sich langsam daran entlang, bis er neben
der Türzarge stand. Er beugte sich gerade weit genug vor, um einen schnellen
letzten Blick in den Raum werfen zu können, dann nickte er.
Brian
nickte ebenfalls - eins, zwei, drei ... richtete sich auf, trat durch die Tür,
die Browning vor sich ausgestreckt; Dominic folgte ihm
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